Größte Studie zur Usability von Krankenhaus-IT

Das Ziel einer Studie*, die vom Verband der Hersteller von IT-Lösungen im Gesundheitswesen veröffentlicht wurde, ist eine Statuserhebung zur Nutzbarkeit (Usability) von Krankenhaus-IT in Deutschland. Es wurden insbesondere Aspekte der Effektivität (Funktionalität), Effizienz (Softwareergonomie), sowie der Applikationsbetreuung berücksichtigt.

Insgesamt haben 4521 Personen aus 378 Kliniken an der Online-Umfrage teilgenommen, davon haben 1003 Personen aus 158 Kliniken den elektronischen Erhebungsbogen vollständig ausgefüllt. Damit konnte die bislang größte deutsche Datenbasis zur Usability von Krankenhaus-IT erhoben werden. Der direkte Nutzen der Klinik-IT für die Patientenbehandlung wurde von den Studienteilnehmern differenziert beurteilt: Auf der einen Seite nehmen die Verfügbarkeit von Patienteninformationen und tendenziell auch die Patientensicherheit zu, auf der anderen Seite wird festgestellt, dass die Verwendung von IT im Krankenhaus Zeit kostet, die in der Patientenversorgung fehlt.

Von den Anwendern wurde die uneinheitliche Bedienphilosophie der verschiedenen Systeme bemängelt. Dies könnte durch die Einführung oder stringentere Verwendung von Styleguides bei der Entwicklung von Anwenderoberflächen verbessert werden. Die Berücksichtigung plattformspezifischer Styleguides (z.B. Microsoft Windows Styleguide) könnte den Wiedererkennungswert für den Anwender erhöhen und potentiell zu einer
einheitlicheren Oberfläche über Systemgrenzen hinweg führen. Die Verantwortung liegt jedoch nicht allein bei den Herstellern. Kliniken sollten für die Parametrierung projektspezifische Styleguides nutzen und eine einheitliche Nutzung der Software durch ein Betriebskonzept sicherstellen.

Der Support wird allgemein als qualifiziert angesehen, jedoch werden die Reaktionszeiten insbesondere bei den patientennahen Berufsgruppen nicht immer als adäquat bewertet. Als Vorbilder im Hinblick auf die Verfügbarkeit aller notwendigen Informationen können am ehesten Systeme der Intensivmedizin und des Patientendatenmanagement dienen. Gerade Intensivsysteme kommen dem Ziel am nächsten., durch die zusammenhängende Präsentation wichtiger Informationen Entscheidungen zu unterstützen. Auffällig ist im Vergleich dazu bei vielen Krankenhaus-IT-Systemen eine breite Verteilung, die besonders bei den Radiologiesystemen auffällt. Dies spricht für deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Produkten bzw. deren Implementierung in der Klinik.

Insbesondere die Funktionalität der Subsysteme ist sehr von der Integration in die Krankenhaus-IT-Landschaft abhängig. Hier schnitten Radiologiesysteme, Intensivsysteme und kaufmännische Systeme am besten ab. Klinische Arbeitsplatzsysteme und Patientenmanagementsysteme nehmen eine Sonderrolle ein, da sie die führenden Systeme sind, an die die anderen angeschlossen werden müssen.

Bei der Evaluation der Softwareergonomie schnitten Spezial- und Abteilungssysteme in der Regel deutlich besser ab als die breiter angelegten klinischen Arbeitsplatzsysteme. Dies entspricht der Annahme, dass je besser die Aufgaben, deren Lösung eine System unterstützen soll, beschrieben werden können, desto eher kann eine Software mit guter Aufgabenangemessenheit und Erwartungskonformität entwickelt werden. Insgesamt ist
allerdings für alle untersuchten IT-Systeme festzustellen, dass die Parameter Aufgabenangemessenheit, Erlernbarkeit und Erwartungskonformität als Basis einer guten Softwareergonomie generell positiv bewertet wurden und ein übliches breit angelegtes Referenzsystem (SAP/R3) meist deutlich übertroffen wurde.


Die komplette Studie finden Sie hier


*B.B. Bundschuh, R. Majeed, T. Bürkle, K. Kuhn, U. Sax, C. Seggewies, C. Vosseler, R. Röhrig (Ltr.)
 

08.07.2010

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