Einsame Spitze oder einsam an der Spitze?!
Seit fast zehn Jahren engagiert sich Prof. Dr. Günter Layer aus Ludwigshafen aktiv in der Berufspolitik für die Radiologie. Sowohl innerhalb der Deutschen Röntgengesellschaft als auch des Berufsverbands der Deutschen Radiologen e.V. setzt er sich leidenschaftlich für die Interessen seiner klinischen Zunft ein.
Eine besondere Herzensangelegenheit ist Günter Layer momentan sein jüngstes „Kind“: Das Chefarztforum der Deutschen Röntgengesellschaft, kurz CAFRAD, das im Mai 2008 an den Start ging. Schon jetzt hat es sich zu einer unverzichtbaren Plattform für den Erfahrungsaustausch unter Chefärzten in der Radiologie etabliert. Im Interview mit RöKo Heute verrät Prof. Layer, wie er CAFRAD – nicht ganz uneigennützig – aus der Taufe gehoben hat und warum es sich für Chefärzte lohnt, mitzumachen.
Herr Professor Layer, warum haben Sie CAFRAD gegründet?
Günter Layer: Die Idee beruht auf meinen eigenen Erfahrungen. Als ich mit 40 Jahren Chefarzt geworden bin, sah ich mich mit lauter Aufgaben konfrontiert, auf die mich niemand in Gänze vorbereitet hatte. Das betraf zum Beispiel rechtliche und ökonomische Themen, Prozessqualität oder auch Personalfragen. Da steht man zunächst oft allein da. Damals hab ich mich gefragt, warum es kein Gremium gibt, in dem Chefärzte sich über solche Themen vertrauensvoll austauschen und voneinander lernen können.
Wie haben Sie dieses Gremium dann selbst ins Leben gerufen?
Günter Layer: Zunächst habe ich versucht, das Chefarztforum über den Berufsverband zu organisieren. Dort besteht die Mehrheit allerdings aus niedergelassenen Ärzten, die sich mehr mit berufspolitischen Fragen wie Vergütungswirtschaft beschäftigen als die Klinikangestellten. Ich habe dennoch mit einigen wenigen versucht, über diese Plattform den Austausch mit meinen Kollegen anzuregen, weil wir doch eine Menge gemeinsamer Probleme teilen. Daraus ist der Wunsch erwachsen, den Austausch auf eine breitere Basis zu stellen. Irgendwann hatte ich dann erkannt, dass dies nur innerhalb der Deutschen Röntgengesellschaft möglich sein würde, weil dort praktisch alle Chefärzte bundesweit organisiert sind.
Wie konnten Sie die DRG überzeugen?
Günter Layer: Prof. Peter Reimer aus Karlsruhe und ich haben den DRG-Geschäftsführer Bernhard Lewerich gefragt, ob wir auf dem Röntgenkongress 2008 in Berlin die Chefarzt-Kollegen einladen könnten, mit uns am Rande der Jahrestagung ein Brainstorming darüber zu veranstalten, ob so eine Gründung vielleicht sinnvoll sein könnte. Die Idee wurde zunächst eher zurückhaltend aufgenommen, trotzdem durchgeführt und am Ende sind zur ersten Sitzung 60 Leute gekommen. Das hat mich natürlich ermutigt, dieses Forum weiterzuverfolgen mit einem Bernhard Lewerich an der Seite, der nun auch vollkommen überzeugt war. Heute zählen wir bereits über 180 Mitglieder und treffen uns zweimal ganztägig im Frühjahr und Herbst zu Arbeitstagungen.
Warum sollte man Mitglied bei CAFRAD werden?
Günter Layer: Es ist kein blöder Spruch, wenn gesagt wird, der Chefarzt sei der einsamste Mensch in der Klinik. Deshalb tut der persönliche Austausch mit Kollegen, die in derselben Situation stecken wie man selbst, enorm gut. Zudem bieten wir neben den Tagungen viele praktische Tipps und Hilfen an, weil wir inzwischen ziemlich gut vernetzt sind. Auf unserer passwortgeschützten Homepage, die von PD Dr. Landwehr aufgebaut wurde und gepflegt wird, findet man wichtige Dokumente, die Fragen zu Rechtsthemen, Röntgenverordnung, Strahlenschutz etc. beantworten und ein Diskussionsforum. Prof. Reimerkümmert sich um ein internes Benchmarking-Projekt.
Dazu wurden zahlreiche Parameter über die Wirtschaftlichkeit unserer Abteilungen abgefragt und anonymisiert. Das bietet uns eine Datengrundlage über wichtige Fragen, so zum Beispiel: Wie viel Personal brauche ich, wenn ich welche Leistungen erbringen möchte? Damit steht uns ein Datenpool zur Verfügung, wie ihn kein Klinik-Geschäftsführer hat. Die Kollegen Prof. Dr. Freund, zuständig für Personalentwicklung und Weiterbildung, Prof. Dr. Cohnen mit dem Thema Leistungsbewertung und Prof. Dr. Hierholzer zuständig für Prozesse und Qualität kümmern sich in der Steuerungsgruppe um weitere Kernthemen unseres Forums.
Herr Professor Layer, vielen Dank für das Gespräch!
Veranstaltungshinweis:
Saal Holthusen
Do, 16.05., 12:00 - 13:30 Uhr
Treffen des Chefarztforums (CAFRAD) mit den Themen:
- Register-Arbeit: Was können wir von unseren kardiologischen Kollegen lernen?
- Update MTRA-Benchmarking
- Brainstorming über zukünftige CAFRAD-Themen
Das Treffen steht allen radiologischen Chefärztinnen und Chefärzten offen, auch wenn sie noch nicht CAFRAD-Mitglied sind.
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Im Profil
Prof. Dr. med. Günter Layer war nach dem Medizinstudium an den Universitäten Heidelberg und Zürich zunächst Fliegerarzt bei der Bundeswehr. Seine Ausbildung zum Facharzt für Radiologie absolvierte er als wissenschaftlicher Angestellter von Prof. van Kaick am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und als wissenschaftlicher Assistent von Prof. Reiser in Bonn. Von 1994 bis 2001 war er als Oberarzt mit unterschiedlichen Funktionen in der Radiologischen Klinik der Universität Bonn tätig.
Seit 2001 ist er Direktor des Zentralinstituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum Ludwigshafen. Prof. Layer ist u.a. Vorstandsmitglied der DRG und er gründete das Chefarztforum der deutschen Röntgengesellschaft, dem er auch vorsteht.
08.05.2012