Die Angst vor den Strahlen nehmen

Die Radiologie ist aus einem modernen Gesundheitssystem nicht mehr wegzudenken, ist sie doch eine wesentliche Säule der Patientenversorgung, die in jedem Bereich der Medizin tätig ist: von der Notfallsradiologie des Schwerverletzten, Herz- und Kreislaufdiagnostik, Krebserkennung und -therapie, über OP-Freigaben und Behandlung von Schlaganfällen, bis zur Psychiatrie und forensischer Medizin.

Viele Menschen sind sich oft nicht bewusst, was die Radiologie möglich macht, obwohl fast jede Diagnosestellung einer Krankheit oder Verletzung zu irgendeinem Zeitpunkt durch eine bildgebende Untersuchung bestätigt oder konkretisiert werden kann.

Es stehen viele Verfahren zur Verfügung, wie etwa Ultraschall (basierend auf Schallwellen) und Magnetresonanz-Tomographie (MRT, basierend auf elektromagnetischen Wellen), sowie Radiographie und Computer-Tomographie (CT), beide basierend auf Röntgenstrahlen, in Kombination mit vielen computergesteuerten Rechenprozessen in Hochleistungsgeräten, um 2- oder 3-dimensionale Bilder des Körperinneren zu erstellen.

Sicherheit stets oberste Priorität bei jeder radiologischen Untersuchung

Die Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit steht außer Frage – dennoch sollten radiologische Untersuchungen nicht ohne Indikation durchgeführt werden. Es geht hier speziell um jene Verfahren, die mit Röntgenstrahlen arbeiten, welche auch die Eigenschaft besitzen, den Organismus verändern und potentiell schädigen zu können.
Die Radiologie ist sich dieser Aspekte mehr als bewusst, und arbeitet auch nach einem strengen Reglement, erklärt Professor Erwin Sorantin, stv. Leiter der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie, Univ.-Klinik für Radiologie an der Medizinischen Universität Graz: „Die Untersuchung von Patienten mit bildgebenden Verfahren ist eine mehrstufiger Prozess – von der Indikationsstellung, Untersuchungsvorbereitung, Datenakquisition und Nachverarbeitung bis zur Befundung. Während aller dieser Schritte werden ständig Patientenschutz-, Sicherheits- und Optimierungsstrategien angewendet.“

Immer von natürlicher Strahlung umgeben

Auf der Erde sind wir alle laufend von kosmischer Strahlung aus dem Weltall und von terrestrischer Strahlung aus dem Erdboden umgeben – daher ist es sinnvoll, auch im Zuge der Patientenaufklärung, radiologische Untersuchungen mit diesen Werten zu vergleichen. „So entspricht ein routinemäßiges Lungen-Röntgen circa einem Transatlantik-Flug oder einer natürlichen Strahlenbelastung von ungefähr 10 Tagen in unserer Region“, erklärt Sorantin.

CT-Untersuchungen betragen circa 10% aller Röntgenuntersuchungen, sind aber für etwa 50% der medizinischen Strahlenbelastung verantwortlich, diese liegt im Bereich des 50- bis 100-fachen eines Röntgenbildes. „Allerdings ist auch der diagnostische Output in der Regel um ein vielfaches höher, bzw. die Diagnose in der gleichen Treffsicherheit mit keiner anderen Methode zu stellen“, stellt Sorantin klar. Natürlich ist die richtige Handhabung der Geräte durch entsprechend qualifiziertes Fachpersonal vorausgesetzt – unter diesen Umständen sind selbst mehrere Untersuchungen ungefährlich, bei Schwangeren und Kindern gelten jedoch besondere Richtlinien.

Technik und Kosten-Nutzen-Prinzip halten Dosis so gering wie möglich
Oberstes Prinzip für die Patientensicherheit ist bei allen Untersuchungen mit Strahlenbelastung das ALARA Prinzip („As Low As Reasonably Achievable“), welches besagt, dass jede Untersuchung für jeden Patienten individuell hinsichtlich des Nutzens und der Belastung optimiert sein muss – so kann man bei geplanten Kontrolluntersuchungen mit einer geringeren Strahlendosis arbeiten, als im Vergleich dazu bei Mehrfach-Verletzten nötig ist, bei denen man alle Verletzungen gleichzeitig und genauestens darstellen muss, um das Leben des Patienten zu retten.

Quelle: European Society of Radiology

03.03.2011

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