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News • Kontrastmittel in Lebensmitteln
Forscher finden Gadolinium in Fast-Food-Restaurants
In vielen Flüssen und auch im Trinkwasser einiger deutscher Städte konnte es bereits nachgewiesen werden, jetzt haben Forscher das Kontrastmittel Gadolinium auch in Nahrungsmitteln gefunden.
Die Forschungsgruppe um Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University Bremen, hat das Element in Cola-Getränken aus Restaurants bekannter Fast-Food-Ketten in Berlin, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, München und Dresden identifiziert. Gadolinium kommt insbesondere bei radiologischen Untersuchungen in der Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz. Die gemessenen Konzentrationen sind nach aktuellem Wissensstand nicht gesundheitsgefährdend, jedoch ein Indikator für die mögliche Anwesenheit anderer Rückstände aus dem Abwasser in den Getränken.
Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse jetzt im Journal 'Science of The Total Environment'.
Kontrastmittel sind aus der medizinischen Diagnostik nicht mehr wegzudenken, die verbrauchten Mengen steigen von Jahr zu Jahr. Das gilt auch für MRT-Kontrastmittel, die auf dem Selten-Erd-Element Gadolinium basieren. Patienten scheiden es im Krankenhaus oder zuhause wieder aus und mit dem Abwasser gelangt es in die lokalen Klärwerke. Diese können die Kontrastmittel, wie auch manch andere Arzneimittelrückstände, nicht aus dem Wasser entfernen und leiten sie mit dem vermeintlich gereinigten Abwasser in Flüsse und Seen ein. Dies ist ein weltweites Phänomen, wie viele Untersuchungen von Michael Bau und seiner Forschungsgruppe an der Jacobs University belegen.
Von den Flüssen wird ein Teil dieses Gadoliniums ins Meer eingetragen, wo es beispielsweise bereits die Nordsee verunreinigt, während es mit dem versickernden Flusswasser auch ins Grundwasser gelangt. Durch die Trinkwassergewinnung aus Grundwasser und Uferfiltrat findet sich das Kontrastmittel-Gadolinium letztlich auch im Leitungswasser. Dies haben Michael Bau und seine Mitarbeiterinnen Katja Schmidt, Gila Merschel und Nathalie Tepe nun nach Berlin, Essen, Köln und London auch für die Städte Bremen, Düsseldorf, Dresden, Karlsruhe und München nachgewiesen.
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Die Europäischen Zulassungsbehörde (EMA) hat beschlossen, die Zulassungen für mehrere lineare gadoliniumhaltige Kontrastmittel ruhen zu lasen. Das Gutachten des Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) stellt fest: „Zurzeit gibt es keine Evidenz dafür, dass Gadolinium-Ablagerungen im Gehirn bei Patienten Schaden verursacht haben.
Obwohl die Restaurants angeben, dass dieses Leitungswasser zuvor zusätzlich gereinigt wird, ist dieser Reinigungsschritt offensichtlich nicht in der Lage, die Kontrastmittelrückstände zu entfernen
Michael Bau
Zudem belegen aktuelle Daten für Berlin, dass das Trinkwasser in einzelnen Berliner Bezirken, wie zum Beispiel in Proben vom Bahnhof Zoo oder der Clay Allee, nicht nur die weltweit höchsten im Leitungswasser gemessenen Anteile (99 Prozent) an anthropogenem – also durch Menschen verursachtem – Gadolinium aufweist, sondern dass diese in den vergangenen Jahren nochmals deutlich zugenommen haben. Aber auch in den anderen untersuchten Städten stammt ein Teil des Gadoliniums im Trinkwasser aus MRT-Kontrastmitteln: 31 Prozent in Bremen, 34 Prozent in Karlsruhe, 63 Prozent in Dresden, 85 Prozent in Düsseldorf und 91 Prozent in München. Und weil die Zahl der MRT Untersuchungen weiter ansteigt, wird sich dieser Trend zu höheren Kontrastmittelkonzentrationen im Trinkwasser weiter verstärken.
Das Hauptaugenmerk der Studie lag allerdings auf der Frage, ob in verschiedenen deutschen Ballungszentren das Kontrastmittel-Gadolinium über das Trinkwasser auch in Nahrungsmittel gelangen kann. Dafür wurden in den Städten Berlin, Düsseldorf, Essen, Karlsruhe, München und Dresden Cola-Getränke aus Filialen bekannter Fast-Food-Ketten untersucht und mit den Leitungswasserproben aus dem jeweiligen Stadtteil verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Getränke zeigen nahezu dieselben Gehalte an Kontrastmittel-Gadolinium wie das jeweils lokale Leitungswasser.
Für den Geochemiker Michael Bau ist das wenig überraschend: „In Filialen von Schnellrestaurants wird der Cola-Sirup mit Leitungswasser und CO2 vermischt. Obwohl die Restaurants angeben, dass dieses Leitungswasser zuvor zusätzlich gereinigt wird, ist dieser Reinigungsschritt offensichtlich nicht in der Lage, die Kontrastmittelrückstände zu entfernen.”
Unproblematisch, aber bedenklich
Auch wenn das Gadolinium in den gemessenen Konzentrationen nach jetzigem Wissensstand gesundheitlich unproblematisch ist, so ist es doch ein Indikator dafür, dass auch andere chemische Substanzen aus dem Abwasser im Trinkwasser und damit zubereiteten Nahrungsmitteln sein können. „Dies sind zum Beispiel Arzneimittelrückstände und besonders die sogenannten ‚endokrinen Disruptoren‘, die bei Menschen und Tieren hormonähnliche Wirkungen haben und im Gegensatz zum Kontrastmittel-Gadolinium schon in sehr geringen Konzentrationen die Gesundheit beeinflussen“, sagt Bau. Insofern, meint Bau, sei das anthropogene Gadolinium dabei hilfreich, Grund- und Trinkwasser aber auch Nahrungsmittel auf die mögliche Anwesenheit sogenannter „abwasserbürtiger“ Stoffe zu testen – also Verunreinigungen, die auch nach Durchlauf einer Kläranlage noch im Wasser vorhanden sind.
Quelle: Jacobs University Bremen
30.08.2019