Sechs Patientenprojekte für European Health Award 2013 nominiert

16. European Health Forum Gastein, 2.-4. Oktober 2013

Sechs vorbildliche Gesundheitsprojekte wurden jetzt für den prestigeträchtigen, mit 10.000 Euro dotierten European Health Award 2013 nominiert. Der Preis wird vom österreichischen Bundesministerium für Gesundheit und vom Forum der Forschenden Pharmazeutischen Industrie (FOPI) unterstützt.

2012 ging der European Health Award an das HLS-EU – European Health Literacy...
2012 ging der European Health Award an das HLS-EU – European Health Literacy Project.
2012 ging der European Health Award an das HLS-EU – European Health Literacy...
2012 ging der European Health Award an das HLS-EU – European Health Literacy Project.

Eine mit führenden europäischen Gesundheitsexperten besetzte Jury wird den Preisträger aus den Nominierungen auswählen, die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 16. European Health Forum Gastein (EHFG), das von 2. bis 4. Oktober in Bad Hofgastein stattfinden wird. Mit dem European Health Award werden Projekte und Initiativen zur Förderung der öffentlichen Gesundheit und Gesundheitsversorgung in Europa gewürdigt. Maßgebliche Kriterien: Es muss mehr als ein europäisches Land an dem Projekt beteiligt sein, die Ergebnisse müssen auf weitere Staaten übertragbar sein, das Projekt muss ein wesentliches Gesundheitsproblem ansprechen und somit für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung oder für größere Gruppen von Patienten/-innen einen unmittelbaren Nutzen haben

„Es ist ein zentrales Anliegen dieser Auszeichnung, nicht nur intelligente und umsetzbare Initiativen zu fördern, sondern vor allem Ideen, die für eine effiziente grenzüberschreitende Kooperation geeignet sind”, betonte der Präsident des Internationalen Forums Gastein Prof. Helmut Brand. „In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt des EHFG darauf, wie sichergestellt werden kann, dass unsere Gesundheitssysteme für die Zukunft anpassungsfähig, reaktionsfähig und offen für neue Einflüsse und Ideen sind. Der European Health Award trägt dem dadurch Rechnung, dass Projekte präsentiert und prämiert werden, die originell, zeitgemäß und bahnbrechend in ihrem Bestreben sind, die Gesundheit in Europa zu verbessern.“ Der European Health Award und das EHFG generell zielen darauf ab, solche Bestrebungen zu fördern. „In der Gesundheitsversorgung gibt es immer das Risiko, dass kurzfristig wirksame Einschnitte gemacht werden, statt Doppelgleisigkeiten und ineffiziente Strukturen zu beseitigen. Die für den European Health Award nominierten Projekte haben Probleme der Gesundheitsversorgung oder wesentliche Bedrohungen für die Gesundheit der Bevölkerung erkannt und sprechen Themen wie Effizienz, Qualität von und Zugang zu Gesundheitsangeboten klar an. Genau das sind Aspekte, die entscheidend dafür sind, unsere Gesundheitssysteme resilient und innovativ zu machen“, erklärte Prof. Brand.

Der European Health Award wurde vom Ehrenpräsidenten und Gründer des EHFG, Prof. Dr. Günther Leiner, 2007 ins Leben gerufen. Die Förderung von grenzüberschreitenden Kooperationen in der Gesundheitspolitik sei eine wesentliche Motivation gewesen, den European Health Award ins Leben zu rufen, betonte Prof. Leiner: „Heute hat dies sogar noch an Bedeutung gewonnen. Die aktuellen Gesundheitsprobleme sind vielfältiger und komplexer denn je, verschärft durch den demographischen Wandel und Sparmaßnahmen als Folge der Wirtschaftskrise. Eine grenzüberschreitende Agenda in der Gesundheitspolitik, Zusammenarbeit zwischen mehreren Ländern und die Entwicklung von übertragbaren Initiativen war nie so wichtig wie heute“, sagte Prof. Leiner.

Im Vorjahr ging der European Health Award an das HLS-EU – European Health Literacy Project. In einem Survey wurde die Gesundheitskompetenz in acht Ländern erhoben, ein europäisches Netzwerk zu diesem Thema aufgebaut, außerdem wurden nationale Experten/-innen-Gremien etabliert, um kulturelle, soziale und politische Einflüsse auf die Gesundheitskompetenz zu erfassen. 2011 gewann das Projekt „Child Safety Report“ den Preis, ein richtungsweisendes System zur Beobachtung und Verhütung von Kinderunfällen.

Die sechs Projekte auf der „Short List“ 2013:

1. The Aphekom Project: Verbesserung von Wissen und Kommunikation als Entscheidungsgrundlage zu Luftverschmutzung und Gesundheit in Europa
www.aphekom.org
Trotz reduzierter Belastungen verursacht Luftverschmutzung in Europa nach wie vor schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Entscheidungsträger haben nicht immer ein ausreichendes Verständnis der Zusammenhänge dieses Problems, was die Planung und Implementierung von Maßnahmen für einen besseren Gesundheitsschutz behindert. Das auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegte, EU-geförderte Projekt Aphekom berechnete die gesundheitlichen Folgen und die monetären Kosten der Luftverschmutzung in 25 europäischen Städten. Erhoben wurde, inwieweit bei Menschen, die in der Nähe von vielbefahrenen Straßen leben, ein zusätzlicher Anstieg von chronischen Erkrankungen zu verzeichnen ist. Ebenso wurde geschätzt, welchen gesundheitlichen und finanziellen Nutzen die EU-Regelungen zur Reduzierung des Schwefel-Anteils in Treibstoffen gebracht haben. Um die wissenschaftlichen Ergebnisse in politische Aktivitäten einfließen zu lassen, wurden die Ergebnisse – zugeschnitten auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen – laiengerecht aufbereitet. Das ermöglicht es Entscheidungsträger/-innen, lokale und europaweite Maßnahmen wirksamer zu gestalten, Gesundheitsexperten/-innen können besonders schutzbedürftige Gruppen besser beraten und Einzelpersonen wird es ermöglicht, ihr Handeln entsprechend zu modifizieren.
Teilnehmende Länder: Das Aphekom Projekt wurde in 25 Städten in zwölf europäischen Ländern durchgeführt. Beteiligt waren Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Irland, Österreich, Rumänien, Slowenien, Spanien, Schweden und Ungarn.

2. epSOS (Smart Open Services for European Patients) – Die Gesundheitsversorgung verbessern
www.epsos.eu
Das epSOS-Projekt zielt darauf ab, Menschen innerhalb der EU eine nahtlose, grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Dies durch die Entwicklung einer Service-Infrastruktur, die grenzüberschreitende technische und semantische Kompatibilitäten zwischen elektronischen Patientenakten in Europa aufzeigen soll. Zunächst liegt der Fokus auf zusammenfassenden Patienten- und Notfalldaten sowie auf Informationen über Medikationen und elektronischen Verschreibungslösungen. epSOS soll Gesundheitsdienstleistern/-innen den Zugang zu medizinischen Informationen über eine/-n Patientin/-en aus einem anderen Land in der eigenen Sprache und im Rahmen ihres eigenen eHealth-Systems ermöglichen. Zu den zentralen Zielen gehört es, die Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung für Bürger/-innen zu verbessern, die in ein anderes EU-Land reisen oder in einem anderen Land arbeiten oder studieren (z.B. Bürger/-innen in Grenzregionen). Durch die Reduktion medizinischer Fehler sowie den raschen Zugang zur Patienten/-innen-Dokumentation soll epSOS einen entscheidenden Beitrag zur Patienten/innen-Sicherheit leisten. In Notfallsituationen können diese Aufzeichnungen dem medizinischen Personal lebensrettende Informationen liefern und (manchmal überflüssige) Wiederholungen diagnostischer Verfahren reduzieren.
Teilnehmende Länder: 25 europäische Länder, nämlich Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Slowenien, Slowakei, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechische Republik, Ungarn, Türkei.

3. European Patient Ambassador Programme (EPAP)
www.EPAPonline.eu
Das „European Patient Ambassador Programme” ist ein Programm zum Selbststudium, das Patienten/-innen und Gesundheitsdienstleistern/-innen wesentliche Fertigkeiten vermittelt, um besser mit medizinischem Personal, politischen Entscheidungsträgern/-innen, Forschern/-innen und Journalisten/-innen zu interagieren. In den vergangenen Jahren hat das Bewusstsein dafür stark zugenommen, wie wesentlich die Einbeziehung von Patienten/-innen und Behandlern/-innen für eine Verbesserung der Qualität von Gesundheitsversorgung und Forschung ist. Doch wie diese Beteiligung erfolgen oder wirksamer gestaltet werden kann, ist den Betroffenen oft nicht bewusst. Für Entscheidungsträger/-innen oder Experten/-innen im Gesundheitswesen ist es oft nicht einfach, Interessierte entsprechend anzusprechen und zu involvieren oder ihnen gezielt Schulungen anzubieten. EPAP bietet Lösungen für beide Probleme. Zum einen werden im Rahmen des Projekts Patienten/-innen und Behandlern/-Kenntnisse vermittelt, um sich selbst und andere erfolgreich zu vertreten. Zum anderen wird eine Datenbank mit speziell ausgebildeten „Patienten/-innen-Botschaftern/-innen“ in ganz Europa erstellt. Diese Personen verfügen über Erfahrungen zu einer breiten Palette von Erkrankungen und können von Gesundheitsdienstleistern/-innen und Entscheidungsträgern/-innen für ihre jeweiligen Zwecke angefordert werden. EPAP ist in diesem Bereich einzigartig und hat großes Potenzial.
Teilnehmende Länder: zum Zeitpunkt der Texterstellung waren 152 Patienten/-innen aus 17 europäischen Ländern an der Initiative beteiligt.

4. Interreg IVA Project “EurSafety Health-net”: Euregionales Netzwerk zur Patienten/-innen-Sicherheit und Infektionsprophylaxe
www.eursafety.eu
Das „EurSafety Health-net” legt seinen Schwerpunkt auf die Prävention nosokomialer Infektionen, die heute – gemeinsam mit dem vermehrten Auftreten multiresistenter Keimen (z.B. MRSA, ESBL, VRE) – zu den größten Infektions-Bedrohungen in der Europäischen Union zählen (ECDC, Stockholm, Juli 2007). Die Bedeutung von Antibiotikaresistenzen für die Steigerung der Mortalität und Morbidität durch übertragbare Krankheiten in der EU wurde durch die Entschließung des Rates (1999/C195/01) zu multiresistenten Keimen unterstrichen, in der Strategien gegen die Gefahr durch diese Keime gefordert wurden. Die Rate von Antibiotikaresistenzen ist in den verschiedenen europäischen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt, was die unterschiedlichen Ergebnisse verschiedener Infektionsprophylaxe-Strategien widerspiegelt und ein Hindernis für die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung darstellt. Die notwendige Harmonisierung der Standards in Bezug auf nosokomiale Infektionen und multiresistente Keime wird auch aufgrund der im Oktober 2013 in Kraft tretenden EU-Direktive zur grenzübergreifenden Gesundheitsversorgung notwendig. Das zentrale Ziel von EurSafety Health-net ist der grenzüberschreitende Austausch von Wissen und die Harmonisierung von Qualitätsstandards im Bereich Patienten/-innen-Sicherheit und Infektionsprophylaxe. Zu den Aktivitäten im Rahmen des Projekts gehören die Entwicklung und Implementierung eines grenzüberschreitenden deutsch-holländischen Qualitäts-Netzwerks; die Entwicklung und Implementierung von regionalen Kompetenzzentren; die Aus- und Fortbildung von Gesundheitspersonal; sowie die aktive Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit im gesamten deutsch-holländischen Grenzgebiet und einer Region in Belgien zur Infektionsprophylaxe und zur Verbesserung der Patienten/-innen-Sicherheit.
Teilnehmende Länder: Belgien, Deutschland, Niederlande.

5. ReDNet Projekt: Neue und schnelle Formen der Identifizierung von und Verbreitung evidenzbasierter Informationen zu neuen synthetischen Drogen in Risikogruppen
www.novelpsychoactivesubstances.eu
Das „Recreational Drugs European Network” (ReDNet) ist ein von der Europäischen Kommission (Grant Agreement Nr. 20091216) gefördertes, multizentrisches Projekt in acht EU-Ländern. Es zielt auf die Identifizierung neuer psychoaktiver Substanzen (NPS) ab, die online erhältlich sind, und soll den Informationsfluss zu besonderen Risikogruppen wie jungen Menschen und mit ihnen arbeitenden Experten/-innen über innovative Kommunikationskanäle verbessern. Das Aufkommen neuer psychoaktiver Substanzen (NPS) sowie die rasche Verbreitung von Informationen über das Internet haben in der Drogenpolitik, in der Suchtmittel-Forschung und in der breiten Öffentlichkeit in Europa und weltweit zu einem Diskussionsprozess geführt. Trotz der steigenden Aufmerksamkeit gegenüber dieser Thematik werden die neuen Substanzen, die oft unreguliert als „legale“ und „sichere“ Alternative zu illegalen Drogen über das Internet verkauft werden, kaum in der wissenschaftlichen Literatur behandelt, die verfügbaren Informationen über ihre Zusammensetzung und potenziellen Risiken sind beschränkt. Dieses Phänomen bedeutet eine beispiellose Herausforderung für die Gesundheitssysteme weltweit. Von umso größerer Bedeutung sind Informationen über NPS, die Entwicklung neuer Ansätze, um ihre Verfügbarkeit rasch zu entdecken, und innovative Präventivmaßnahmen.
Teilnehmende Länder: Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Norwegen, Polen, Spanien und Ungarn.

6. „Was hab’ ich?“ gemeinnützige GmbH
www.washabich.de
„Was hab’ ich?“ ist eine Online-Plattform, auf der ehrenamtlich tätige Medizinstudenten/-innen Patienten/-innen dabei unterstützen, ihre Arztbriefe besser zu verstehen – anonym, individuell und kostenlos. Das übergreifende Ziel von „Was hab´ ich?“ ist es, zwischen Behandlern/-innen und Patienten/-innen ein gemeinsames Verständnis der Erkrankung zu fördern, um damit den Heilungsprozess zu unterstützen. Eine neue Generation von Patienten/-innen will eine Erkrankung verstehen, Verantwortung für die eigene Situation übernehmen und am Entscheidungsprozess bezüglich der Behandlung beteiligt sein. Darüber hinaus sensibilisiert „Was hab´ ich?“ Ärzte/-innen und Medizinstudenten/-innen für die Bedeutung der Arzt-Patienten-Kommunikation und bietet Schulungen für involvierte Mediziner/-innen oder angehende Mediziner/-innen an. Auf lange Sicht unterstützt „Was hab´ ich“ nicht nur Patienten/-innen unmittelbar durch die „Übersetzung“ ihrer Behandlungsberichte, sondern hilft künftigen und ausgebildeten Ärzten/-innen dabei, ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Die Anfang 2011 gegründete Plattform „Was hab´ ich?“ hat sich zu einem Netzwerk von fast 1.000 Medizinern/-innen und Medizinstudenten/-innen entwickelt, die bisher bereits mehr als 14.000 Arztbriefe erklärt haben. Derzeit besteht das Team aus mehr als 600 aktiven Mitgliedern aus fast 40 Universitäten in mindestens fünf europäischen Ländern.
Teilnehmende Länder: Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz und Ungarn.
 

22.08.2013

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