Kontrastmittel vorsichtig einsetzen

Der Einsatz von Kontrastmitteln bei Röntgenuntersuchungen kann die Funktion der Nieren stören. Zwar sind die Probleme meist vorübergehend. Doch in 30 Prozent der Fälle führen sie zu einem bleibenden Schaden - bis hin zu einem lebensgefährlichen Versagen der Nieren. Wissenschaftler suchen deshalb nach Wegen, diesen Komplikationen vorzubeugen.

Professor Dr. med. Christiane Erley
Professor Dr. med. Christiane Erley

Ärzte nutzen Kontrastmittel in der Röntgendiagnostik, bei Magnetresonanztomografien (MRT) und Computertomografien (CT). Mit ihrer Hilfe lassen sich Strukturen und Funktionen des Körpers besser darstellen. Zudem erlauben sie es Diagnostikern, sicherer zwischen gesundem und krankhaft verändertem Gewebe zu unterscheiden. Doch Kontrastmittel haben – wenn auch selten – Nebenwirkungen.

Bestimmte Röntgen-Kontrastmittel können zum Beispiel die Nierenkanälchen schädigen und dazu führen, dass sich die Gefäße der Niere verengen. Diese ‚Kontrastmittel-Nephropathie’ verringert innerhalb von drei Tagen nach der Untersuchung die Funktion der Nieren. Der Arzt erkennt dies am Anstieg des sogenannten „Kreatinin“-Wertes im Blutserum.

In einigen Fällen bleibt das Problem langfristig bestehen. „Die Kontrastmittel-Nephropathie
führt in bis zu 30 Prozent der Fälle zu einem dauerhaften Nierenschaden“, sagt Professor Dr.
med. Christiane Erley, Berlin. Einer von 125 Patienten werde sogar – meist vorübergehend –
dialysepflichtig, betont die Chefärztin der Klinik für Dialyse am St.-Joseph-Krankenhaus im
Vorfeld des 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Wie hoch das Risiko bei der Verwendung von Kontrastmitteln ist, hängt unter anderem von der Art der Behandlung, vom Kontrastmittel und von dessen Dosis ab. Das höchste Risiko für eine
Kontrastmittel-Nephropathie birgt die CT-Untersuchung der Herzkranzgefäße. Besonders gefährdet sind Patienten mit bereits bestehenden Nierenschäden, Diabetiker und dehydrierte
Patienten. Auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie entwässernden Diuretika oder bestimmte Schmerzmedikamente können die Gefahr erhöhen.

Zu den Substanzen mit denen sich die Nieren möglicherweise schützen lassen, zählen „NAcetylcystein“, „Theophyllin“, und „Bikarbonat“. Noch ist die Datenlage nicht eindeutig genug, um die Studienergebnisse in die Praxis umzusetzen. „Es existieren trotz einer Vielzahl an Publikationen keine allgemein akzeptierten Richtlinien zur Prävention“, sagt Erley. Das bedeute
nicht, dass Ärzte das Risiko einfach in Kauf nehmen müssen. Um Komplikationen zu vermeiden
sollten die Mediziner Nutzen und Risiken der Untersuchung für den Patienten abwägen und die
Kontrastmitteldosis möglichst gering halten. Zudem trage eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
dazu bei, einer Nephropathie vorzubeugen, so Erley.

07.05.2009

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