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Der tschechische Markt für Medizintechnik ist in Bewegung

Tschechien hat eine lange Geschichte bedeutender medizinischer Innovationen. Auf der Medica 2018 machte der Auftritt tschechischer Firmen und Handelsagenturen deutlich, dass mit Medizinprodukten und -technologien unseres Nachbarstaats zu rechnen ist.

Quelle. Pixabay/RonnyK

Neben den Niederlanden, Belgien und Österreich zählt Deutschland zu den wichtigsten Importnationen tschechischer Güter. Nach stabilem Wachstum in den vergangenen Jahren beläuft sich das Volumen des Medizintechniksektors derzeit auf etwa 870 Millionen Euro. 13.400 Menschen arbeiten in der tschechischen Medizintechnologie und sorgen dafür, dass 35 Prozent ihrer hochwertigen Produkte exportiert werden.

Die tschechische Regierung hat die Entwicklung von neuen pharmazeutischen Behandlungen und Diagnostik zu einem der vorrangigen Bereiche erklärt, und in den letzten zehn Jahren öffentliche Mittel in Höhe von 2,5 Milliarden EUR bereitgestellt, um die Forschungsinfrastruktur des Sektors zu stärken Infolge dessen entstehen immer mehr Kliniken, Labore und andere medizinische Einrichtungen, die von privaten Investoren geführt und finanziert werden. Laut aktuellem Jahrbuch für das tschechische Gesundheitswesen gab es 2016 im Land 189 Krankenhäuser für die Grundversorgung mit rund 58.200 Betten, 126 Fachkliniken mit 17.800 Betten und etwa 27.600 ambulante Einrichtungen und Arztpraxen. Fast 2,5 Millionen Menschen wurden 2016 in den Krankenhäusern behandelt, etwa ein Sechstel der Bettenkapazitäten entfällt auf nichtstaatliche Betreiber. Sie setzen auf modernes medizintechnisches Equipment.

Ein Drittel der Einfuhren kommt aus Deutschland

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Adam Jares ist Direktor der Tschechischen Agentur für Handelsförderung CzechTrade in Deutschland.

Von der guten Marktsituation profitieren auch internationale Hersteller. Tschechien importiert einen Großteil der eingesetzten Medizintechnik, besonders elektromedizinische Geräte. Das Einfuhrvolumen liegt jährlich bei über einer Milliarde Euro. Ein Teil davon wird im Land weiterverarbeitet und reexportiert. Besonders groß ist der Importbedarf bei Beatmungsgeräten und orthopädischen Hilfsmitteln. Auch bei Verbrauchsmaterialien wie Spritzen, Nadeln, Kathetern und Kanülen setzen die Krankenhäuser häufig auf ausländische Produkte.

Deutschland ist wichtigster Handelspartner und Investor von Tschechien, danach folgen Japan, Südkorea und die USA. „Die Tschechische Republik präsentiert sich als attraktiver Standort für Fertigung sowie Auftragsforschung und -entwicklung. Die Entwicklung des Sektors wird befördert durch einen wirksamen Patentschutz, die Annahme von GMP-, GLP- und GCP-Standards, eine vergleichsweise nicht restriktive Gentechnik, und einer Regierung, die  Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt“, sagt Barbora Racan Jezkova, Leiterin der Vertretung D-A-CH Region von CzechInvest. 

Für die Tschechen ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Exportmarkt, 32 Prozent aller Ausfuhren fließen in das Nachbarland. „Viele tschechische exportorientierte Unternehmen erhoffen sich vom deutschen Markt große Absatzchance vor allem mit innovativen medizinischen Lösungen in der Medizintechnik, mit dem medizinischen Verbrauchermaterial und auch dem Dienstleistungssektor“, ergänzt Adam Jares, Direktor der Tschechischen Agentur für Handelsförderung CzechTrade in Deutschland. Beide Agenturen handeln im Auftrag des Ministeriums für Industrie und Handel der Tschechischen Republik. CzechInvest unterstützt ausländische Direktinvestitionen, CzechTrade fördert tschechische Unternehmen, die ihre Geschäftsaktivitäten im Ausland ausbauen möchten. 

Tschechische Medizintechnik auf der Medica 2018

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Der tschechische Stand auf der Medica 2018

Auf der Medica 2018 koordinierte Jares die Teilnahme von insgesamt 48 tschechischen Unternehmen. Biomag präsentierte eine patentierte 3-D-Puls-Magnetfeldtherapie. Eyrina zeigte eine halbautomatische nicht mydriatische Funduskamera, Special Medical Technology in der Tschechischen Republik produzierte Geräte für die Elektro- und Kryochirurgie mit breitem Anwendungsbereich. Synthesia zeigte auf der Medica seine oxidierte Cellulose auf natürlicher Basis für biomedizinische und technische Zwecke unter dem Markennamen OKCEL. VUP Medical präsentierte implantierbare und nicht implantierbare medizinische Geräte, die Watek-Technologie überzeugte mit ultrareinem Wasser, das hauptsächlich für die Verwendung in der Medizin-, Labor- und Pharmaindustrie bestimmt ist. Compex/Jett Medical zeigte das erste patentierte Gleichstrom-Plasmagerät zur Untersuchung der Haut, Global Biomedica Titan-Wirbelsäulen- und orthopädische Implantate mit innovativer industrieller 3D-Drucktechnologie. Kettex Development führte ein ultramodernes Videoendoskopsystem für urologische Untersuchungen vor, Advanced Medical Solutions diagnostische und therapeutische Geräte, darunter tragbare Ultraschall- und Okklusionsplethysmographie mit leistungsstarker Software für die arterielle, venöse und lymphatische Diagnostik.

Erfolgszahlen auf dem Weltmarkt

Linet gehört zu den innovativsten Unternehmen, die mit Marken wie Ferrari oder Coca-Cola vergleichbar sind

Adam Jares

Wem ist bekannt, dass die vier Blutgruppen 1907 von dem Tschechen Jan Jánsky klassifiziert wurden? Und dass der tschechische Chemiker Otto Wichterle 1961 die ersten Kontaktlinsen herstellte. Schon eher dürfte der tschechische Wissenschaftler Antonín Holý bekannt sein. Er gilt als Entdecker des Wirkstoffs Tenofovir, der als Mono- und Kombinationspräparat zum wichtigsten Arzneimittel in der HIV-Behandlung und -Prophylaxe wurde. Weitere Rekorde halten tschechische Unternehmen. Derzeit werden mehr als 30 Prozent der weltweiten Elektronenmikroskopie-Produktion in Brünn (tschechisch Brno) von drei Unternehmen hergestellt: Thermo Fisher Scientific (ehemals FEI), TESCAN und Delong Instruments. Ihnen kommt zugute, dass Brno Sitz von zwölf Hochschulen und Universitäten ist.

Tschechien ist weltweit der zweitgrößte Hersteller von Betten für Krankenhäuser und Pflegeheime. Bekanntestes Unternehmen für Medizintechnik ist die deutsch-tschechische Linet Group SE mit rechtlichem Sitz im niederländischen Dordrecht mit Produktionsstandorten in Wickede (Ruhr) und in Slany und Frycovice in Tschechien sowie Vertriebsgesellschaften in Europa und den USA. Im Geschäftsjahr 2017/18 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 252 Mio. Euro. und ist mit rund 90.000 Pflege- und Klinikbetten einer der führender Anbieter in Europa. Zum Portfolio gehören Betten für die klinische Akut- und Intensivpflege sowie für die Langzeit- und Altenpflege, aber auch  Gynäkologische Stühle und Operationsstühle. „Linet gehört zu den innovativsten Unternehmen, die mit Marken wie Ferrari oder Coca-Cola vergleichbar sind“, sagt Jares. Der Großteil der Produktion dieses Unternehmens wird in über hundert Länder der Welt exportiert.“

MEDIN zählt mit über 22.000 Produkte  zu den größten europäischen Herstellern medizinischer Instrumente. Derzeit umfasst das Portfolio vier Hauptproduktgruppen: Traumatologie, Chirurgie, Orthopädie und Zahnmedizin. Traumatologische Implantate und Instrumente sind für die Osteosynthese während der Behandlung schwerer Verletzungen konzipiert. Die Produktpalette umfasst Nägel, Platten, Knochenschrauben und kleine Implantate. Ein wichtiger Teil des Sortiments sind patentierte Produkte, der C-NAIL-Calcaneal-Nagel und die OMEGA-Beckenplatte. Komplette Instrumente für die Durchführung von chirurgischen Eingriffen werden mit den Produkten angeboten. Mehr als die Hälfte des Umsatzes stammt aus dem Export, insbesondere in europäische Länder, Lateinamerika und den Nahen Osten.

18.12.2018

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