Statistik
Antibiotikaverordnungen: Bayern auf Platz sechs
Die niedergelassenen Ärzte verschrieben vergangenes Jahr rechnerisch jedem Erwerbstätigen in Bayern 4,3 Tagesdosen Antibiotika. "Das war zwar rund ein Achtel weniger als im Bundeschnitt (4,9 Tagesdosen). Dennoch liegt der Freistaat nur auf Platz sechs im Bundesländervergleich", sagt Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern. Er bezieht sich auf den aktuellen Gesundheitsreport seiner Kasse und stellt dabei enorme Unterschiede fest.
Über 65 Prozent Unterschied zwischen den Bundesländern
Die Mediziner in Sachsen verordneten bundesweit mit 3,5 Tagesdosen die wenigsten, im Saarland mit 5,8 die meisten Antibiotika. Bredl: "Das ist ein Unterschied von über 65 Prozent. Es fällt schwer, hier nur medizinische Gründe anzunehmen."
Zu viele Verordnungen fördern Resistenzen
Antibiotische Medikamente wie Penicillin bekämpfen seit Jahrzehnten wirkungsvoll bakterielle Infektionen beispielsweise eitrige Mandel- oder Lungenentzündungen. Bei virusbedingten Infektionen, wie der Mehrzahl der Atemwegserkrankungen, sind sie wirkungslos. "Der Anteil antibiotikaresistenter Bakterien ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen", so TK-Leiter Bredl. "Ursachen sind die häufigen, manchmal auch falschen Verordnungen, sowie vorzeitiges Absetzen der Medikamente ohne Abstimmung mit dem Arzt."
Verordnungszahlen bei Antibiotika so hoch wie 2008
Bereits im Jahr 2008 wurde in Deutschland die erste nationale Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) verabschiedet, um Antibiotikaresistenzen zu vermeiden und den Verbrauch dieser Medikament auf das Notwendige zu reduzierten. Bredl: "In der Langzeitbetrachtung unserer Gesundheitsreporte seit 2008 haben sich aber die Verordnungszahlen der Antibiotika bis heute kaum verändert." Der aktuelle Wert war in Bayern vergangenes Jahr so hoch wie 2008 und bundesweit nur um 0,1 Tagesdosen niedriger.
Bredl appelliert an die Ärzte ihr Verordnungsverhalten noch besser zu überprüfen. Patienten empfiehlt er, Antibiotika nicht unnötig zu fordern. Falls es doch mal notwendig sein sollte, müssen sich die Betroffenen bei der Einnahme strikt an die Anweisungen des Arztes halten.
Zum Hintergrund
Die Daten stammen aus den TK-Gesundheitsreporten 2009 bis 2016. Dafür wertete die Kasse die Krankschreibungen und Arzneiverordnungen der bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I. 2016 waren 4,6 Millionen Erwerbstätige, davon rund 613.500 in Bayern, bei der TK versichert. Das ist etwa siebte Erwerbsperson in Deutschland.
Quelle: Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Bayern
16.08.2016