Aus der Praxis für die Praxis

Vom 27.- 29. September findet in Erlangen der Bayerische Röntgenkongress 2012 statt.

PD Dr. Karina Hofmann-Preiß
PD Dr. Karina Hofmann-Preiß

Liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich willkommen auf der 65. Jahrestagung der Bayerischen Röntgengesellschaft mit MTRA-Tagung in der Stadthalle Erlangen! Für manche von Ihnen bedeutete die Anfahrt schon fast eine kleine Weltreise. Es ehrt uns, dass Sie den weiten Weg ins Fränkische auf sich genommen haben. Das beweist einmal mehr, welcher Beliebtheit sich der BRK als großer regionaler Röntgenkongress in Deutschland erfreut und mit welchem Engagement Sie, liebe Gäste, ihren Beruf ausüben und der Fortbildung nachkommen. Wir haben für Sie ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das sowohl spannende Einblicke in die aktuelle wissenschaftliche Forschungslage bietet als auch wertvolle Kenntnisse für Ihren medizinischen Arbeitsalltag vermittelt.

Zehn Jahre sind vergangen, seit die Tagungspräsidentschaft das letzte Mal in den Händen der niedergelassenen Radiologen lag. In der Zwischenzeit hat der ambulante Sektor einen rasanten Wandel durchlebt. So arbeitet zwar unverändert der Großteil der heute in der Radiologie tätigen Fachärzte in der Niederlassung. Die Praxen stehen aber im zunehmend enger werdenden Kontakt zu Universitätskliniken und Krankenhäusern und engagieren sich auch in der Weiterbildung. Die niedergelassenen Radiologen erfüllen mittlerweile ein mannigfaltiges Aufgabenspektrum für Patienten und Klinik, das von der Grundversorgung bis zur hoch spezialisierten Diagnostik reicht. Während sie in der medizinischen Grundversorgung eine Filterfunktion übernehmen, treten sie im weiteren Therapieverlauf häufig als Ansprechpartner auch für ihre Klinikkollegen in Erscheinung, wenn es um sehr spezifische radiologische Fragestellungen geht. Junge Kollegen können heute Teile ihrer Weiterbildung auch in der Niederlassung ableisten – das führt dazu, dass sie das tägliche „Brot-und-Butter-Geschäft“ der Bildgebung vermehrt in der Niederlassung erlernen können.

Um diesen modernen Arbeitsbedingungen gerecht zu werden, haben wir uns in diesem Jahr für einen breit aufgestellten Schwerpunktkatalog mit starkem Bezug zur täglichen Routine entschieden. Unter anderem stehen Hybridbildgebung, Neuroradiologie, Kinderradiologie, Thoraxdiagnostik, muskuloskelettale Radiologie und Mammadiagnostik auf unserer Agenda.

Besonders exemplarisch zeigt sich der intensive Austausch zwischen ambulantem und stationärem Sektor bei der Hybridbildgebung. Keine andere Modalität hat in letzter Zeit solch eine Dynamik entwickelt, was Indikationsstellungen, Untersuchungstechniken sowie therapieentscheidende Anwendungsgebiete angeht. Auch wenn Hybridgeräte wie PET-CT und PET-MRT hauptsächlich in der Klinik angesiedelt sind, ist es gerade auch für den niedergelassenen Radiologen von immenser Bedeutung, sich in der Indikationsstellung zu diesen Untersuchungen auszukennen. Denn bei vielen Patienten, die heute ambulant betreut werden, empfiehlt sich zur Abklärung bestimmter diagnostischer Fragestellungen eine Überweisung zu einem kombinierten Untersuchungsverfahren. Während sich die PET-CT bereits gut etabliert hat, macht die PET-MRT eine rasante technologische Entwicklung durch. Auf dem BRK sollen Antworten auf die wichtigen Kernfragen gegeben werden: Wo liegen Anwendungsgebiete für die Hybridverfahren? Wo sind erste Ansätze für Untersuchungen mit PET-MRT vorhanden? Wo liegen die Limitationen? Was bietet die PET-MRT gegenüber der PET-CT möglicherweise für Vorteile? Wo sind heute schon Vorteile von PETCT im Vergleich zur PET-MRT erkennbar?

Ebenfalls gut aufgestellt zeigt sich unsere Region in der Neuroradiologie. Gleich zwei Standorte bieten die Möglichkeit einer Weiterbildung in diesem Schwerpunkt unseres Faches: die Neuroradiologische Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Arnd Dörfler) und das Institut für Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum Süd-Nürnberg (Chefärztin: Dr. Ingrid Bär). Neuroradiologische Fragestellungen begegnen uns auch im Alltag häufig und bedürfen deshalb einer immer wiederkehrenden Aktualisierung unserer Kenntnisse. Auch möchten wir die jungen Kollegen für die Möglichkeit der Weiterbildung in der Neuroradiologie sensibilisieren.

Währenddessen stellt die Mammadiagnostik neben der Muskuloskelettalbildgebung ein starkes Standbein für die Niedergelassenen dar. Das gilt auch für das Mammographie-Screening, das seit sieben Jahren in Deutschland flächendeckend in den Screening-Netzen durchgeführt wird. Ein guter Zeitpunkt, um Zwischenbilanz zu ziehen: Haben sich die Erwartungen erfüllt? Welche wissenschaftlichen Ergebnisse wurden erzielt? Wie geht es mit dem Programm zur Früherkennung von Brustkrebs weiter? Besonders freuen wir uns in diesem Zusammenhang über den Dialog zwischen den Kollegen aus Norwegen, die bereits auf 17 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet zurückblicken können, und unserem Referenzzentrum in München. Vorsorgeuntersuchungen sind zurzeit auch ein heiß diskutiertes Thema bei der Bekämpfung von Lungenkrebs. Neueste Studienergebnisse aus den USA legen nahe, dass durch gezielte Früherkennung mithilfe der Niedrigdosis-CT die Sterblichkeitsrate beim Lungenkarzinom um 20 Prozent gesenkt werden kann. Noch ist völlig offen, ob diese wissenschaftlichen Erkenntnisse ausreichen, um ein Lungenkrebs-Screening auch in Deutschland zu etablieren. Eine Einschätzung zur aktuellen Lage werden am Kongressfreitag zwei der wichtigsten Protagonisten in Deutschland zu diesem Thema geben.

Eine weitere Problematik bei der Thoraxdiagnostik, die uns im Besonderen beschäftigen wird, stellen die arbeitsbedingten Erkrankungen der Lunge dar. Diese stellen für den niedergelassenen wie auch für den in der Klinik tätigen Radiologen oft genug eine Herausforderung dar, weil ein entsprechendes Training in der Weiterbildung oft zu kurz kommt. Ähnliches gilt auch für die Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, die zwar weit verbreitet sind, aber häufig erst spät diagnostiziert werden. Umso wichtiger ist es uns, für dieses Thema zu sensibilisieren und den Blick für diese oft vernachlässigten Krankheitsbilder zu schärfen.

Die Schwerpunktthemen werden sich nicht nur wie ein roter Faden durch die üblichen Workshops, Refresher-Kurse und Plenarsitzungen ziehen, sondern auch unsere jungen Assistenzärzte durch die beliebte „Fit für den Facharzt“- Erfolgsserie hindurch begleiten. Auch der VTMB knüpft am Samstag bei der MTRA-Fortbildung in bewährter Weise an unsere Kongressinhalte an, sodass der BRK einmal mehr eine runde Sache für alle Beteiligten wird.

Und last, but not least: Versäumen Sie nicht, den Begrüßungsabend am Donnerstag zur geselligen Einstimmung auf unsere Jahrestagung zu genießen. In den urigen Stuben des „Alten Simpl“ in Erlangen gibt es nicht nur hausgemachte fränkische Schmankerln, sondern auch die original fränkische Gastfreundlichkeit zu erleben. Als festlicher Höhepunkt folgt dann am Freitag in Nürnberg unser Gesellschaftsabend im Verkehrsmuseum der Deutschen Bahn. Im ältesten eisenbahngeschichtlichen Museum in Deutschland werden wir zwischen alten Dampfrössern und modernen Elektroloks dinieren. Wetten, dass der ein oder andere Technikbegeisterte sich hier wieder an seine Kindheit erinnert?

Wir wünschen Ihnen spannende neue Eindrücke, einen regen Wissensaustausch und viel Spaß beim Lesen!

Ihre Tagungspräsidenten,

PD Dr. Karina Hofmann-Preiß, Erlangen

Visiting Professor (Wroclaw MU) Dr. Michael Cordes, Nürnberg

25.09.2012

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