Diskussion

Big Data - mehr als nur Hype

Die Daten müssen besser aufbereitet werden! Gleich die erste Antwort von Annika Kaltenhauser (Ergosign GmbH) gab die Richtung vor bei der Abschlussdiskussion der conhIT Kongress Session 16 in Berlin. Nino Mangiapane aus dem Bundesministerium für Gesundheit, der zusammen mit Sebastian Claudius Semler (TMF) die Debatte über „Big Data in der Medizin - Hype oder Chance?“ leitete, hatte nach den nächsten Schritten bei der Umsetzung von Big Data in der Medizin gefragt. In die gleiche Kerbe hatte bereits Prof. Dr. Michael Krawczak (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) in seinem Konferenzbeitrag geschlagen, auch er Teilnehmer des Podiums - zusammen mit Dr. Marc Kämmerer (VISUS GmbH), Dr. Bernd Schütze (Telekom Healthcare Solutions) und Sebastian Zebbities (atacama Software GmbH).

Report: Nadine Wieners

Photo: Big Data - mehr als nur Hype
Quelle: panthermedia.net/Wavebreak Media Ltd

Die Diskussionsteilnehmer hatten dem interessierten Publikum in ihren Präsentationen bereits verschiedene Methoden, Ansätze und Erfahrungen vorgestellt, um nun in der Abschlussdiskussion die Kernfrage zu erörtern: Ob Big Data nur ein vorübergehender Hype ist, oder ob es eine wirkliche Chance für die Weiterentwicklung des E-Health-Sektors bietet.

In einem war sich das Podium einig: Die Richtung stimmt, doch noch fehlen viele Voraussetzungen, um die gesammelten Daten zu nutzen. So ging Sebastian Zebbities auf die Bedeutung der passenden Werkzeuge ein, mit deren Hilfe man aus der Menge an Daten auch sinnvolle Kausalitäten und Korrelationen ableiten kann.  

Für Michael Krawczak ist dagegen gerade das Datamining ein interessantes Werkzeug, um neue wissenschaftliche Fragestellungen zu erarbeiten. Doch ist auch Vorsicht geboten: So legte er den Fokus auf die Beibehaltung der bisherigen Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis und warnte davor, diese im Rahmen des "Big Data Hypes" zu schnell außer Acht zu lassen.  

Dem allerdings widersprach Bernd Schütze energisch: Es werde kein zu großer Hype um Big Data gemacht, beschreibt er auf die Frage nach seiner Sicht auf die Branche die derzeitige Situation. Zwar würden immer wieder Ergebnisse auftreten, die das Aufflackern eines Hypes nahelegen, generell habe die IT im Gesundheitsbereich aber wichtigere Probleme, wie zum Beispiel eine allgemeine WLAN-Versorgung in den Krankenhäusern. Er bestätigte daher, dass es nicht auf „Big oder Small Data ankomme, sondern vor allem die Frage zu stellen sei, ob die für die jeweilige Fragestellung relevanten Daten überhaupt vorhanden seien“. Auch Krawcak sieht in der Angemessenheit der Daten für das jeweilige Problem den Schlüssel zur Nutzung von Big Data in der Medizin.

Von Claudius Semler nach der Notwendigkeit und den Problemen des Datenschutzes gefragt, betonte Annika Kaltenhauser die Souveränität des Patienten. Im Idealfall solle der Patient darüber entscheiden, wem er welche Daten offenlegen und zur Verfügung stellen möchte. Auch Schütz setzt sich für die Selbstbestimmung des Einzelnen hinsichtlich des Datenschutzes ein. So bezeichnete er die aktuelle EU Datenschutzgrundverordnung als Chance für neue Denkansätze beim Datenschutz - insbesondere unter dem Gesichtspunkt der wachsenden Vernetzung von Versorgung und Forschung.  

Krawczak: „Nur mit anonymisierten Daten ist keine zukunftsweisende medizinische Forschung möglich“. Er plädierte vor allem für eine bessere Verknüpfung der vorhandenen Daten, um zum Beispiel auch Langzeitverläufe bestimmter Patienten einrichtungsübergreifend auswerten zu können. Er beschreibt die EU-Datenschutzgrundverordnung als „mit forschungsfreundlichem Grundtenor und sehr offen in diesem Bereich“ und hofft darauf, dass „der Gesetzgeber diese Verordnung im Hinblick auf eine zukunftsweisende Forschung umsetzt.“

Woher die Daten im Einzelnen kommen, spielt dagegen eigentlich kaum eine Rolle, darüber waren sich alle einig -  ob Big oder Small Data ist nicht die Frage. Von zentraler Bedeutung sind vielmehr neue Denkansätze und Konzepte, um die vorhandenen Daten besser verfügbar und einrichtungsübergreifend auswertbar zu machen. Big Data bietet eine Fülle an Informationen, die aber ohne die richtigen Werkzeuge keinen echten Mehrwert für die Forschung und Versorgung bieten.

29.04.2016

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