DZHK-Studie

Pflaster gegen Blutgerinnsel

Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) startet eine neue klinische Studie zu einem innovativen und hochspezifischen Blutverdünner. Unter Federführung des DZHK-Standortes München wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie sicher und effektiv dieses nur lokal wirkende Präparat Blutgerinnsel bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung verhindern kann, die mit einem Herzkatheter behandelt werden.

Einer der leitenden Wissenschaftler der DZHK-Studie Revacept: Prof. Dr. med....
Einer der leitenden Wissenschaftler der DZHK-Studie Revacept: Prof. Dr. med. Adnan Kastrati, Deutsches Herzzentrum München
Quelle: Deutsches Herzzentrum München

Bei einer koronaren Herzerkrankung sind die Herzkranzgefäße verengt. Wenn die Ärzte mithilfe eines Katheters die Gefäße weiten, können die Ablagerungen (Plaques) reißen und die Wände der Blutgefäße verletzt werden. Solche kleinen Verletzungen sind ein Risikofaktor für Durchblutungsstörungen und Herzinfarkte, da sich an diesen Stellen Blutplättchen anlagern und Gerinnsel bilden können. Deshalb erhalten die Patienten schon während des Eingriffs blutverdünnende Medikamente, die verhindern, dass sich die Blutplättchen zusammenlagern.

Nachteil der bislang eingesetzten Medikamente ist, dass sie auch das Risiko für potenziell lebensbedrohliche Blutungen erhöhen. Denn sie hemmen einen zentralen Schritt der Blutstillung, das Zusammenlagern der Blutplättchen, im gesamten Körper. In der DZHK-Studie, in der das Deutsche Herzzentrum München federführend ist, soll untersucht werden, ob der neuartige Plättchenhemmer Revacept die Bildung von Blutgerinnseln bei einer Herzkatheteruntersuchung verringert, ohne das Blutungsrisiko zu erhöhen. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Blutverdünnern bindet Revacept nur an die verletzten Gefäßstellen und schirmt sie so ab, dass sich keine Blutplättchen anlagern können. „Revacept ist wie ein Pflaster, das die Läsion gezielt abdichtet“, veranschaulicht PD Dr. Stefanie Schüpke vom Deutschen Herzzentrum München.

Aus dem Labor zum Patienten

Der Entwicklung von Revacept sind Jahre intensiver Grundlagenforschung vorausgegangen, in denen Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München daran geforscht haben, wie Blutplättchen an verletzte Gefäßstellen binden. „Entscheidend war es, Strukturen ins Visier zu nehmen, die zwischen gesunden und atherosklerotischen Gefäßen unterscheiden“, erklärt Prof. Adnan Kastrati vom Deutschen Herzzentrum München, einer der Studienleiter. Deshalb haben die Wissenschaftler sich auf die Bindung der Blutplättchen an das Kollagen konzentriert, das nur bei verletzten Gefäßwänden in den Blutstrom ragt. Aus ihren Ergebnissen entstand der Wirkstoff Revacept. Er bindet gezielt an das Kollagen der geschädigten Stellen und verhindert so, dass sich dort Blutplättchen anlagern. „Revacept ist ein Beispiel für erfolgreiche translationale Forschung, bei der die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die Entwicklung innovativer Therapien münden“, verdeutlicht Prof. Thomas Eschenhagen, Vorstandssprecher des DZHK.

Erstmals bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit

Revacept wurde durch die Biotechfirma advanceCOR, einer Ausgründung der Technischen Universität München, zum Medikament für die Anwendung am Menschen weiterentwickelt. In einer vorangegangenen Studie mit gesunden Probanden hat sich bereits gezeigt, dass Revacept sicher und gut verträglich ist. Außerdem läuft bereits eine klinische Studie, die Revacept bei Schlaganfallpatienten untersucht. In der demnächst startenden Studie sollen nun erstmals 330 Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung untersucht werden, bei denen eine Katheterbehandlung geplant ist. Ein Teil der Patienten wird zusätzlich zu der üblichen Medikation mit Revacept behandelt. Während der Studie wird das Risiko für Blutungen kontrolliert und anhand eines Markers im Blut überprüft, ob Revacept Durchblutungsstörungen im Herzen ausreichend verhindert. Insgesamt beteiligen sich sechs DZHK-Standorte an der Studie, die auch vom Hersteller, der advanceCOR GmbH in Martinsried, finanziert wird.

Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

27.03.2017

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