Health IT

Datenschutz ist Bremse des Innovationsmotors

Das deutsche Gesundheitssystem steht bekanntermaßen vor vielen Herausforderungen. Der Mehrbedarf, der zukünftig aufgrund der demografischen Entwicklung entsteht, wird nicht einem Mehr an Ressourcen gegenüberstehen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müsste die Versorgung des Patienten mit seinen Ansprüchen in den Mittelpunkt der aktuellen Entwicklung im Gesundheitswesen gestellt werden, betonte Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen in ihrer Keynote beim MEDICA HEALTH IT FORUM. „Wir müssen Innovationen und neue Techniken nicht in dem Sinne nutzen, was technisch machbar ist, sondern was für den Menschen wichtig und richtig ist.“

Report: Sascha Keutel

Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter...
Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, auf der Medica 2016.
Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann
Einen Schwerpunkt der weltgrössten Medizinmesse MEDICA bilden Anwendungen...
Einen Schwerpunkt der weltgrössten Medizinmesse MEDICA bilden Anwendungen medizinischer IT.
Quelle: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

Für Ministerin Steffens bedeutet dies, die Versorgung passgenauer zu gestalten. „Wir müssen das, was wir an Kompetenzen haben, auch wirklich dort hinbringen, wo Bedarf besteht und nicht anders herum.  Wir dürfen uns nicht mit den Strukturen, die wir heute haben, zufriedengeben“, forderte Steffens.  

So gibt es laut der Ministerin viele innovative Projekte in der Telemedizin, die die Menschen in Deutschland stark interessieren. Das hat eine repräsentative Befragung von rund 1.000 Verbrauchern ab 14 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom gezeigt. Darin erklärten 20 Prozent der Befragten, im Krankheitsfall unbedingt den eigenen Gesundheitszustand telemedizinisch überwachen zu lassen. Weitere 39 Prozent könnten sich demnach vorstellen, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen.

Daher sei es wichtig, die Kommunikation zwischen den Systemen in allen Bereichen zu optimieren und zu verbessern. Doch das Beispiel der elektronischen Patienten- und Fallakten zeige, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch mit Verbesserungspotenzialen ausgestattet sei. „Wir haben Digitalisierungsansätze, wir haben das Wissen, das Know-how und die Möglichkeiten. Aber wir haben nach wie vor ein sehr träges System. Wir haben Ängste, die verankert sind innerhalb der Akteure und bei den Nutzern.“ Insbesondere das Thema ‚Datensicherheit‘ sei „gerade im deutschen Gesundheitswesen seit Jahren ein Stück weit die Bremse des Motors“, sagte Steffen.

Datenschutz und das Selbstbestimmungsrecht bezüglich der Daten seien zwar wichtig. Doch gleichzeitig würden viele Betroffene, die Angst vor Datenmissbrauch hätten, mit ihren Wearables oder Smartphones die Sicherheit ihrer Daten an anderer Stelle mehr gefährden. Daher müsse zwar eindeutig geregelt werden, welcher Datenschutz im Gesundheitssystem in allen Kommunikationsschnittstellen implementiert werden soll. Doch dabei sollte der tatsächliche Nutzen der Telemedizin und Telematik im Vordergrund stehen.

15.11.2016

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