Der Spitzenstürmer in der Ultraschalldiagnostik
Der Aufsteiger hat ehrgeizige Ziele: Alpinion ist erst seit vier Jahren auf dem Markt. Und schon kündigt das Unternehmen an, einer der Spitzenanbieter für Ultraschalltechnik im mittleren Preissegment werden zu wollen. Geschäftsführer Thomas Roth erläutert im Gespräch mit Daniela Zimmermann, European Hospital, die innovativen Unternehmensstrategien und warum er überzeugt ist, dass sie aufgehen werden.
Alpinion ist ein relativ neuer Player auf den Ultraschallmarkt. Womit wollen Sie punkten?
Roth: Alpinion ist in der Tat ein junges Unternehmen. Zwei Ingenieure haben es erst 2007 gegründet. Beide arbeiten seit langem im Ultraschallbereich und waren zuvor bei führenden Firmen der Branche beschäftigt. Sie arbeiteten ehrgeizig daran, Ultraschallsysteme zu entwickeln, die sich auf die fundamentalen Dinge fokussieren, nämlich auf eine exzellente Bildqualität. Um das zu gewährleisten, konzentriert sich Alpinion auf eine spezielle Technologie, die Einkristalltechnologie.
Die Einkristalltechnologie ist aber nicht neu...
Roth: Nein, mit der Einkristalltechnologie arbeiten auch andere Unternehmen. Wir haben sie nicht erfunden. Aber wir haben den Herstellungsprozess optimiert und uns das Verfahren patentieren lassen. Für unsere Produkte verarbeiten wir hervorragende Materialien und nutzen Verfahren wie etwa die Züchtung von Kristallen, die bislang nur bei sehr hochwertigen Produkten zum Zuge kamen. So können wir die Einkristalltechnologie für Mid-Range Systeme nutzen. Unser Ultraschallsystem liegt im mittleren Preissegment und erzeugt eine exzellente Bildqualität, die das Niveau eines High-End- oder Premiumsystems erreicht. Wir werden eine Produktpalette im ,Brot-und-Butter-Segment‘ auf den Markt bringen. Die Geräte sollen erschwinglich sein und dem Kunden dennoch eine exzellente Bild- und Verarbeitungsqualität sowie Ergonomie bieten.
In welchen Ländern ist der größte Erfolg in Sicht?
Roth: Europas wichtigste Kunden sitzen in Deutschland. Deshalb haben wir neben unserem Stammsitz in Korea in Süddeutschland eine eigene Niederlassung gegründet. Wir wollen auf dem europäischen Markt präsent sein. Seit Anfang dieses Jahres bauen wir den Verkauf auf und haben in nur neun Monaten etwa 80 Handelspartner weltweit akquiriert.
Wie sind die ersten Erfahrungen mit den Kunden?
Roth: 2010 kam unser Prototyp E-Cube 9 auf dem Markt. Wir haben ihn auf dem Dreiländertreffen und der MEDICA vorgestellt. Die Resonanz war sehr positiv. Es ist ein Ultraschallsystem mit einem tollen Design und bester Bildqualität. Unsere Kunden waren erstaunt und überrascht. Das ist genau unsere Philosophie, aus solch einem Ultraschallsystem eine exzellente Bildqualität zu erzeugen.
Wer sind Ihre Kunden? Krankenhäuser? Niedergelassene Praxen?
Roth: Mit unserem Ultraschallsystem E-Cube 9 konzentrieren wir uns auf die niedergelassenen Praxen. Wir arbeiten an weiteren Produkten, die bis Ende des ersten Quartals 2012 marktreif sein werden: Ein System, das technisch unter dem E-Cube 9 System angesiedelt ist, aber auch ein weiteres, das mehr bietet sowie ein High-End Laptop Ultraschallsystem. Mit diesen Geräten werden wir uns im Klinikmarkt positionieren.
Was kann dieses Gerät dann mehr?
Roth: Das Gerät ist – was die Bildqualität angeht – noch leistungsfähiger. Es umfasst zusätzlich Merkmale und Features, die heute im Krankenhausbereich Standard sind, aber im niedergelassenen Markt bislang nicht wichtig sind. Mehr wird noch nicht verraten.
Ist das neue System auch für die Radiologie in den Kliniken vorgesehen?
Roth: Wir werden dieses System für verschiedene medizinische Disziplinen zum Einsatz bringen. Dass wir im kardiovaskulären Bereich beginnen, hat einen strategischen Hintergrund. Wir möchten von Anfang an zeigen, dass wir das Know-How haben, ein interdisziplinäres Produkt herstellen zu können und uns nicht nur auf eine bestimmte Fachrichtung oder Technologie konzentrieren. Beispielsweise gibt es ein anderes asiatisches Unternehmen, das einen stark gynäkologisch geprägten Ansatz gefahren ist. Es tut sich nun sehr schwer, in der Kardiologie bzw. im internistischen Bereich Fuß zu fassen. Das möchten wir vermeiden, indem wir von Anfang an auch kardiovaskulare Produkte im Portfolio haben.
Sie loben die Bildqualität ihrer Produkte. Gibt es dazu Vergleiche oder Studien?
Roth: Bildqualität ist eine subjektive Angelegenheit. Studien gibt es nicht. Wir hören aber die Urteile der Anwender, die die Angebote der verschiedenen Preisklassen kennen. Sie stellen uns natürlich auf den Prüfstand und vergleichen die Alpinion-Produkte mit den Referenzgeräten oder High-End-Systemen, die in ihren Kliniken vorhanden sind. Wir behaupten nicht, dass wir die beste Bildqualität im gesamten Ultraschallmarkt haben. Unsere Bildqualität ist jedoch – verglichen mit einem Ultraschallsystem in der gleichen Preisklasse – immer um ein bis zwei Geräteklassen besser.
Was sind die strategischen Ziele des Unternehmens für die nächsten fünf Jahre?
Roth: Unser strategisches Ziel ist es, weltweit ein Multimodality-Medizintechnik-Anbieter zu werden. Man könnte sagen: Wir wollen nicht gegen die großen Firmen in der ersten Bundesliga kämpfen, sondern möchten in der zweiten Bundesliga Platz eins oder zwei sein. Alpinion fokussiert sich deshalb nicht nur auf diagnostische Ultraschallsysteme. Wir engagieren uns momentan stark in der klinischen Evaluierung von therapeutischen Ultraschallsystemen. Das ist ein sehr interessantes und wichtiges Thema insbesondere in medizinisch hochentwickelten Ländern wie Deutschland. Die hochenergetischen Ultraschallanwendungen – kurz HIFU genannt – werden in der Krebsbehandlung zunehmend als Alternativen zur Bestrahlung angesehen. Das ist unser zweites Standbein und unser drittes ist, dass wir die Schallköpfe selbst fertigen. Darüber hinaus planen wir in den nächsten fünf Jahren weitere Produktzweige dazu zu nehmen, sei es durch Zukauf, sei es durch Eigenentwicklung, die den gesamten bildgebenden Diagnostikbereich abdecken. Wir sind daran interessiert, digitale Röntgengeräte, MR-Systeme, CT-Systeme, Monitoring-Systeme anzubieten und uns im Bereich Homecare zu etablieren. Das ist eine große Herausforderung. Wir werden nicht alles selbst entwickeln, sondern uns auf dem Markt umsehen, wer als Partner für uns in Frage kommen könnte.
Vielen Dank für das Gespräch!
30.11.2011