Zum 100. Todestag von Robert Koch
Wie kaum ein anderer Arzt prägte der leidenschaftliche Forscher und Nobelpreisträger Robert Koch die moderne Medizin. Er erkannte, dass Krankheiten durch Keime übertragen werden und entwickelte bis heute gültige Verfahren für den Kampf gegen pathogene Mikroorganismen. Vor 100 Jahren starb der Begründer der modernen Bakteriologie und
Hygienesysteme.
Mit der Entdeckung der Erreger von Milzbrand, Cholera und Tuberkulose (TBC) legte Robert Koch den Grundstein für durchgreifende Erfolge gegen diese Infektionskrankheiten, die Jahrhunderte lang die größte Bedrohung der Menschen waren. Das nach ihm benannte Robert Koch-Institut (RKI) mit Sitz in Berlin ist heute die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention.
Keim erkannt, unkontrollierte Ausbreitung gebannt
1882 beschrieb Robert Koch als erster den Tuberkelerreger. Auch über 100 Jahre später ist TBC vor allem in ärmeren Ländern eine der häufigsten Todesursachen, obwohl die Krankheit bei rechtzeitiger Diagnose heilbar ist.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trägt weltweit jeder dritte Mensch TBC-Erreger in sich, ohne daran zu erkranken. Allein in Deutschland gab es im Jahr 2009 fast 5.000 TBC-Fälle, von denen die meisten bei rechtzeitiger Diagnose geheilt werden konnten. Den Grundstein für deren Erkennung und Therapie legte Robert Koch. Das von ihm mit entwickelte Verfahren, eine TBC-Infektion zu diagnostizieren, war bis vor wenigen Jahren mit dem Stempel- oder sogenannten Tine Test Stand der Wissenschaft.
Multiresistenzen als neue Herausforderung
Tuberkulose gilt heute zunehmend wieder als Bedrohung, und das nicht nur in unterentwickelten Ländern. Auslöser neuer Formen der Infektion sind weit verbreitete Antibiotikaresistenzen, die durch zu häufige und vorzeitig
abgebrochene Therapien mit Antibiotika entstehen. Wird ein Antibiotikum abgesetzt, bevor alle Bakterien abgetötet sind, werden die verbliebenen Bakterien resistent gegen die verabreichten Medikamente. Diese hoch
widerstandsfähigen Erreger können von den Patienten auch auf andere Menschen übertragen werden. Ein Mechanismus, der auch bei den gefährlichen Krankenhauskeimen greift. Jeder zehnte Patient, der in der
Europäischen Union in ein Krankenhaus eingeliefert wird, infiziert sich dort. Von diesen rund drei Millionen Menschen pro Jahr sterben 37.000 an der nosokomialen Infektion. Allein in Deutschland infizieren sich nach
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) jährlich mehr als eine halbe Million Menschen an diesen gefürchteten Krankenhauskeimen. Ursache sind auch hier gegen Antibiotika hochresistente Keime. Fünf dieser Erreger gelten als besonders verbreitete Auslöser für Krankenhausinfektionen: MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), ORSA (Oxacillin-resistenter Staphylococcus
aureus), VRSA (Vancomycin-resistenter Staphylococcus aureus), VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) und ESBL (Extended Spectrum β-Lactamasen). Häufigste Komplikationen beispielsweise einer MRSA-Infektion
sind Blutvergiftungen, Lungenentzündungen und Harnwegsinfekte. Hauptübertragungsweg der gefährlichen Erreger ist der direkte Kontakt über die Hände. Eng damit verbunden ist in Kliniken, Praxisräumen, Alten- und Pflegeheimen das Kontaminationsrisiko oft berührter Oberflächen wie Türklinken, Lichtschalter, Bettgestelle,
Nachttische oder auch Sanitärarmaturen.
Hygiene ohne Lücken
Am Robert Koch-Institut empfiehlt man zusätzlich zu den umfangreichen Hygienemaßnahmen ein Screening von Risikopatienten, also Menschen mit offenen Wunden, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen oder Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten länger als drei Tage stationär in einer Klinik waren. Per Voruntersuchung soll nach dieser Empfehlung erhoben werden, ob der Patient infiziert ist, um eine Verbreitung gefährlicher Krankenhauskeime bei Aufnahme in Klinik oder Pflegeumgebung zu verhindern. Die Umsetzung einer solchen
Regeluntersuchung ist aus Kostengründen noch umstritten. Umso wichtiger ist die lückenlose Hygiene – gerade auch bei den häufig berührten Gegenständen.
Systemische Betrachtung der Oberflächeneigenschaften unverzichtbar
Bereits vor über 100 Jahren identifizierte Robert Koch nachhaltig sichere und das Umfeld betreffende Hygiene als Grundvoraussetzung zur Eindämmung der Übertragung von pathogenen Keimen. Gefordert sind hier systemische
Werkstoffeigenschaften, die auch im Dauergebrauch, bei regelmäßigem Einsatz von Desinfektions- und Reinigungsmitteln, in Interaktion mit Wasser oder Luft und bei Schweiß- und Schmutzablagerung durch
Berührung Bakterien keinen Nährboden bieten. Als einziger Werkstoff erfüllt nach einer aktuellen Studie des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) an der Universität Bonn Edelstahl Rostfrei diese komplexen Vorgaben. Die keimtötende Wirkung von Kupfer, das durch Ionenabgabe antibakteriell wirkt, reicht hingegen für dauerhaft gleich hohe Hygiene nicht aus.
Produkte aus nicht rostendem Stahl zeichnen sich durch ihre Passivschicht aus, die weder durch Säuren und Laugen noch durch Umfeldeinflüsse wie Luftsauerstoff oder Feuchtigkeit angreifbar ist. Auch durch häufigen Kontakt mit Desinfektions- oder Reinigungsmitteln entstehen deshalb bei Edelstahl weder ein Biofilm mit Restkeimen noch unerwünschte Reaktionen mit Luft oder gar Rostbildung.
05.05.2010