Hilft fast immer
PRT und Fazettenblockaden
Die CT-gesteuerte Intervention ist eine der häufigsten interventionellen Prozeduren der Radiologie überhaupt und ermöglicht bei der Volkskrankheit Rückenschmerz, viele Patienten kurz- bis mittelfristig schmerzfrei zu bekommen.
Die Fazettenblockade und die periradikuläre Therapie (PRT) können ambulant, schnell und relativ kostengünstig durchgeführt werden, sodass nicht nur Radiologen, sondern auch Orthopäden, Neurochirurgen und sogar Allgemeinmediziner auf das Verfahren zurückgreifen, was die Kostenträger zum Einschreiten bewogen hat. Seit dem 1. April dieses Jahres können auf Beschluss des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) die CT-gestützten interventionellen Leistungen nur noch auf Überweisung eines zugelassenen Schmerzmediziners als Kassenleistung abgerechnet werden. Prof. Wolfgang Reith, Direktor der Neuroradiologischen Klinik der Universitätskliniken des Saarlandes erklärt gegenüber RadiologieReportRuhr, weshalb er dieses Verfahren nach wie vor schätzt und warum er an ihm festhält.
„Die Fazettenblockade und die PRT können bei fast allen Patienten mit chronischen oder akuten Rückenschmerzen unterschiedlichster Ursache durchgeführt werden, wie etwa einem Bandscheibenvorfall, einer Vorwölbung oder bei Lumboischialgien. Kontraindikationen gibt es eigentlich nicht, außer es bestehen neurologische Ausfälle wie eine manifeste Lähmung oder Blasenentleerungsstörungen, die eine sofortige Operation erfordern. Weitere Kontraindikationen sind Allergien gegen die applizierten Medikamente“, erklärt Prof. Reith. Die beiden Verfahren unterscheiden sich kaum voneinander: Bei der PRT wählt man für die Injektion der Nadel einen leicht lateralen Zugangsweg in das Neuroforamen; das Lokalanästhetikum und das Kortison können so direkt in der Nähe des Nervs appliziert werden und dort eine Schmerzmilderung erreichen. Dieses Vorgehen eignet sich vor allem bei einem Bandscheibenvorfall. Werden die Schmerzen aber eher durch kaputte Gelenke verursacht, kommt die Fazettenblockade zum Einsatz, bei der die degenerativ veränderten Fazetten senkrecht infiltriert werden.
Als Voraussetzung einer Intervention erachtet Prof. Reith eine vorausgehende gute neurologische Untersuchung und eine entsprechende Bildgebung mit CT oder MRT, wobei die degenerativ veränderten Fazettengelenke diagnostiziert werden. Stimmt dieser Befund mit den Schmerzausstrahlungen des Patienten überein, können ein bis zwei, manchmal auch drei Höhen gezielt infiltriert werden. Bei erfolgreicher Therapie kann das Verfahren mehrmals wiederholt werden, die Wirkdauer des injizierten Medikaments liegt zwischen zwei Wochen und vier Monaten. „Während dieser Zeit kann der Patient aus seiner Schonhaltung herauskommen und die Rückenmuskulatur wieder aufbauen. Wenn er weiterhin chronische Schmerzen hat, bestehen noch die Möglichkeiten, den Nerv zu denervieren oder aber zu operieren“, so der Radiologe.
Prof. Reith empfiehlt, das Verfahren unter CT-Kontrolle durchzuführen, die es erlaubt, die Nadel millimetergenau zu platzieren und auch zu korrigieren. Auch unter MRT ist das Verfahren sicher, von einem Durchleuchtungsbogen oder dem kompletten Verzicht auf eine Bildkontrolle rät der Radiologe aber ab: „Es besteht immer die Gefahr, dass man ein Blutgefäß trifft, eine Blutung oder Infektion auslöst oder sogar den Duralsack trifft und das Medikament interdural appliziert.“ Neben der rein therapeutischen Indikation gibt es auch noch die diagnostische Infiltration. Wenn ein Patient eine degenerativ veränderte Wirbelsäule hat, kann es unklar sein, welche Höhe führend ist, das heißt, wo minimal-invasiv eine Verbesserung erreicht werden kann. Prof. Reith: „In diesem Fall kann man erst die eine und dann die andere Höhe behandeln. Wenn die eine Höhe nichts bringt, die andere den Patienten aber schmerzfrei macht, dann ist die zweite Höhe ganz klar führend – und die wird dann operiert. Das nennt man eine diagnostische Infiltration, wenn der Befund von der Bildgebung und der Neurologie nicht klar ist, sondern erst durch die Intervention möglich wird. Und das ist aus meiner Sicht eigentlich diagnostisch ein richtig gutes Tool.“
IM PROFIL
Prof. Dr. Wolfgang Reith in München Medizin studiert und am Deutschen Krebsforschungszen-trum und der Universität Heidelberg seine Ausbildung zum Facharzt für Diagnostische Radiologie absolviert. 1997 habilitierte er sich und nach zwei Jahren als Oberarzt in der Neuroradiologie an der RWTH Aachen wechselte er im Jahr 2000 als Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an das Universitätsklinikum in Homburg-Saar.Seit 2004 ist er Geschäftsführender Direktor der Radiologischen Klinik der Universitätskliniken des Saarlands.
Veranstaltungshinweis:
Do., 07.11.2013
14:30–15:00 Uhr
CT-gesteuerte Schmerztherapien an der Wirbelsäule (Fazettenblockaden und PRT)
Session: Intervention: minimal-invasive Behandlungsmaßnahmen des Achsenskeletts
Congress-Saal
05.11.2013