Hightech-Forschung zur Nasenfunktion kann OPs verbessern

Die Nase ist nicht nur ein Sinnesorgan, das Tausende von Gerüchen wahrnimmt. Sie ist auch ein ausgeklügeltes und leistungsstarkes Klimagerät. Welche Folgen Verletzungen, aber auch Nasenoperationen auf die Luftströmung und Klimatisierungsfunktion in der Nase haben, erläutern Experten im Rahmen der 81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) vom 12.-16. Mai 2010 in Wiesbaden.

Auf dem kurzen Weg vom Naseneingang zum Rachen wird die Luft bis auf 35 °C erwärmt. Das ist nahezu Körpertemperatur. Die Luftfeuchtigkeit steigt auf 90 bis 95 Prozent an. Beim Ausatmen wird wieder Wärme und Feuchte entzogen. Pro Tag passieren bis zu 15000 Liter Luft die stark durchblutete Nasenschleimhaut, die wesentlichen Anteil an der Klimatisierung hat. Gleichzeitig ist die Nase ein effektiver Partikelfilter. Stäube werden über die feuchte Schleimhaut und deren Flimmerhärchen herausgefiltert.

Wie dies auf engstem Raum möglich ist, erforscht Professor Dr. med. Jörg Lindemann von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde an der Universität Ulm im Team in einem speziellen „rhinologischen“ Klimalabor. Weltweit existieren nur wenige Klimalabore dieser Art. Mit miniaturisierten Geräten messen die Experten Temperatur und Feuchte an verschiedenen Orten im Innern der Nase. In einer Computersimulation wird das Strömungsverhalten nachgezeichnet. Zum Einsatz kommt dabei eine Software, die auch im Flugzeugbau und in der Automobilindustrie als Windkanalsimulation verwendet wird.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Strömungsverhalten für die Klimafunktion von entscheidender Bedeutung ist”, sagt Lindemann: „Durch die Anatomie kommt es zu gezielten Turbulenzen. Sie verlangsamen den Luftstrom und verlängern den Kontakt der Luft mit der Schleimhaut.“ Erst dadurch wird die effiziente Erwärmung und Befeuchtung möglich. Verletzungen, Rauchen, aber auch Nasenoperationen können die Strömungslinien stören und die Klimatisierung stark beeinträchtigen. Professor Lindemann: „Die Folge ist eine trockene und krustige Nase.“

Um dies zu verhindern, wollen die Forscher in Zukunft vor geplanten Operationen eine Computersimulation durchführen. „Den Chirurgen soll damit die Möglichkeit gegeben werden, die Folgen des Eingriffs für Klimatisierungsfunktion und Luftströmung stärker zu berücksichtigen”, so Lindemann.

22.03.2010

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