Chronische Infektionen
Antikörper entfernt: Hilfe bei resistenten Bakterien
Experten der University of Birmingham haben mit Kollegen aus Newcastle einen neuen Ansatz zur Behandlung antibiotikaresistenter Bakterien gefunden. Die Entfernung von Antikörpern aus dem Blut verringerte die Folgen chronischer Infektionen, die Dauer des Krankenhausaufenthalts und den Einsatz von Antibiotika.
Tests bei Bronchiektase
Die Forscher identifizierten zwei antibiotikaresistente Patienten mit Bronchiektase, die an chronischen Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa litten. Dabei handelte es sich um einen 64 Jahre alten Mann und eine 69 Jahre alte Frau. Beide leiden seit ihrer Kindheit an Bronchiektase, einer Krankheit, die zu einer irreversiblen Ausweitung der Atemwege in der Lunge führt.
Allein in Großbritannien sind mehr als 300.000 Patienten betroffen. Zu den Symptomen gehören chronischer Husten, Kurzatmigkeit, das Husten von Blut und Schmerzen in der Brust. An dieser Krankheit leiden häufig auch Menschen, bei denen aufgrund ihres Alters eine Lungentransplantation nicht mehr möglich ist. Chronische Infektionen der Lunge mit Pseudomonas aeruginosa treten bei diesen Patienten häufig auf.
Dieses Bakterium ist als multiresistenter Krankheitserreger bekannt. Charakteristisch sind ausgereifte Mechanismen bei der Resistenz gegen Antibiotika und die Verbindung mit schweren Erkrankungen. Die Patienten nahmen freiwillig an einer Erprobung eines neuen Behandlungsansatzes teil, der auf früheren Forschungsergebnissen der Forschung aufbaut.
Plasmapherese eingesetzt
Laut Ian Henderson von der University of Birmingham verfügten diese Personen über einen Überschuss eines bestimmten Antikörpers im Blut. Anders als gewohnt, verhinderte dieser Antikörper jedoch, dass das Immunsystem das Bakterium abtötete. Damit verschlechterte sich in Folge auch die Lungenerkrankung der Patienten. "Wir entschlossen uns daher, diesen Antikörper aus dem Blut zu entfernen. Die Ergebnisse waren durchweg positiv."
Tony De Soyza von der Newcastle University zufolge haben die Forscher nach einem völlig neuen Ansatz zur Lösung dieses Problems gesucht. "In Zusammenarbeit mit Nierenexperten und Immunologen setzten wir die Plasmapherese ein, die ähnlich wie eine Dialyse ist. Dabei wurde das Blutplasma entfernt, behandelt und wieder zugeführt. Dieser Vorgang wurde fünf Mal innerhalb einer Woche durchgeführt, um die Antikörper zu entfernen. Sie wurden dann mit Antikörpern von Blutspendern ersetzt."
Die Behandlung konnte die Fähigkeit wiederherstellen, die Bakterien zu bekämpfen. Beide Patienten berichteten von einer raschen Verbesserung ihres Gesundheitszustands und des Wohlbefindens. Sie verfügten im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren über eine deutlich größere Unabhängigkeit und Mobilität. Laut Henderson sollen in einem nächsten Schritt Langzeitstudien erforschen, ob eine frühere Intervention mit einer etwas weniger aggressiven Behandlung helfen könnte, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.
Quelle: University of Birmingham
03.04.2017