Schnitt durch Brustkrebsgewebe: Wenn Immunzellen (kleine dunkle Zellen) in den...
Schnitt durch Brustkrebsgewebe: Wenn Immunzellen (kleine dunkle Zellen) in den Tumor einwandern, haben Brustkrebspatientinnen gute Chancen, dass die Chemotherapie anschlägt. Das linke Bild zeigt hauptsächlich Tumorzellen (runde violette Zellen). Auf der rechten Seite sieht man, wie körpereigene Abwehrzellen (tumor-infiltrierende Lymphozyten, TILs) den Tumor infiltrieren.
Quelle: DKFZ

News • Tumore infiltriert

Immunzellen sagen Heilungschancen bei Brustkrebs voraus

Wenn Immunzellen in den Tumor eindringen, gilt dies gemeinhin als gutes Zeichen, weil die körpereigene Abwehr gegen den Krebs vorzugehen scheint.

Bei bestimmten Brustkrebsformen entscheiden Immunzellen, sogenannte tumorinfiltrierende Lymphozyten (TILs), über die Überlebenschancen und sagen auch den Nutzen einer Chemotherapie voraus. Das zeigt die bisher größte Metastudie zum TIL-Gehalt von Wissenschaftlern des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) an der Charité - Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der German Breast Group. Im DKTK verbindet sich das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg als Kernzentrum langfristig mit onkologisch besonders ausgewiesenen universitären Partnerstandorten in Deutschland.

Die Entscheidung für oder gegen die Chemotherapie erweist sich bei Brustkrebs häufig als schwierig. Bereits vor der Operation kann die Behandlung einen bösartigen Tumor verkleinern, so dass weniger Gewebe entfernt werden muss. Sie ist aber auch mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden, so dass Ärzte Nutzen und Risiken für die Patientinnen abwägen müssen. Eine neue Studie beschreibt sogenannte tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) als wichtigen Faktor, um die Heilungschancen und den Nutzen einer Chemotherapie vorherzusagen. Viele TILs bedeuten, dass eine Chemotherapie besonders wirksam gegen die Tumoren sein wird.

In dieser Situation unterstützen sich die Chemotherapie und das Immunsystem gegenseitig, um den Tumor zu bekämpfen

Carsten Denkert

"Insbesondere bei schnell wachsenden Brusttumoren sind Immunzellen, die im Tumor nachweisbar sind, ein Zeichen für gute Heilungschancen, der Tumor ist dann für das Immunsystem sichtbar", erklärt Carsten Denkert vom Institut für Pathologie der Charité, der zu den Brustkrebsspezialisten im DKTK gehört. Denkert und seine Kollegen wollten wissen, wie zuverlässig der TIL-Gehalt als Biomarker für unterschiedliche Formen von Brustkrebs eingesetzt werden kann und welche Immunzelltypen dabei die entscheidenden Indikatoren sind. Dass es hier gravierende Unterschiede gibt, zeigte die bislang umfänglichste Untersuchung zum Immunzell-Gehalt bei Brustkrebs. Die Wissenschaftler und Ärzte analysierten den Anteil tumorinfiltrierender Immunzellen in 3771 Gewebeproben von Patientinnen aus sechs klinischen Brustkrebsstudien. Alle Frauen erhielten vor der Operation eine Chemotherapie. Dass ein hoher TIL-Spiegel mit besserem Ansprechen auf die Therapie und guten Überlebenschancen einhergeht, konnte die Studie eindeutig bei Patientinnen mit dem sogenannten triple-negativen und HER2-positiven Mammakarzinom zeigen. "In dieser Situation unterstützen sich die Chemotherapie und das Immunsystem gegenseitig, um den Tumor zu bekämpfen", sagt Denkert.

Ganz anders verhält es sich jedoch beim luminalen Subtyp (hormonrezeptor-positiv/HER2-negativ), wie die Studie zeigte. Patientinnen mit dieser Brustkrebsform zeigten insgesamt niedrigere TIL-Werte und hier waren die TILs nicht mit einem verbesserten Überleben assoziiert. "Wir gehen deshalb davon aus, dass diesem Brustkrebstyp eine andere Immunreaktion zugrunde liegt und die Zusammensetzung der eindringenden Immunzellen anders ist", fasst Denkert zusammen. Bei genauerem Hinschauen zeigte sich, dass vor allem Makrophagen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, im Tumor ein Zeichen für eine schlechte Prognose bei der luminalen Brustkrebsform sind. Ein hoher Anteil Antikörper-bildende B-Zellen korrelierte dagegen mit guten Überlebenschancen.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass der TIL-Gehalt bei einigen aggressiven Formen von Brustkrebs einen hohen prognostischen Wert hat, um vorhersagen zu können, welche Patientinnen von einer Chemotherapie profitieren", betont Denkert. Um das Ansprechen weiter zu verbessern, werden aktuell Immuntherapien getestet, die das Immunsystem zusätzlich gegen den Tumor aktivieren sollen. So werden am DKTK Standort Berlin in Zusammenarbeit mit der German Breast Group Biomarker-Untersuchungen in der klinischen Studie GeparNuevo durchgeführt, um herauszufinden, inwiefern sich die Immunzellen als Marker für eine erfolgreiche Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Hemmern eignen. TILs sollen künftig als Marker eingesetzt werden, um die Brustkrebstherapie für Patientinnen noch besser zu steuern.


Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

12.12.2017

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