News • Reform der Krankenhäuser

Dialog statt Skandalisierung notwendig

Ein Ende der Skandalisierung fordert PD Dr. Michael A. Weber, wenn es um Regelungen für kleinere und mittlere Krankenhäuser geht. Anlässlich des 43. Deutschen Krankenhaustages macht sich der Präsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte (VLK) für Reformen und einen fairen Dialog stark.

portrait of Michael A. Weber
PD Dr. Michael A. Weber, Präsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands

Weber betont, dass planungssichere Regelungen für 2021 benötigt würden. Hier stehe der VLK an der Seite der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Für die Zukunft verlangt Weber eine individuelle Planung, „je nach betroffener Region und Standort und auch sozioökonomischem Versorgungsbedarf“.

Der VLK-Präsident wies in diesem Zusammenhang auf die Mitarbeiter der Krankenhäuser hin, die seit Beginn der Corona-Pandemie im Februar alles gäben, um die Patienten auch in Zeiten von Corona optimal zu versorgen: 3.500 belegte Intensivbetten und 15.000 behandelte Patienten auf den Allgemeinstationen sprächen eine deutliche Sprache, was die außergewöhnliche Beanspruchung angeht.

Die Mittel aus dem zweiten Rettungsschirm für die Krankenhäuser sollen zielgenauer eingesetzt werden. "Die Regelungen sind aber zu kompliziert und nicht umfassend genug eingesetzt", kritisiert Dr. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Eine komplette Neuorganisation der Kliniken in der Pandemie sei erforderlich, um die umfassende Behandlung der Patienten sicherzustellen. Dafür müsse das Regelsystem zurückgefahren werden, fordern VLK und DGK.

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Dr. Gerald Gaß (Aufnahme auf dem Hauptstadtkongress 2019 in Berlin

Die Präsidenten beider Organisationen, Weber und Gaß, warnen vor einer bewussten Stimmungsmache, bei der die Pandemie-Situation als Vorwand genutzt werde, einer radikalen Strukturbereinigung den politischen Weg zu ebnen. Dabei gebe es große Unterschiede in der Versorgungssituation, sowohl zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen, als auch zwischen den Bundesländern. "Hier geht es um die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Versorgung, dort um eine mangelnde Abstimmung des Leistungsgeschehens und Überkapazitäten. Wir brauchen deshalb eine individuelle Planung," so Weber. Sein Appell an die Politik lautet daher: "Die Alternative darf nicht mit oder ohne Krankenhaus heißen, man muss auch neue Versorgungskonzepte entwickeln. Krankenhausplanung ist Daseinsvorsorge, dazu benötigen wir auch eine Reform der Finanzierung."

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Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands
Quelle: VKD

Der VLK-Präsident begrüßt den Vorschlag von Dr. Josef Düllings eines gestuften Systems: Der Präsident des Verbands der Krankenhausdirektoren (VKD) hatte sich auf dem Krankenhaustag dafür ausgesprochen, dass sich Maximalversorger etwa auf schwerstkranke Covid-19 Patienten konzentrieren und Häuser der Grund- und Regelversorgung durch Übernahme der leichteren Fälle für Entlastung sorgen. Auch die vorgeschlagene Einrichtung von Polikliniken an den Krankenhäusern findet bei Weber Zustimmung; hier könnten jedoch auch die bereits bestehenden Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten ausgeweitet werden.

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Kongresspräsidentin Dr. Sabine Berninger
Quelle: KJF Klinik Josefinum

Eine ernüchternde Zwischenbilanz zog derweil Kongresspräsidentin Dr. Sabine Berninger mit Blick auf die "Konzertierte Aktion Pflege", die 2018 von Bundesgesundheits-, Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerium ins Leben gerufen worde war. Als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS) und des Deutschen Berufsbundes für Pflegeberufe (DBfK), kritisierte sie, dass trotz der Aktion noch nicht so viele Verbesserungen bei den Pflegenden angekommen seien wie erwartet und notwendig. „Wir müssen unser Pflegefachpersonal derzeit lageabhängig flexibel einsetzen. Lassen Sie uns den Weg frei machen für ein wissenschaftlich fundiertes Pflegepersonal-Bemessungsinstrument durch die Selbstverwaltung und dessen gesetzliche Verankerung. Als kurzfristige Zwischenlösung steht die PPR2.0 in den Startlöchern“, so Dr. Berninger mit Verweis auf das Update zur Pflegepersonal-Regelung.

Trotz dieser Baustellen zog Weber ein durchweg positives Fazit zum Deutschen Krankenhaustag, dessen Themenspektrum nicht vielfältiger und unterschiedlicher hätte sein können – von Covid-19 über Strukturreformen bis hin zu Pflegebudgets und mehr: "Die Krankenhäuser stellen sich den Herausforderungen, und sie wissen, dass sie ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Fels in der Brandung sind beim Kampf gegen die Corona-Pandemie", so der VLK-Präsident abschließend.

Die Beiträge des Kongresses können als Videos abgerufen werden unter www.deutscher-krankenhaustag.de

Quelle: Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag

27.11.2020

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