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News • Folgen der Lebererkrankung
Hepatitis C: Erhöhtes Krebsrisiko trotz Heilung
Mit modernen Medikamenten kann Hepatitis C in nahezu allen Fällen geheilt werden. Liegt jedoch zum Zeitpunkt der Heilung bereits ein fortgeschrittener Leberschaden vor, bleibt ein Restrisiko für Leberkrebs und Komplikationen des Pfortaderhochdrucks, wie Bauchwasser, Blutungen aus dem Verdauungstrakt und Verwirrtheitszustände, weiterhin bestehen.
Neue Studien einer internationalen Forschungsgruppe unter Koordinierung der Medizinischen Universität (MedUni) Wien zeigen, dass zur Einschätzung des Risikos nach Therapieende primär die aktuelle Lebersteifigkeit herangezogen werden sollte. Die in den Fachzeitschriften Hepatology und Journal of Hepatology veröffentlichten Studienergebnisse tragen wesentlich zur Bestimmung des individuellen Risikos bei und ermöglichen eine individualisierte Nachsorge.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass bei vielen Patienten zumindest bezüglich der oben genannten Komplikationen des Pfortaderhochdrucks, also hepatischen Dekompensationsereignissen, Entwarnung gegeben werden kann
Georg Semmler
In der ersten der beiden aktuellen Studien analysierte die Forschungsgruppe der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie) der MedUni Wien Patienten aus mehreren europäischen Ländern, deren Hepatitis-C-Infektion bei fortgeschrittener, jedoch noch asymptomatischer Erkrankung geheilt wurde. „Interessanterweise kommt es zu keinem weiteren Abfall des Restrisikos für Krebs und Komplikationen des Pfortaderhochdrucks, wie Bauchwasser, Blutungen aus dem Verdauungstrakt und Verwirrtheitszustände, im Langzeitverlauf, also bis zu sechs Jahre nach der Therapie“, berichtet Georg Semmler, einer der Erstautoren der Studien. „Die gute Nachricht ist jedoch, dass bei vielen Patienten zumindest bezüglich der oben genannten Komplikationen des Pfortaderhochdrucks, also hepatischen Dekompensationsereignissen, Entwarnung gegeben werden kann.“
Die Langzeituntersuchung hat die eigens von den Experten der MedUni Wien für den international anerkannten Baveno VII Konsensus entwickelten und mittlerweile auch durch die europäische Lebergesellschaft (EASL) empfohlenen Kriterien bestätigt: Bei einer Lebersteifigkeit von <12 kPa und normaler Blutplättchenzahl nach Therapieende besteht kein Risiko für das Vorliegen eines Pfortaderhochdrucks. Bezüglich Leberkrebs ist die Situation komplexer, mit einem neuen Modell kann jedoch das individuelle Risiko eingeschätzt werden. „Über eine etwaige Beendigung der Überwachung mittels sechsmonatlichem Ultraschall der Leber muss jedoch auch bei geringem individuellen Risiko gemeinsam mit den Patienten entschieden werden“, erläutert Georg Semmler.
„Neben den von uns etablierten Kriterien wurde in Baveno VII auch die Veränderung der Lebersteifigkeit über die Zeit berücksichtigt. Basierend auf unseren Erkenntnissen sollte zumindest im Kontext der geheilten Hepatitis C jedoch primär auf den aktuellen Lebersteifigkeitswert geachtet werden“, hält Letztautor Mattias Mandorfer fest, der dem entsprechenden Kapitel des nächsten, international anerkannten Baveno VIII Konsensus vorstehen wird.
Quelle: Medizinische Universität Wien
20.08.2024