3-Helium-MRT

Zielgenaue Lungendiagnostik findet noch kein therapeutisches Äquivalent

Anfänglich hohe Erwartungen haben sich jedoch bislang nicht ganz erfüllt, meint PD Dr. Klaus Gast, Radiologe am Radiologischen Institut Dr. von Essen in Koblenz.

Lunge eines gesunden Patienten
Lunge eines gesunden Patienten

Denn diese vierdimensionale Auflösung der Lungenfunktion bleibt derzeit noch ohne konkreten klinischen Nutzen: „Man kann heute Medikamente noch nicht gezielt in einzelne Lungensegmente applizieren“, sagt Gast, „sodass wir die Informationen, die uns die 3-Helium-MRT in solch hoher Auflösung gibt, nicht therapeutisch nutzen können“. Zwar erkennt man mittels 3-Helium-MRT sehr genau die Belüftung der verschiedenen Areale der Lunge, aber die derzeit verfügbaren Therapien, ob als Tablette oder zur Inhalation, wirken eben immer diffus verteilt im ganzen Organ.

Bei der Raucherlunge zum Beispiel ist nicht nur das Lungengewebe zum Teil zerstört, auch die Atemwege sind es. Die 3-Helium- MRT erlaubt eine zweifache Differenzierung: in Bereiche, die mehr, und solche, die weniger stark geschädigt sind, aber auch in Bereiche, wo vorwiegend die Atemwege, und in solche, wo überwiegend das Lungengewebe betroffen ist. Doch um zielgerichtet zu therapieren, müsste man auch hier Medikamente direkt in diese besonders geschädigten Areale applizieren können. Und genau das geht noch nicht, es gibt keine selektiv auf geschädigte Bereiche wirkenden lungengängigen Medikamente. „Damit ist die hohe Ortsauflösung der Information, wie wir sie mit der 3-Helium- MRT erhalten, praktisch für die Therapie kaum umsetzbar“, bedauert Gast, dersich Fortschritte in der Forschung wünscht, wie zum Beispiel Medikamentenmoleküle, die an Tracer gekoppelt in den Atemstrom oder die Blutbahn gebracht werden, sodass sie ganz bestimmte Lungenareale erreichen.

Die Methode wurde auch zur Früherkennung von Lungenerkrankungen eingesetzt. So gibt es Anhaltspunkte aus wissenschaftlichen Studien, die dafür sprechen, dass die 3-Helium-MRT bei Lungentransplantierten eine Organabstoßung frühzeitiger erkennen kann als die CT oder die pneumologische Lungenfunktionsdiagnostik. Die 3-Helium- MRT ist vor allem eine empfindliche Methode, die frühzeitig Belüftungsstörungen der Lunge aufdecken und sich bei der Ursachensuche sinnvoll mit bestehenden Methoden ergänzen kann.Bei Patienten mit Asthma bronchiale zeigt die 3-Helium-MRT das Verteilungsmuster des Gases in der Lunge, die Areale, die stärker betroffen sind, und die, die weniger stark betroffen sind. Auch hier erfolgt die Therapie nicht punktgenau, sondern das Medikament verteilt sich mehr oder weniger gleichmäßig im gesamten Organ. Allerdings könnte die 3-Helium-MRT die Therapieplanung erleichtern und mit ihr konnte man erstmals nachweisen, dass auch symptomfreie Asthmatiker Ventilationsdefekte haben, die unter Therapie verschwinden.

Weiterhin erlaubt es die Methode auch, die Größe von Lufträumen zu vermessen – wichtig bei Lungenemphysemen, wo die Membrandefekte dazu führen, dass aus vielen kleinen Lungenbläschen letztendlich wenige große werden – und so ein Maß für die Intensität des Emphysems zu erhalten. Darüber hinaus kann man mit der 3-Helium- MRT den Sauerstoffgehalt in der Lunge messen, kann ermitteln, wie stark ein erkrankter Lungenanteil noch zum Gasaustausch beiträgt, und könnte so entscheiden, ob eine chirurgische (Resektion) oder endoskopische (Atemwegsventile) Lungenvolumenreduktion angezeigt ist. Derzeit ist die 3-Helium-MRT ein faszinierendes Forschungsinstrument. Für einen Durchbruch, meint Gast, wäre eswünschenswert, „dass die Methode klinische Relevanz erreicht, also auch zu einer Therapieentscheidung führt. Denn sonst ist dieses Verfahren zu komplex und zu teuer“.

IM PROFIL

PD Dr. Klaus K. Gast, seit 2013 Partner beim Radiologischen Institut Dr. von Essen in Koblenz, habilitierte sich 2009 mit dem Thema „Bildgebende Diagnostik pulmonaler Ventilationsstörungen mit der 3-Helium-MRT: Validierung und klinischer Einsatz“. Das Thema blieb ein Schwerpunkt, den Dr. Gast in von der EU geförderten Studien und nationalen Projekten weiterverfolgt hat. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die MRT der Lunge und der Atemwege. Dr. Gast ist Mitglied der Deutschen Röntgengesellschaft, der International Society of Magnetic Resonance und der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Gutachter verschiedener Wissenschaftspublikationen.

30.05.2013

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