Der Blick mit MR/PET auf Kindertumoren
Die Heilungschancen krebskranker Kinder haben deutlich zugenommen. Um Spätfolgen bei diesen Patienten zu vermeiden, soll die Strahlenbelastung in der bildgebenden Diagnostik verringert werden.
Vor dem Hintergrund dieser Anforderung stellten Tübinger Radiologen in Hamburg Studienergebnisse vor, die für MR/PET als diagnostisch gleichwertige, aber strahlungsärmere Alternative zu PET/CT sprechen. Nur in wenigen Einrichtungen kommt MR/ PET bislang klinisch zum Einsatz. Eine aktuelle – weltweit offensichtlich erste – Studie zu Tumoren an Kindern vergleicht die kostenintensive neue Hybridtechnologie mit PET/CT. Während PET/CT bei Erwachsenen in der Onkologie verbreitet Verwendung findet und gute Ergebnisse bringt, bietet MR/PET den Vorteil einer starken Reduktion der Strahlenbelastung. Die Kombination von PET – mit der Darstellung des Glukosestoffwechsels – und MRT mit deren hoher Orts- und Weichteilauflösung „eignet sich hervorragend zur Diagnostik solider Tumoren bei Kindern“, erläuterte Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Leiter der Abteilung Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Radiologische Universitätsklinik Tübingen. Er schätzt das Potenzial für Ausgangs- und Kontrolluntersuchungen in seinem Haus auf vier bis fünf pro Tag.
Die Studie soll MR/PET bei Kindern mit Tumorerkrankungen als neuen diagnostischen Standard etablieren. Bisher wurden rund 30 Kinder mit Tumoren der Lymphorgane und Weichteilorgane (Sarkome) untersucht, zwei der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Alle Patienten erhielten sowohl eine Ganzkörper-Untersuchung mit PET/CT als auch mit MR/PET, unter zweifacher Verwendung der PET-Bilder. Der Vergleich zeigte, dass „beide Methoden hinsichtlich der Erkennungsrate gleichwertig sind“, betonte der Radiologe Dr. Sergios Gatidis von der Tübinger Universitätsklinik. „Bei der Strahlenbelastung gibt es dagegen kein Patt, sondern einen eindeutigen Sieger: Die Strahlenbelastung der MR/PET liegt um rund 75 Prozent niedriger als bei der PET/CT.“ Außerdem ergaben sich Zusatzbefunde, etwa zu Metastasen. MR/ PET ist sensitiv und zugleich spezifisch, fasste Dr. Gatidis zusammen; allerdings müssen die Einsatzpotenziale jetzt bei unterschiedlichen Krebserkrankungen gezielt untersucht werden. Probleme bereitet unter anderem die Erkennung von Veränderungen in der Lunge und im knochennahen Bereich. Das Team um Prof. Schäfer und Dr. Gatidis will nun MR/PET bei Kindern im Rahmen multizentrischer Studien genauer überprüfen, denn „wir glauben, dass die MR/ PET neben der Reduktion der Strahlenexposition noch weitere Vorteile gegenüber anderen Verfahren in der Diagnostik von Tumoren bietet.“
30.05.2013