Der ist aber groß geworden!
RadiologieKongressRuhr feiert 5. Geburtstag!
Es war eine kleine Fortbildungsveranstaltung, eine für etwa 60 Leute, die der Stadt Bochum und der MedEcon Ruhr vorschwebten.
Es war ein Kongress für rund 400 Leute, den sich Prof. Lothar Heuser als wissenschaftlicher Initiator vorstellte. Am Ende war es der RadiologieKongress-Ruhr, der 2008 mit 600 Teilnehmern startete und heute der zweitgrößte Radiologenkongress in Deutschland ist. Im Gespräch mit dem RadiologieReportRuhr (RRR) blickt Lothar Heuser zurück auf die vergangenen fünf Jahre und auf das künftige Potenzial der Veranstaltung.
RRR: Prof. Heuser, welche Argumente sprachen seinerzeit für einen Kongress dieser Größe in der Rhein Ruhr Region? Lothar Heuser: Ich würde gerne anders herum anfangen: Die Tatsache, dass es in der Region von lokalen Fortbildungsveranstaltungen nur so wimmelt, sprach gegen eine kleinere Veranstaltung. Um etwas wirklich Neues auf die Beine zu stellen, bedurfte es einer gewissen Größe, einer professionellen Umsetzung und einer überregionalen Ausstrahlungskraft. Darum haben wir uns mit unserem An liegen an die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) gewandt, die über ausreichend Erfahrung in der Kongressplanung verfügt. Was die DRG von der Idee überzeugte, war einerseits der Standort mitten in Nordrhein Westfalen. Hier finden wir deutschlandweit die größte Dichte an Universitätskliniken, Krankenhäusern und Praxen. Darüber hinaus ist Bochum verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Andererseits konnten wir ein tragfähiges Konzept vorlegen, das einen hohen praktischen Bezug vorweist und die Fortbildung der Ärzte, der Facharztanwärter, der MTRA und der Studenten in den Mittelpunkt stellt. Ziel vom RadiologieKongressRuhr war es von Beginn an, neue Entwicklungen des Faches zu präsentieren, die bereits in der Praxis angekommen sind. Die wissenschaftliche Forschung tritt eher in den Hintergrund. Ein dritter Erfolgsfaktor lag darin begründet, dass wir bei der Anfrage der Referenten sehr wählerisch waren und wirklich nur die Besten ihres Faches nach Bochum eingeladen haben – ein Ansatz, den wir bis heute verfolgen. RRR: Was bei der Vielfalt der Themen, die über die Jahre hinweg gewachsen ist, bedeutet, den Blick sehr weit schweifen lassen zu müssen... Lothar Heuser: Ja, wir fragen bei Referenten aus ganz Deutschland und aus den deutschsprachigen Nachbarländern an – und glücklicherweise sagen die meisten einen Besuch in Bochum zu. Das zeigt auch den Stellenwert, den der Kongress mittlerweile hat. Was die Vielfalt der Themen betrifft, so ist diese in einem curricularen Konzept geordnet: Wir wollten den Körper anatomisch komplett abbilden und verschiedene Erkrankungsgruppen systematisch abarbeiten, um dem Fortbildungscharakter gerecht zu werden. Geplant war, innerhalb eines Zyklus von etwa fünf Jahren nahezu alle für die Praxis relevanten Aspekte abzudecken. Nach dieser Zeit kann man wieder von vorn beginnen, weil der Fortschritt dann neue Inhalte generiert hat. Entscheidend für das Programm und die Auswahl der Vorträge und Referenten ist auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gesellschaften, wie der Rheinisch Westfälischen Röntgengesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin und dem Verband der Medizinisch Technischen Berufe. Sie alle bringen wichtige Themen in die Planung ein und sorgen damit für die oftmals gelobte Vielfalt des Kongresses.
RRR: Mittlerweile zieht der Kongress weite Kreise und lockt sogar Teilnehmer aus anderen Bundesländern. Auch die Anfragen der Industrie übersteigen teilweise die Kapazität der Ausstellungsfläche. Zeit, um über eine Neustrukturierung des Kongresses nachzudenken? Lothar Heuser: Nein, das jetzige Format bietet noch viele Freiräume – und das ist durchaus wörtlich gemeint. Der RuhrCongress in Bochum verfügt über Räume, die bis zu 3.000 Leute aufnehmen können – eine Zahl, von der wir noch weit entfernt sind. Auch die Ausstellungsfläche kann auf das Untergeschoss ausgedehnt werden. Wenn die Nachfrage seitens der Teilnehmer und der Industrie konstant hoch bleibt, kann man über eine Expansion nachdenken. Man sollte jedoch auch nicht übermütig werden. Entscheidend ist, auf die Bedürfnisse der Beteiligten zu hören und nicht an starren Strukturen festzuhalten. Wir müssen flexibel bleiben, auch gegen über der Industrie, die einen wichtigen Part einnimmt.
RRR: Von den Zahlen einmal abgesehen: Hat sich der Kongress auch inhaltlich in Ihrem Sinne entwickelt? Lothar Heuser: Das meiste hat sich in der Tat so entwickelt, wie wir uns das zu Beginn überlegt haben. Wir haben aber auch besonders sensibel auf Feedback reagiert und entsprechende Anpassungen vorgenommen. Die pädiatrische Radiologie beispielsweise stand zunächst nicht auf dem Programm. Aufgrund der Nachfrage von Teilnehmerseite haben wir diesen Bereich seit dem vergangenen Jahr mit im Plan.
RRR: Wie muss sich der Kongress entwickeln, um weiter auf der Erfolgsspur zu bleiben? Lothar Heuser: Ich denke, wir müssen weiter auf Strömungen und Wünsche eingehen und schauen, welche Leute den Kongress besuchen und was diese geboten bekommen möchten. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass auch niederländische Kollegen die Nähe zu Bochum für ihre Fortbildung nutzen möchten, müssten wir über englischsprachige Formate nachdenken. Das ist momentan zwar nicht der Fall, aber denkbar. Konkret haben wir eine stärkere Fokussierung auf die interventionelle Radiologie angedacht – ein Feld, das sich sehr stark entwickelt. Das Wichtigste ist, dass der Kongress dynamisch bleibt und auch in Zukunft mit der Zeit geht.
RRR: Wir danken für das Gespräch!
IM PROFIL
Als Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Bochum-Langendreer wird Prof. Heuser in diesem Jahr zwar emeritiert – der Radiologie wird er aber zweifelsohne noch lange verbunden bleiben. Im Jahr 1985 übernahm Lothar Heuser als erster Leiter den neugegründeten Lehrstuhl des Faches im Rahmen des sogenannten Bochumer Modells und begründete damit das heutige Renommee des Instituts. Die Entwicklungen, die er in den vergangenen 27 Jahren miterleben und vorantreiben durfte waren immens – allen voran die Digitalisierung des Röntgens. Auch der Siegeszug der Schnittbildverfahren eröffnete den Medizinern ungeahnte Möglichkeiten bei der Charakterisierung und Quantifizierung des Körpers und der Organe. Eines der wichtigsten Verfahren, die Perfusions-CT, ist eine Entwicklung aus Bochum. Ebenfalls beeindruckend ist der Fortschritt in der interventionellen Radiologie: Zu Beginn seiner Karriere stand Prof. Heuser vor der Wahl zwischen drei Verfahren: dem „Dottern“ (= Ballondilatation) von Arterieneinengungen und -verschlüssen, der Embolisation mittels Partikeln oder flüssigen Embolisationsstoffen und der CT- und ultraschallgesteuerten Organpunktion. Heute verfügt die interventionelle Radiologie über mehr als 50 Verfahren für verschiedenste Einsatzgebiete von der Gefäß- bis zur Tumortherapie.
29.10.2012