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Gemeinsam Gesundheit schaffen: TELnet@NRW-Kongress zeigt Live-Televisiten
Unter dem Motto „Gemeinsam handeln. Kompetent behandeln.“ läuft der 1. TELnet@NRW-Kongress im Schloss der Westfälischen Wilhelms-Universität. Aus erster Hand hören die rund 200 Teilnehmer aktuelle Erfahrungsberichte aus dem Innovationsfondsprojekt TELnet@NRW, einem sektorübergreifenden telemedizinischen Netzwerk in der Intensivmedizin und Infektiologie.
Durch das Eröffnungsprogramm führte Prof. Dr. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen und Konsortialführer bei TELnet@NRW. Es folgten Vorträge namhafter Expertinnen und Experten aus Gesundheitspolitik, Medizin und Wissenschaft sowie Live-Televisiten und -konsile zwischen den am Projekt beteiligten Universitätskliniken Aachen und Münster sowie angeschlossenen Krankenhäusern und Ärztenetzen.
„Eine auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnittene Gesundheitsversorgung ist entscheidend bei der Genesung. Die unmittelbare Kommunikation zwischen medizinischen Experten, auch über Sektorengrenzen hinweg, kann zum Lebensretter werden – insbesondere in ländlichen Regionen. Projekte wie TELnet@NRW stehen beispielhaft für eine neue Art der Versorgung zum Wohle aller“, betonte Gastgeber Prof. Dr. Dr. Robert Nitsch, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster, in seiner Begrüßungsrede.
„Telekonsile und Televisiten sind im Krankenhaus- und Praxisalltag aus vielfältigen Gründen und Anlässen sinnvoll und notwendig, um Versorgung als Gemeinschaftsaufgabe zu etablieren“, konstatierte Prof. Dr. Gernot Marx in seiner Eröffnungsrede. Nach etwa der Hälfte der Projektlaufzeit zog er eine positive Zwischenbilanz: So sind bislang über 30.000 Patientinnen und Patienten im Projekt erfasst und telemedizinisch betreut worden. „TELnet@NRW stellt den beteiligten Krankenhäusern und Ärztenetzen eine innovative Kommunikationsstruktur zur Verfügung, die einen regelmäßigen, partnerschaftlichen Austausch ermöglicht“, so Marx. Nitsch ergänzte: „Als Maximalversorger in der Region Münsterland kommt dem UKM eine besondere Rolle zu und wir fühlen uns der ärztlichen Versorgung auf dem Lande verpflichtet. Die Patientinnen und Patienten erwarten zu Recht, dass ihnen flächendeckend eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Dank der telemedizinischen Visiten wird unsere Expertise in die Fläche getragen. Davon profitieren am Ende alle Beteiligten – vor allem aber die Patienten.“
„Die Welt verändert sich immer schneller. Das Gesundheitswesen muss Schritt halten, wenn es zukunftsfähig bleiben will“
Christian Baudis
Marx wagte sogar einen Blick über die Projektlaufzeit und über NRW hinaus: „Unser klares Ziel ist, TELnet@NRW im Anschluss an die Projektförderung nutzenbringend für alle Menschen in Deutschland einsetzen zu können. Aber eine sektorübergreifende Versorgung benötigt auch eine sektorübergreifende Finanzierung. Wir brauchen daher Unterstützung und Triebkraft durch die Politik.“
Dem stimmte Prof. Dr. Michael Masanneck, Mitglied im Expertenbeirat des Innovationsfonds, zu: „Um innovativen Projekten wie TELnet@NRW den Übergang in die Regelversorgung zu erleichtern, müssen Akteurinnen und Akteure aus der Politik die entscheidenden Hebel in Gang setzen, damit zukunftsfähige Technologien und Anwendungen zügig dort ankommen, wo sie gebraucht werden: bei den Patientinnen und Patienten. Die Fortführung des Innovationsfonds kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten.“
Einen Ausblick darauf, wie Digitalisierung das Gesundheitswesen weiter beeinflussen wird, gab Christian Baudis, Digital-Unternehmer und ehemaliger Chef von Google Deutschland. „Die Welt verändert sich immer schneller. Das Gesundheitswesen muss Schritt halten, wenn es zukunftsfähig bleiben will“, forderte Baudis. „Die Digitalisierung als Schnittstelle zwischen Mensch und Technik macht völlig neue Behandlungsmethoden möglich. Daher ist es unbedingt notwendig, Gesundheitsberufe in dem Bereich zu schulen. Digitales Wissen wird zu einem wertvollen Gut für die Zukunft des Gesundheitswesens.“
Quelle: ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH
Einen vertieften Einblick in das Thema können Sie in unserem Artikel "Kann das deutsche Gesundheitswesen an der Telemedizin genesen?"gewinnen.
08.03.2018