Was der Radiologe über das PET wissen sollte!
Die PET/CT hat sich in den letzten Jahren als versatiles und vielversprechendes Untersuchungsverfahren bewährt, vor allem in der Onkologie.
Professor Christoph Eilles, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Regensburg, stellt beim Bayerischen Röntgenkongress die Grundlagen onkologischer Diagnostik für den Radiologen vor.
„Radiologen sollten die Indikationen für die Durchführung einer PET/CT kennen und sie müssen darüber hinaus auch eine Vorstellung haben, was das Verfahren leisten und wann es sinnvollerweise angefordert oder empfohlen werden kann“, erklärt Professor Eilles. Da noch nicht alle Indikationen bekannt sind und diese in den letzten Jahren eine stetige Erweiterung erfahren haben, ist es wichtig, dass die Radiologen sich hier fortlaufend informieren.
Eine wichtige Voraussetzung um die PET-Daten beurteilen zu können, ist die Kenntnis der Stoffwechselvorgänge und das Wissen um die Möglichkeiten der verschiedenen Tracer auch auf Seiten der Radiologen. „Es gibt verschiedene Substanzen, mit denen wir arbeiten, allerdings ist momentan nur der FDGTracer zugelassen. Dieser Tracer liefert Informationen über den Zuckerstoffwechsel, was für die Darstellung der meisten Tumore ideal ist“, so Eilles. Aber es gibt auch Tumorentitäten, bei denen andere Tracer benötigt werden, wie beispielsweise das Cholin beim Prostatakarzinom oder das Tyrosin zur Detektion von Hirntumoren.
Bei einigen Fragestellungen ist inzwischen das PET/CT das Verfahren der Wahl, wie für das Staging des Bronchialkarzinoms. „Wenn der Radiologe einen derartigen Tumor entdeckt hat, ist die PET/CT das beste Verfahren um einen Überblick darüber zu bekommen, wie weit die Ausbreitung im Körper fortgeschritten ist“, schildert der Nuklearmediziner. Eine große Rolle spielt das Verfahren auch bei unklaren Befunden. Hier kann das PET/CT im Sinne einer Differenzierung zwischen Metastase, benignem Tumor oder dem Vorliegen einer Entzündung sehr hilfreich sein.
Da die PET/CT kein ausschließlich radiologisches Verfahren ist, muss der Nuklearmediziner die Medikation und Vorbehandlung in die Beurteilung einbeziehen. Die PET/CT gibt Auskunft über Stoffwechsel-Vorgänge, die man natürlich auch kennen muss. Auch dynamische Vorgänge müssen beachtet werden, wie das Verhalten des Tracers über die Zeit. „Zeit kann eine kritische Rolle spielen: Für die Unterscheidung zwischen Strahlennekrose oder Rezidiv bei Hirntumoren spielt es eine Rolle, ob der Tracer sich im Herd akkumuliert oder schnell ausgeschieden wird“, erklärt Eilles. Bei Hirntumoren ist die grundlegende Untersuchung zunächst eine MRT, deren Bilder dann später mit denen der PET/CT fusioniert werden. „Aber auch bei Hirntumoren kann präoperativ zunächst das PET/CT zum Einsatz kommen, da Ausläufer der Tumore im MRT nicht erkennbar sein können, und die genaue Lokalisation der besonders malignen Teile hier besonders gut möglich ist. Dies ist für eine Biopsie von besonderer Bedeutung“, sagt der Regensburger Experte, der es zudem schätzt, dass die Bilddaten aus dem PET/CT direkt in die Bestrahlungsgeräte übernommen werden können.
Neben der PET/CT gibt es mittlerweile auch Geräte für eine Hybridanwendung von MR und PET. „Ob diese Kombination in einem Gerät so erfolgreich sein wird wie bei der PET/CT, ist allerdings noch offen und wird derzeit in Studien untersucht. Denn bisher können die Bilder aus der MRT und PET auch mit Hilfe von Software gut fusioniert werden. Für die Diagnostik des Hirntumors könnte ein PET/MR allerdings dann hilfreich sein, wenn das PET/CT vor allem für die Schwächungskorrektur und das MRT für die Gewebedarstellung angewendet wird. Bei allen übrigen Tumoren außerhalb des Kopfbereiches wird das PET/CT zur Lokalisation eingesetzt, oft sogar in Kombination mit einer Kontrastmitteluntersuchung in einem Arbeitsgang.
Durch die Entwicklung des PET/CT ist eine Annäherung zwischen Radiologen und Nuklearmedizinern erfolgt und die beiden Fachgesellschaften haben Arbeitskreise gebildet, in denen auch über die Möglichkeit einer zumindest teilweise kombinierten Ausbildung für beide Fachrichtungen gesprochen wird. Eine Entwicklung, die Prof. Eilles mit Zufriedenheit zur Kenntnis nimmt: „Hier in Regensburg ist es schon so, dass einige Radiologen für ein Jahr bei uns in der Nuklearmedizin hospitieren, um so das PET besser beurteilen zu können. Denn jenseits der Frage, welche Modalität das beste Verfahren ist, sind vor allem Erfahrung und Expertise desjenigen, der das Gerät bedient, entscheidend“, so Eilles abschließend.
I M P R O F I L
Bevor Prof. Dr. Christoph Eilles mit der Medizin begann, studierte er im Hauptfach Klavier am Städtischen Konservatorium der Musik in Nürnberg und schloss dieses Fach mit der Reifeprüfung ab. Danach wechselte er zur Medizin, studierte in Nürnberg- Erlangen und promovierte an der Universitäts-Augenklinik der Friedrich- Alexander-Universität. 1989 erhielt er die Lehrbefugnis durch das Bayerische Staatsministerium. 1992 folgte er dem Ruf als ordentlicher Professor für Nuklearmedizin am Klinikum der Universität Regensburg, um nur einen Monat später die Leitung der dortigen Abteilung für Nuklearmedizin zu übernehmen. Christoph Eilles ist Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und im Beirat mehrerer Zeitschriften.
01.10.2012