Stress-Kardiomyopathie
„Broken Heart Syndrome“ könnte Frühzeichen für Krebs sein
Krebs-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für eine Stress-Kardiomyopathie (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, TTC), eine Funktionsstörung des Herzmuskels. Es gibt Hinweise, dass diese ein Risikomarker für eine noch nicht diagnostizierte Krebserkrankung ist. Experten empfehlen deshalb TTC-Patienten grundsätzlich eine Krebs-Untersuchung.
Krebs-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für eine Stress-Kardiomyopathie (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, TTC), eine spezielle Funktionsstörung des Herzmuskels, die auch als „Broken Heart Syndrome“ geläufig ist. Umgekehrt gibt es Hinweise darauf, dass eine TTC ein Risikomarker für eine bislang nicht diagnostizierte Krebserkrankung sein kann. Das berichtet Dr. Christian Möller (Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Lübeck) auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim, zu der mehr als 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen. Zu Beginn der Untersuchung wurde bei 18 Prozent der TTC-Patienten eine Krebs-Grunderkrankung festgestellt. „Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse halten wir es für sinnvoll, bei TTC-Patienten eine ‚kleine Tumorsuche‘ durchzuführen, bestehend aus Röntgen des Brustkorbs, Ultraschall der Bauchregion, großem Blutbild sowie einer allgemein empfohlene altersabhängige Krebsvorsorge“, so Dr. Möller.
Ziel der Studie war es, die genaue Häufigkeit von Krebs in einer großen Gruppe von TTC-Patienten zu ermitteln und die Langzeitprognose zu untersuchen. Die Symptome einer TTC gleichen denen eines Herzinfarktes und treten meist unmittelbar nach emotionaler oder körperlicher Belastung auf.
Im Rahmen der Untersuchung wurden in Lübeck und München zwischen Februar 2004 und November 2014 insgesamt 286 TTC-Patienten erfasst. Die Patienten wurden in Register eingeschlossen, ihre Krankengeschichte wurde systematisch auf Krebserkrankungen hin untersucht. Im Anschluss erfolgte ein systematisches Follow-up inklusive einer Verlaufskontrolle der Herzfunktion. Die Langzeitprognose wurde über Telefoninterviews ermittelt, der Nachbeobachtungszeitraum betrug durchschnittlich vier Jahre.
Bei 18 Prozent der TTC-Patienten wurde eine Krebs-Grunderkrankung identifiziert. Abgesehen von arteriellem Bluthochdruck, der in der Gruppe mit Krebserkrankungen etwas häufiger auftrat, zeigten sich zwischen den beiden Gruppen (TTC-Patienten mit oder ohne Krebserkrankungen) keine signifikanten Unterschiede. Zunächst gab es in beiden Gruppen auch keinen Unterschied in der Sterblichkeit. Ab einem Jahr nach Diagnosestellung erhöhte sich jedoch die Langzeit-Sterblichkeit der TTC-Patienten mit Krebserkrankungen mit 27 Prozent gegenüber denen ohne Krebserkrankungen (11 Prozent) signifikant. Darüber hinaus zeigte sich in der Gruppe der TTC-Patienten mit Krebserkrankung ein signifikant erhöhter Anteil nicht-kardiovaskulärer Todesursachen (24 versus 6 Prozent). „Das ist hauptsächlich auf die zugrunde liegenden Krebserkrankungen zurückzuführen, die 75 Prozent aller nicht-kardiovaskulärer Todesfälle in dieser Gruppe ausmachten“, so Dr. Möller.
Die Experten halten es deshalb für sinnvoll, bei TTC-Patienten systematisch auf Krebserkrankungen zu achten. Dr. Möller: „Die Ursache für die Koinzidenz von Krebserkrankungen und TTC sowie deren pathophysiologische Hintergründe bleiben jedoch weiterhin unklar. Hier sind weiterführende Studien erforderlich.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V
01.04.2016