360-Grad-Rundum-Bestrahlung am Universitätsklinikum Mannheim
Mit einer neuen Bestrahlungstechnik, einer Weiterentwicklung der so genannten intensitätsmodulierten Radiotherapie (IMRT), können am Universitätsklinikum Mannheim Krebserkrankungen künftig noch präziser, schneller und schonender behandelt werden. Damit gehört das größte Krankenhaus der Stadt zu den ersten zehn Einrichtungen weltweit, an denen diese Behandlung unter dem Fachbegriff "Volumetric Modulated ARC Therapy" (VMAT) durchgeführt wird.
Die herkömmlichen IMRT-Techniken erlauben bereits seit einigen Jahren eine sehr präzise Bestrahlung des Tumors aus verschiedenen Richtungen. Die VMAT bietet darüber hinaus eine kontinuierliche 360-Grad-Bestrahlung - der Strahlerkopf des Linearbeschleunigers dreht sich permanent um den Patienten, und die Strahlen erreichen den Tumor punktgenau. "Bislang stoppte das Gerät nach der Bestrahlung eines Bereiches und fuhr dann in die nächste Bestrahlungsposition", erklärt Professor Dr. Frederik Wenz, Direktor der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. "Die neue Technik ermöglicht nun eine ununterbrochene Bestrahlung. Aus jedem Einfallswinkel erreichen die Strahlen gebündelt und zielgenau das erkrankte Gewebe. Auf diese Weise können wir Tumore - falls nötig - mit noch höheren Dosen bekämpfen; durch die hohe Präzision des Verfahrens wird umliegendes gesundes Gewebe geschont."
Die VMAT erlaubt nicht nur eine hochpräzise Bestrahlung, sondern verringert in vielen Fällen auch deutlich die Behandlungszeit, da der gesamte Tumor ununterbrochen bestrahlt wird. Während eine herkömmliche intensitätsmodulierte Strahlentherapie zwischen 10 und 15 Minuten dauert, nimmt eine Bestrahlung mit dem VMAT-Verfahren nur etwa drei bis fünf Minuten in Anspruch. "Für unsere Patienten, die während der Bestrahlung völlig still liegen müssen, ist das ein wesentlicher Fortschritt. Auch angesichts der psychischen Belastung, die Krankheit und Therapie für den Betroffenen bedeuten, ist jede Behandlungsminute weniger ein großer Gewinn", kommentiert Professor Dr. Frank Lohr, leitender Oberarzt in der Strahlentherapie, diese Entwicklung.
Die neue Technik, die im Dezember in Mannheim erstmals in Deutschland zum Einsatz kam, wird derzeit in der Behandlung des Prostata-Karzinoms angewandt und soll im Laufe des Jahres auf andere Erkrankungen, vor allem im Kopf-Hals Bereich, ausgedehnt werden. Das Verfahren führt bereits jetzt bei einigen Patienten mit Prostata-Karzinom zur Verkürzung der Therapiezeit; ein Fortschritt, der in Zukunft auch bei Bestrahlungen im Becken- und HNO-Bereich zu erwarten ist.
29.01.2009