Blutkrebs
Arsentrioxid kann Menschenleben retten
Eine seltene Erkrankung erfordert besondere Maßnahmen: Nur etwa 20.000 Menschen erhalten weltweit jährlich die Diagnose Akute Promyelozytäre Leukämie (APL), davon nur etwa 300 in Deutschland. Entsprechend schwierig ist die Forschung an dieser seltenen Unterform der Leukämie (Blutkrebs), die zu einer Störung der Blutgerinnung und lebensbedrohlichen Blutungen führt. Eine neue klinische Studie soll nun unter der Leitung von Forschern der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Experten aus ganz Europa zusammenbringen, um gemeinsam eine neue Behandlungsmethode für diesen Blutkrebs zu erproben.
Eine besondere Rolle spielt dabei das gemeinhin als Gift bekannte Arsenik oder Arsentrioxid. Neben 50 Kliniken aus Deutschland nehmen zahlreiche Krankenhäuser aus verschiedenen europäischen Ländern an der Studie teil.
Bisher wurde die APL hauptsächlich mit einer Kombination aus Chemotherapeutika und dem Vitamin-A-Abkömmling All-trans-Retinsäure (ATRA) behandelt. Damit lässt sie sich zwar anfänglich gut therapieren, die Reaktion ist aber oft nicht nachhaltig und mit Schädigung anderer Organe verbunden. In der APOLLO-Studie wird nun eine zusätzliche Behandlung mit Arsentrioxid erprobt. Obgleich die Substanz seit dem Altertum einen zwielichtigen Ruf als Mordgift inne hat, kann sie in der richtigen Dosis auch Menschenleben retten.
„In einer Vorläufer-Studie konnten wir Arsentrioxid bereits sehr erfolgreich einsetzen. Gemeinsam mit italienischen Kollegen haben wir eine Therapie entwickelt, bei der Arsentrioxid zusammen mit ATRA und einer Chemotherapie angewendet wird und so fast alle behandelten Patienten geheilt werden konnten“, erklärt Prof. Uwe Platzbecker (TU Dresden), der die Studie leitet. „Allerdings wurde die neue Therapie bisher nur an Patienten getestet, die nicht zur Hochrisiko-Gruppe gehören. Die Hochrisiko-Gruppe umfasst immerhin 30 Prozent der APL-Patienten und somit einen nicht zu vernachlässigenden Anteil.“
Die APOLLO-Studie wurde daher zur Untersuchung der neuen Behandlungsmethode bei Hochrisiko-APL-Patienten konzipiert. Als Direktoren der zuständigen Klinik sind Prof. Gerhard Ehninger und Prof. Martin Bornhäuser zuversichtlich: „Die Triple-Therapie hat das Potenzial, sich als neuer Standard zur Behandlung von Hochrisiko-APL zu etablieren - mit kürzeren Behandlungszeiten und einer besseren Verträglichkeit als die derzeit eingesetzten Therapien.“
Die akademisch initiierte Studie wird über eine Laufzeit von 6,5 Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 2 Millionen Euro gefördert. Die Studie wurde von Prof. Platzbecker in Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Kollegen entworfen. Der erste Patient soll Anfang 2016 mit der neuen Medikamentenkombination behandelt werden.
Quelle: Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
16.10.2015