News • Förderung für Forschungsprojekt
Wenn Tumorzellen den Halt verlieren
Metastasen sind die häufigste Todesursache bei Krebspatienten. Die Streuung von Tumorzellen aus dem Primärtumor in andere Organe hängt unter anderem von der Verbindung zwischen den Tumorzellen und dem sie umgebenden Gewebe ab.
Ein Kooperationsprojekt, bei dem Wissenschaftler untersuchen, wie Tumorzellen „den Halt verlieren können“, erhält jetzt eine Förderung in Höhe von 900.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds. Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Stürzl, Inhaber der Professur für Molekulare und Experimentelle Chirurgie der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, und Prof. Dr. Michael Scharl, Leiter Forschung der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich.
Integrine sind Eiweißmoleküle, die sich an der Oberfläche von Zellen befinden und diese mit anderen Zellen sowie mit der sie umgebenden Matrix verbinden. In zurückliegenden Arbeiten fanden Prof. Scharl und Prof. Stürzl bereits heraus, dass Integrin-β-6, das im Normalgewebe fest mit der Oberfläche der Darmzellen verbunden ist, bei Patienten mit metastasierenden kolorektalen Karzinomen in deutlich erhöhten Konzentrationen im Serum nachweisbar ist. Im aktuellen Kooperationsprojekt gehen die Wissenschaftler nun folgenden Fragen nach: Stellt die Ablösung des Integrins von den Tumorzellen ein aktives Signal zur Aktivierung der Metastasierung dar? Oder handelt es sich um eine Art Nebenreaktion, bei der das Protein während des Gewebsumbaus im Rahmen des Tumorwachstums von den Zellen abgespalten wird, wodurch die Tumorzellen ihren Halt verlieren und aus dem Tumor auswandern können?
Die finanzielle Unterstützung erfolgt im Rahmen einer bilateralen Projektförderung, die besonders die Forschungsinteraktion zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz voranbringen möchte („Lead Agency“-Verfahren D-A-CH). Prof. Stürzl freut sich sehr, dass es gelang, sich im hochkompetitiven Verfahren gegen andere Bewerber durchzusetzen. „Besonders attraktiv ist die Kooperation aufgrund des regelmäßigen Austauschs zwischen den Forschern der beteiligten Institutionen“, erläutert er. „Bei einem Erfolg könnte das Projekt neue Ansätze liefern: zum einen, um das Fortschreiten der Krankheit genauer zu bestimmen; zum anderen, um neue Therapieziele für die Behandlung von Darmkrebs zu definieren.“
Quelle: Uni-Klinikum Erlangen
05.10.2020