Diabetes bei Kindern belastet Familien oft psychisch und finanziell
Bundesweit leben derzeit etwa 30 000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren mit Diabetes Typ 1, dazu kommen noch Jugendliche mit Diabetes Typ 2, deren Zahl nur schwer zu bestimmen ist.
Viele Familien überfordert die Krankheit, bei der sie mehrmals täglich den Blutzuckerspiegel ihres Kindes kontrollieren und jede Mahlzeit berechnen müssen. Die Therapie ist so zeitintensiv, dass manche Mütter sogar ihren Job aufgeben. Fast die Hälfte klagt über finanzielle Nachteile. Einen Tag vor dem Weltkindertag bietet diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe einen Experten-Chat mit dem Kinderdiabetologen Professor Dr. med. Reinhard Holl aus Ulm an. Die Fragen beantwortet er live im Chat am Mittwoch, dem 19. September 2012, zwischen 17 und 19 Uhr.
Schon heute ist Diabetes die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Zunahme vor allem der jüngeren Kinder mit Diabetes Typ 1 hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. „Mütter und Väter der ganz kleinen Patienten fordert die Diagnose Diabetes am meisten“, sagt Professor Holl. Denn sehr junge Kinder verstehen den Sinn der täglichen Therapie noch nicht, weshalb sie sich oft mit aller Kraft den täglichen Insulinspritzen und dem Blutzuckermessen widersetzen. Zudem müssen Eltern darauf achten, wie viel sich ihr Kind bewegt und die Kohlenhydratmenge jeder Mahlzeit berechnen.
Diese zeitaufwendige Betreuung hat zur Folge, dass manche Mütter der jüngeren Kinder nach der Diagnose sogar ihren Beruf aufgeben. Über negative finanzielle Folgen berichten 47 Prozent. „Hierfür gibt es nur einen unzureichenden Ausgleich in Form einer Steuererleichterung“, sagt der diabetesDE-Chat-Experte Holl. Unverständlich bleibt für viele Familien, warum im Gegensatz zu anderen Krankheiten bei Diabetes Typ 1 kein Pflegegeld gewährt wird. „Einige dieser Eltern sind so überfordert, dass ihre eigene seelische Gesundheit bedroht ist“, ergänzt Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover.
Auch Lehrer oder Erzieher sind oft verunsichert. Ihnen fehlt das Wissen, ob und in welchem Maße sie die Verantwortung für ein Kind mit Diabetes übernehmen können und dürfen. Wie Lehrer sich richtig verhalten und wie Eltern die schwierige Doppelaufgabe bewältigen, einerseits liebevolle Erzieher zu sein und andererseits konsequente Therapeuten, erklärt Professor Holl am Mittwoch, dem 19. September 2012 im Chat.
Der Diabetes-Chat steht allen Internetnutzern kostenfrei zur Verfügung. Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie hier abrufen. Auf der diabetesDE-Homepage gibt es für Kinder eine deutschlandweite Suche nach Selbsthilfegruppen und Paten, Infobroschüren für Lehrer und Erzieher sowie ein Malbuch mit nützlichen Merklisten zu Unterzucker, Zwischenmahlzeiten, Blutzucker oder Sport unter www.diabetesde.org/kinder
18.09.2012