News • Vermeidung von Resistenzen
Antibiotika-Aktionswoche macht Gefahren deutlich
Appell an Ärzte und Bevölkerung: Antibiotika gezielt einsetzen, Resistenzen vermeiden

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg; Foto: Britt Schilling
Ohne wirksame Antibiotika werden Routineoperationen riskant, Geburten gefährlich und viele Krebserkrankungen kaum behandelbar. Schon heute verlaufen Antibiotikaresistenzen tödlich: 2019 standen rund 45.000 Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit multiresistenten Erregern. Infektiologen des Universitätsklinikums Freiburg appellieren darum: Jeder kann dazu beitragen, diese Entwicklung zu stoppen; Ärzte durch gezielte Verschreibung, Patienten durch die richtige Einnahme und einen verantwortungsvollen Umgang mit Infektionen. Am Universitätsklinikum Freiburg konnte der Antibiotika-Einsatz durch gezielte Maßnahmen in den letzten Jahren weiter optimiert werden – bei gestiegener Behandlungsqualität.
Auf das Thema macht auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrer Aktionswoche „World Antimicrobial Resistance Awareness Week“ von 18. bis 22. November 2025 aufmerksam.
„Ohne Antibiotika kann jede Infektion lebensbedrohlich werden. Antibiotika sind ein medizinischer Schatz und wir verlieren ihn, wenn wir sie unbedacht einsetzen“, warnt Prof. Dr. Siegbert Rieg, Leiter der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg. „Gleichzeitig wissen wir aber auch: Viele Antibiotikaeinsätze sind vermeidbar und jede unnötige oder falsch dosierte Gabe fördert Resistenzen“, so Rieg.
Seit über 15 Jahren engagiert sich das Universitätsklinikum Freiburg in der gezielten Steuerung des Antibiotikaeinsatzes, was als Antibiotic Stewardship bezeichnet wird. Bundesweit ist das Universitätsklinikum Freiburg eine von drei Unikliniken mit dem niedrigsten Antibiotika-Verbrauch.
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Antibiotikaresistenz (AMR) stellt eine zunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit auf der ganzen Welt dar. Bakterien, die gegen verfügbare Antibiotika resistent werden, machen alltägliche medizinische Verfahren aufgrund des hohen Infektionsrisikos unmöglich. Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die AMR-Forschung, die Entwicklung neuer Antibiotika und Antibiotika-Alternativen.
Seit 2023 wurden die Aktivitäten noch weiter ausgebaut. Spezialisierte Teams beraten in etwa 3.000 Behandlungsfällen pro Jahr Ärzte des Universitätsklinikums bei Auswahl, Dosierung und Dauer von Antibiotikatherapien, prüfen mikrobiologische Befunde und fördern den frühzeitigen Wechsel von intravenöser auf orale Behandlung. Zudem werden verstärkt Fortbildungen angeboten und in Pilotprojekten wird der Antibiotika-Verbrauch in einem digitalen Dashboard gebündelt.
„Dadurch konnten wir die Menge an Antibiotika am Universitätsklinikum Freiburg seit 2023 um 1,7% senken, während sie bundesweit im gleichen Zeitraum um 3% stieg“, sagt Rieg. „Das ist gut für die Patienten und führt zu reduzierten Kosten bei Antibiotika. Langfristig hilft es, Resistenzen zu vermeiden und einzudämmen“, so Rieg.
Internationale Studien zeigen, dass rund 30% aller Antibiotikatherapien weltweit nicht den Empfehlungen entsprechen. Häufig werden Therapien bei Erkrankungen verabreicht, die nicht durch Bakterien verursacht werden, oder es werden Antibiotika zu lange oder mit zu breitem Wirkspektrum verordnet. Eine Studie der Freiburger Infektiologen im Jahr 2024 in deutschen Kliniken belegt, dass Aufklärung und strukturierte Programme, wie sie in Freiburg entwickelt wurden, die Zahl unnötiger Verschreibungen deutlich senken können. „Die Entwicklung, die wir bei uns schon sehen, ist gut auf andere Krankenhäuser übertragbar“, sagt Rieg.
Oft ist es laut Rieg Routine oder Unsicherheit, die zu Fehlentscheidungen führen. Umso wichtiger sind Fortbildung, Erfahrungsaustausch und ein stärkeres Bewusstsein – in Klinik, Praxis und Bevölkerung. Folgende einfache Tipps können bereits viel helfen:
- Erkältungen sind fast immer viral – Antibiotika helfen hier nicht.
- Impfungen verringern Infektionen und damit den Bedarf an Antibiotika.
- Gute Händehygiene und das Tragen einer Maske bei Symptomen schützen andere.
- Ärztliche Empfehlungen zur Dauer und Dosierung von Antibiotika sollten konsequent befolgt werden.
Quelle: Universitätsklinikum Freiburg
12.11.2025









