Zwischen Realität und Wunschdenken – die nationale Telematikinfrastruktur

„Eine Telematikinfrastruktur ist in Deutschland nicht vorhanden", so VHitG-Vorstand Andreas Lange in seinem Beitrag zu den Erwartungen der Industrie an eine Telematikinfrastruktur. Es scheitere noch immer beispielsweise am Heilberufsausweis, um beispielsweise einen Arztbrief digital zu verarbeiten. Bisher kann der Brief zwar elektronisch generiert werden, jedoch wird er aufgrund der fehlenden Telematikinfrastruktur noch immer auf herkömmliche Weise signiert und in Papierform abgelegt. Für ein schnelleres Vorankommen fordert Lange eine Einbindung der Industrie für mehr Planungssicherheit sowie eine Finanzierung von Piloten.

Weiterhin müsse der bürokratische Aufwand verringert werden. Mit seinen Ausführungen knüpfte Lange direkt an die Ausführungen von Michael Bartkowiak (gematik) an, der als Rahmenbedingungen der nationalen Telematikinfrastruktur unter anderem Zertifizierungsverfahren und Interoperabilität nannte. Neue Anwendungen würden sich leichter und effizienter in das Gesundheitswesen einführen lassen. Doch bis dahin ist noch einiges zu tun, stellte Lange realistisch fest. Mit einer stärkeren Einbindung der Industrie müssen zudem auf Basis der nationalen Telematikinfrastruktur neue Geschäftsmodelle erarbeitet werden, wofür sich der VHitG e.V. maßgeblich einsetze.

Ein funktionierendes Beispiel für die elektronische Patientenakte, deren Grundlage eine einheitliche Telematikinfrastruktur darstellt, zeigte Christian Bauer von der Knappschaft, die im Ruhrgebiet und im Saarland mit prospeGKT eine solche sektorenübergreifende Patientenakte etabliert hat. Bereits 10.000 Patienten seien in das Netzwerk integriert, zu dem ebenfalls 50 niedergelassene Ärzte und ein Krankenhaus zählen. Der Vorteil dieser Patientenakte sei, dass sie zwar vom Arzt geführt werde, der Patient bestimmt jedoch selbst, wem er seine Daten zugänglich macht. Somit werde ein hohes Maß an Patientensicherheit erzielt, eine Forderung die auch Andreas Lange in seinem Vortrag stellte.

Dass eine nationale Telematikinfrastruktur die Effizienz der Patientenbehandlung verbessert, darin waren sich die Session-Teilnehmer einig. Ungeklärt ist nach wie vor der Weg dorthin. 

20.04.2010

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