Ein Astronaut im Weltraum-Schutzanzug bedient auf dem Mond ein Tablet mit einem...
Die App, über die die Kommunikation mittels Chatfunktion ablief, gleicht normalen Messengern und wird von den handelnden Personen auf Tablets verwendet.

Bildquelle: FAU; Bild: T. Schnathorst 

News • Effektivität verschiedener Kommunikationsmodelle

Forscher simulieren Medizin-Notfall auf dem Mond

FAU testet textbasierte Kommunikation in der Luna Analog Facility

Was tun, wenn ein medizinischer Notfall eintritt und niemand sofort auf den Hilferuf antworten kann? Diese Frage steht im Mittelpunkt von 'Luna-Adapt', einem Forschungsprojekt unter Leitung von Jan-Lukas Furmanek, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizinische Informatik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Auf einer simulierten Mondoberfläche haben er und sein Team untersucht, wie verletzte Menschen medizinisch unter Anleitung versorgt werden können, wenn der Kontakt zu Fachpersonal unterbrochen ist. 

Ein kreisrundes dunkelblaues Logo mit zwei Astronauten, die während eines medizinischen Notfalls miteinander Kommunizieren. Über der Illustration steht der Schriftzug Luna-Adapt 2025, darunter das Logo der FAU
Logo von Luna-Adapt

Bildquelle: FAU 

Zwischen Erde und Mond kann die Kommunikation über Funk stark verzögert sein, besonders wenn Netzwerkprobleme auftreten. Diese Situation hat das Team um Jan-Lukas Furmanek in einem medizinischen Zwischenfall simuliert. Sprechfunk war in dem Szenario nicht verfügbar, sodass der Austausch zwischen den Crewmitgliedern und dem medizinischen Personal zeitversetzt und textbasiert per Instant Messaging erfolgte. 

Für den Test der Kampagne Luna-Adapt spielten Teilnehmende ohne medizinische Ausbildung einen medizinischen Zwischenfall realitätsnah durch. Als Testlocation diente die Luna Analog Facility des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Köln. In der weltweit einzigartigen Anlage zur Vorbereitung künftiger astronautischer und robotischer Mondmissionen befindet sich unter anderem eine 700 Quadratmeter große simulierte Mondoberfläche. 

Simuliert wurde ein akuter medizinischer Zwischenfall. Ein Astronaut zeigte Symptome einer ventrikulären Tachykardie. Das Herz schlägt hier so schnell, dass die Pumpleistung abfällt und die Sauerstoffversorgung nicht mehr ausreicht. Es ist ein Teufelskreis, denn einerseits hat das Herz aufgrund der Schnelligkeit keine Zeit sich selbst mit Blut zu versorgen, andererseits erschöpft es gleichzeitig aufgrund der hohen Leistung. Schnelles Handeln ist gefragt, die Person muss dringend versorgt und stabilisiert werden, was im Weltraum aufgrund der äußeren Umstände eine besondere Herausforderung ist. 

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Jan-Lukas Furmanek hat über den „Kontrollraum“ Anweisungen gegeben. Über die Chatfunktion hinaus war während der Tests keine andere Kommunikation möglich, um reale Bedingungen zu simulieren.

Bildquelle: FAU; Bild: T. Schnathorst

Der Kontakt zur Extravehicular-Crew, also der Besatzung im Außendienst auf der simulierten Mondoberfläche, lief über einen DLR Flight Controller in einem Kontrollraum. Getestet hat das Team zwei Kommunikationsformen: frei formulierte Chatnachrichten wie in gängigen Messengern und strukturierte Textbausteine mit standardisierten Antwortoptionen. Die zweite Variante folgt dabei einem strengen Frage-Antwort-Protokoll. Ziel war es, herauszufinden, welche Form zeitversetzt und textbasiert am besten funktioniert. Die eingesetzte Chat-App Element basiert auf dem Matrix-Protokoll. Die Software wurde für den Versuch kostenlos bereitgestellt. 

Mithilfe der Anweisungen konnte das betroffene Crewmitglied in den Tests stabilisiert und evakuiert werden. Während der zweitägigen Testphase wurde deutlich, wie präzise Abläufe und klare Sprache Leben retten können. Denn wo Sprache verzögert oder Text missverstanden wird, können Sekunden entscheidend sein. Die Erkenntnisse und die vielen Seiten Prozessdokumentation von Luna-Adapt auf der simulierten Mondoberfläche schärfen die Abläufe und Sprache für verzögerte, textbasierte Kommunikation. Ziel ist, Kommunikation in Ausfallsituationen resilienter und sicherer zu gestalten. 

Am DLR-Standort in Köln wurde der Test vom DLR Campaign-Lead-Team mit Timon Schwarz, Miguel del Fresno und Aileen Rabsahl koordiniert. Die Kampagne Adapt steht für „Asynchronous Delayed Assistance Procedural Test“ und unterstützt Furmaneks Promotionsvorhaben IM-CURE („Instant Messaging for Crisis and Urgent Response in Emergencies“). Darin untersucht er den Einsatz von Instant Messaging für Notfall- und Krisenkommunikation im Gesundheitswesen. Als App-Hersteller ist auch Element ein Partner des Projekts. 


Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 

08.11.2025

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