Radiologie

Bilddaten mobil verfügbar machen

Die mobile bildgestützte Kommunikation wird in der Radiologie immer wichtiger. Der momentane Ist-Zustand im Klinikalltag sieht allerdings mitunter so aus, dass radiologisches Bildmaterial via Whats App mit Kollegen ausgetauscht wird. Aus Sicht des Datenschutzes eine Katastrophe. Eine sichere und qualitativ-hochwertige Alternative bietet das Unternehmen mbits. Dr. Ingmar Gergel stellt im Interivew mit healthcare-in-europe die Lösung mRay vor, mit der Bilddaten auch mobil sicher ausgetauscht werden können.

Interview: Melanie Günther

mRay Reihe
mRay Reihe
Quelle: mbits
iPad mini mit radiologischen Bilddaten des Gehirns.
iPad mini mit radiologischen Bilddaten des Gehirns.
Quelle: mbits

Herr Dr. Gergel, warum wird gerade die mobile bildgestützte Kommunikation in der Radiologie immer wichtiger? Früher ging es doch auch ohne…

In der Radiologie findet gerade ein Wandel statt. Früher arbeiteten Radiologen ganz klassisch an den Geräten beziehungsweise vor den Bildschirmen und führten dort die Befundung durch. Der Beruf wird jetzt allerdings mobiler. Die Radiologen sind häufiger auf den Stationen unterwegs und kommunizieren persönlich mit den Patienten. Die mobile bildgestützte Kommunikation ist eine ganz klare Arbeitserleichterung. Die Wege sind kürzer und Entscheidungen können schneller getroffen werden. Die Arbeit ist dann auch evidenzbasierter, weil die Bilddaten direkt bezogen und mit den Kollegen austauscht werden können.

Welche Lösung bieten Sie dem Radiologen und welche Vorteile hat diese?

Wir haben das Produkt mRay entwickelt. Noch heißt es MITK pocket, wird aber in den nächsten Wochen mit der neuen Version unter dem Namen mRay zu finden sein. mRay ist eine Kommunikationsplattform zur Betrachtung und Verteilung von Bilddaten. Das heißt, große und aufwendig darzustellende Bilddaten können auf mobilen Endgeräten professionell dargestellt werden. Die Lösung wurde explizit für mobile Endgeräte – unabhängig von bestehenden PACS Systemen – geschaffen und damit einhergehend auch ein Bedienkonzept, das für einfache Toucheingaben und für kleinere Displays optimiert ist. Die App sehen wir nicht als Ersatz für klassische radiologische Workstations, sondern als Ergänzung. Eben immer dann, wenn ortsunabhängig auf die Bilddaten zugegriffen werden soll.

Konkrete Vorteile bieten sich in zwei Szenarien: Das erste ist die mobile Visite. Teilweise wird diese ohne Bilder durchgeführt oder eben mit analog ausgedruckten Bildmaterial. Nutzt man dagegen ein Tablet, wirkt sich dies positiv auf die Arzt-Patienten-Bindung aus: Der Arzt ist in der Lage, durch den Datensatz zublättern, um dem Patienten zu veranschaulichen, wie beispielsweise der Bruch vor und nach der Operation aussieht.

Das zweite Szenario ist die Anwendung im Rufbereitschaftsdienst. Tritt ein Fall auf, bei dem das Vorgehen nicht eindeutig klar ist, hält der Arzt im Vordergrunddienst mit dem Arzt im Hintergrunddienst Rücksprache. Der momentane Ist-Zustand sieht allerdings so aus, dass die Ärzte für den Austausch das Bildmaterial abfotografieren und via Whats App versenden. Das Thema Datenschutz und Bildqualität wird hier komplett hinten angestellt.

Mit unserer Lösung ist es möglich, diese Zweitmeinung ortsunabhängig einzuholen, ohne gegen datenschutzrechtliche Aspekte zu verstoßen. Sie bietet nicht nur eine Arbeitserleichterung für die Ärzte, sondern auch eine schnellere und effizientere Patientenversorgung.

Ist die Darstellung auf dem Smartphone nicht viel zu klein, auch im Hinblick auf die Patienten-Kommunikation?

Die Lösung wurde für beide Geräte, also Tablet und Smartphone, entwickelt. Die mobile Visite nutzt natürlich Tablets. Diese passen oft gut in den Kitteltasche. Das ist ein praktischer Aspekt. Natürlich können Bilder auch vergrößert und Bildausschnitte herangezoomt werden. Die Nutzung mit dem Smartphone ist allerdings eher für den Austausch in der Rufbereitschaft vorgesehen, da natürlich zuerst über das Mobiltelefon Kontakt aufgenommen wird.

Wie sieht die Handhabung im OP-Saal aus? Was ist mit Hygienebestimmungen oder der Bedienung mit Gummihandschuhen?

Im Operationssaal sind Monitore Standard. Das Tablet kann dort aber auch genutzt werden. Es gibt sterile Folien, in die man Tablets einpacken kann. Damit ist es abgedichtet und andererseits hygienisch aufbereitet. Das sogenannte kapazitive Display – man braucht einen minimalen Stromimplus, um auf dem Touch zu interagieren – funktioniert dann auch mit der sterilen Folie und Gummihandschuhen.

Die App steht im App Store und via Google Play kostenlos zur Verfügung und kann von jedem heruntergeladen werden. Wie sicher ist das System denn dann überhaupt?

Die Applikation kann von jedem heruntergeladen werden, allerdings mit einer Einschränkung: Man hat nur Zugriff auf Demodaten. Es werden eine Reihe von Bilddaten zur Verfügung gestellt, um zu zeigen, was die App alles kann. Sobald eine Klinik auf eigene Bilddaten zugreifen will, braucht es eine Serverkomponente, die im Haus selbst installiert wird.

Wir haben die Lösung mit Datenschützern und IT-Leitern gemeinsam entwickelt, um die ganzen Fallstricke, wie Patientendaten und Nutzung auf mobilen Endgeräten, berücksichtigen zu können. Daraus ist ein mehrstufiges Sicherheitssystem entstanden. Dazu gehört die Verschlüsselung der Bilddaten auf dem Server, die verschlüsselte Übertragung auf das mobile Endgerät, die verschlüsselte Speicherung der Bilddaten sowie ein persönlicher Login. Was durchaus kritisch betrachtet wird, ist das Herunterladen der Bilddaten. Die Klinik-IT kann dann eine temporäre Speicherung einstellen, die vorgibt, wie lang die Bilddaten gespeichert bleiben. Die Hoheit der Daten liegt immer direkt in der Klinik, also auf dem Server. Als letzten Punkt bietet die Software eine optionale Pseudonymisierung. Das heißt, die Klinik kann aus den Initialien des Patienten sowie einer zufälligen Zahl einen Schlüssel generieren, den nur die jeweiligen behandelnden Ärzte kennen.

 

PROFIL:
Ingmar Gergel ist promovierter Medizininformatiker. Ursprünglich stammt er aus der Abteilung Medizinische und Biologische Informatik am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Das Unternehmen mbits Steinbeis Transferzentrum ist eine Ausgründung des DKFZs und greift mittlerweile auf über 20 Jahre an Erfahrung und Wissen auf dem Gebiet der medizinischen Bildverarbeitung zurück. Gergel ist Projektleiter für mRay enterprise.

06.05.2015

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