Wir sind nicht nur Knöpfledrücker
Die unermüdliche Kämpferin
Medizinisch-technische Radiologieassistenten sind gefragt wie nie. Doch nach wie vor entscheiden sich wenige für diesen Beruf. Die Nachwuchsförderung ist daher eine der dringlichsten Aufgaben, der sich Katja Röhr, Vorsitzende der in der DRG angesiedelten Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe (VTMB), derzeit annimmt.
Die gebürtige Zwickauerin ist eine ausgewiesene Expertin in Sachen Radiologieassistenz – zehn Jahre hat sie selbst als medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) gearbeitet und unterrichtet seit 1996 als Fachlehrerin an der MTRA-Schule des Nürnberger Klinikums.
Ihre Arbeit liegt ihr merklich am Herzen. Selbstbewusst umschreibt sie den anforderungsreichen Beruf „Wir sind nicht einfach nur ein ausführendes Organ oder die Knöpfledrücker.“ MTRAs müssten die sich immer wieder verändernde Technologie verstehen und zu bedienen wissen, sie stünden in direktem Kontakt zu den Patienten und sollten, so Röhr, die Befunde auch einordnen und interpretieren können. Auch wenn das Befunden unbestritten die Aufgabe der Radiologen sei – und da spricht sie aus eigener Erfahrung: „Die Arbeit wird viel interessanter, wenn man versteht, was man tut. Außerdem wird der Austausch mit den Radiologen viel spannender.“ Manch ein angehender Facharzt für Radiologie ist mitunter auch sehr dankbar, wenn er eine oder einen erfahrenen MTRA an seiner Seite weiß.
Katja Röhr führt das Nachwuchsproblem vor allem darauf zurück, dass der Beruf in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt ist. „Zu wenige wissen, was ein MTRA ist und macht. Deswegen müssen wir noch stärker als bisher an die Öffentlichkeit gehen“, fordert sie. Gemeinsam mit dem Deutschen Dachverband der Technologen/-innen und Analytiker/-innen (dvta), vormals der Verband technischer Assistentinnen und Assistenten, und der DRG führt die VMTB bereits seit drei Jahren den Radiography Day, einen Tag der offenen Tür, durch. Im Jahr 2011 haben sich deutschlandweit zehn ausbildende Schulen unter dem Motto „Schau rein, was für dich drin steckt“ an der Aktion beteiligt. „An unserer Schule war das ein voller Erfolg. Wir hatten mehr Bewerbungen als sonst“, sagt Röhr, doch auch ihr ist klar, dass die Aktion nur ein Anfang sein kann, um den Bekanntheitsgrad des Berufes in der Öffentlichkeit zu erhöhen.
Als Vorsitzende hat sie aber noch anderes im Blick, um die Ausbildung und den Beruf der MTRAs attraktiver zu machen. „Viele können sich die dreijährige Ausbildung schlicht nicht leisten, denn es gibt keine Ausbildungsvergütung“, erklärt sie. Auch das spätere Gehalt sei nicht üppig. Hinzu komme, dass es wenig Aufstiegschancen gebe. „Man macht die Ausbildung und dann ist relativ schnell Schluss, das heißt, entweder kann man eine Leitungsfunktion übernehmen oder man wird Fachlehrer für MTRAs. Manche Kollegen und Kolleginnen gehen in die Industrie“ betont Katja Röhr. Deswegen befürwortet sie zumindest eine Teilakademisierung, „so dass sich gute Fachkräfte weiterbilden können und nicht in andere Berufe abwandern.“
Es bleibt also noch viel zu tun für die Vorsitzende. Doch diese Herausforderungen bereiten ihr anscheinend Freude: Bei den Wahlen 2012 wird sie wieder für das Amt der Vorsitzenden kandidieren. Dabei kann sie auf die volle Unterstützung ihrer Familie setzen. „Ohne die Unterstützung meines Mannes würde da gar nichts gehen“ sagt sie. Tatsächlich bedarf es einer guten Abstimmung und Planung, um in der Doppelfunktion als Lehrerin und Vorsitzende auch Zeit für die Familie zu finden.
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Im Profil
Katja Röhr absolvierte ihr Examen an der Berufsfachschule für Medizinisch-Technische Radiologieassistenten 1985 in ihrer Heimatstadt Zwickau. Zehn Jahre arbeitete sie in der Radiologischen Diagnostik am Bezirkskrankenhaus Zwickau und dem Klinikum Nürnberg, bevor sie 1996 eine Weiterbildung zur Lehrkraft für diagnostische Radiologie an der Akademie für Lehrkräfte im Gesundheitswesen in Karlsruhe begann.
Seither ist sie Fachlehrerin an der MTRA-Schule am Klinikum Nürnberg. Im Jahr 2006 schloss sie sich der in der DRG angesiedelten Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe an, die sie seit vier Jahren als Vorstandsvorsitzende leitet. Katja Röhr ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter sowie einen 17-jährigen Sohn.
11.05.2012