News • Herzbericht 2017

Herzkrankheiten: Frauen stärker betroffen als Männer

In Umkehr des Trends der beiden vorausgegangenen Jahre gab es 2016 in Deutschland bei den meisten im ‚Herzbericht 2017‘ berücksichtigten Krankheiten keinen Rückgang, sondern – bedingt durch die nun konsequent durchgeführte Altersstandardisierung und damit bessere Vergleichbarkeit – teils deutliche Anstiege gegenüber 2015“, berichtet Prof. Dr. Hugo Katus, Präsident der DGK, bei der Präsentation des Deutschen Herzberichts 2017 in Berlin.

Bei den Herzklappenkrankheiten gab es ein Plus von 4,2 Prozent, bei den Angeborenen Herzfehlern von 3 Prozent, bei den Herzrhythmusstörungen von 2,6 Prozent, bei der Herzinsuffizienz von 2,5 Prozent, bei den durch Durchblutungsstörungen bedingten ischämischen Herzkrankheiten sowie bei der Angina Pectoris von jeweils 0,3 Prozent. Stabil blieb die Häufigkeit des akuten Herzinfarkts. Maßstab für die Berechnungen ist die Anzahl stationärer Behandlungen („vollstationäre Hospitalisationsrate“) der im Herzbericht ausgewählten Krankheiten, die Hinweise auf den Krankheitsstatus einer Bevölkerung gibt.

Herzkrankheiten machten 2016 insgesamt 1.706.661 (2015: 1.677.103) bzw. 8,5 Prozent aller in diesem Jahr in Deutschland von der Krankenhausdiagnosestatistik erfassten vollstationären Fälle aus. Von den im Herzbericht ausgewählten Diagnosen entfielen 57,9 Prozent auf Männer und 42,1 Prozent auf Frauen.

Quelle: Pixabay/geralt

Steigende Sterbeziffer

Herzkrankheiten sind in Deutschland noch immer die Todesursache Nummer Eins. Auf die für den Herzbericht ausgewählten Diagnosen entfielen insgesamt 23,9 aller im Jahr 2015 Gestorbenen, 46,9 Prozent davon waren Männer und 53,1 Prozent Frauen. Die Sterbeziffer (Gestorbene pro 100.000 Einwohner) betrug bei Männern 256,7 und bei Frauen 282,1). Die Sterbeziffer bei sämtlichen im Deutschen Herzbericht ausgewählten Krankheiten ist 2015 im Vergleich zu 2014 etwas gestiegen (269,6 vs. 256,1). Prof. Katus: „Unter diesen Diagnosen ist die Koronare Herzkrankheit mit Abstand die prognostisch ungünstigste, gefolgt vom akuten Herzinfarkt (Myokardinfarkt) und der Herzinsuffizienz.“

Männersache, Frauensache: Große Unterschiede bei der Sterblichkeit

Dieser Unterschied zuungunsten der Frauen ist unerwartet groß und nicht ohne weiteres erklärlich

Hugo Katus

„Wie in den Vorjahren, ist die Sterblichkeit bei Frauen in der Summe aller ausgewählten Diagnosen deutlich höher als bei Männern. Bloß bei den Koronaren Herzkrankheiten und beim akuten Herzinfarkt ist die Sterbeziffer der Männer höher als bei Frauen“, sagt Prof. Katus. „Die bereits 2012, 2013 und 2014 beobachteten Geschlechterunterschiede in der Sterblichkeit der Herzkrankheiten werden durch die neuen Daten für 2015 bestätigt.“

• Die Sterbeziffer bei Herzklappenerkrankungen liegt bei Frauen um 54,8 Prozent über jener der Männer. Prof. Katus: „Dieser Unterschied ist unerwartet groß.“
• Die Sterbeziffer bei Herzrhythmusstörungen von Frauen übersteigt jene der Männer um 51,1 Prozent. Prof. Katus: „Dieser Unterschied zuungunsten der Frauen ist unerwartet groß und nicht ohne weiteres erklärlich.“
• Die Sterbeziffer bei der Herzinsuffizienz von Frauen übersteigt die der Männer um 64 Prozent. Prof. Katus: „Auch dieser große Unterschied ist nicht ohne weiteres erklärlich.“
• Die Sterbeziffer bei angeborenen Fehlbildungen des Kreisaufsystems ist mit 0,6 bei beiden Geschlechtern ähnlich niedrig.
• Bei den Ischämischen Herzkrankheiten übersteigt die Sterbeziffer der Männer mit 169,0 (2014: 161,8) jene der Frauen von 143,5 (2014: 137,1) deutlich.
• Beim akuten Herzinfarkt war die Sterbeziffer bei Frauen um 25,6 Prozent niedriger als bei Männern. Prof. Katus: „Ein ähnlich starker Unterschied in der Sterbeziffer zwischen Männern und Frauen fand sich auch in den Vorjahren. Somit scheinen Männer beim akuten Myokardinfarkt eine ungünstigere Prognose zu haben als Frauen.“

Anstieg der Sterblichkeit je nach Alter

Der Anstieg der Sterblichkeit ist bei verschiedenen Diagnosen mit zunehmendem Lebensalter unterschiedlich ausgeprägt. „Bei Männern nimmt die Sterblichkeit an koronarer Herzkrankheit ab dem 65. bis 70. Lebensjahr zu, hingegen steigt die Sterblichkeit bei den übrigen Diagnosen erst ab dem 75. bis 80. Lebensjahr an. Auffällig ist der deutliche Anstieg der Sterblichkeit an der Herzinsuffizienz ab dem 80. bis 85. Lebensjahr. Bei Frauen nimmt die Sterblichkeit an der koronaren Herzkrankheit erst ab dem 75. bis 80. Lebensjahr exponentiell zu, gleiches gilt für die Sterblichkeit an einer Herzinsuffizienz ab dem 80. bis 85. Lebensjahr“, berichtet Prof. Katus. „Die schon in den Vorjahren erhobenen Befunde bezüglich der Altersabhängigkeit der Sterblichkeit wurden durch die jetzigen Daten ergänzt und bestätigt.“

Sterblichkeit im Ländervergleich

Im Ländervergleich der Sterbeziffern für ischämische Herzkrankheiten und akuten Herzinfarkt haben die östlichen Bundesländer aufgrund ihrer Bevölkerungsstruktur die höchsten Werte. Die höchsten Sterbeziffern haben weiterhin Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bremen, die niedrigsten Berlin, Hamburg und Baden-Württemberg.

Die Tendenz der Sterblichkeit bei den Diagnosen Koronare Herzkrankheit, akuter Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz trifft praktisch auf alle Bundesländer


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie

17.01.2018

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