Orthopäden und Unfallchirurgen fordern Transparenz bei Gelenkersatz
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) fordert mehr Informationen über die Versorgung von Menschen, die ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk erhalten. Ein Gelenkersatz ist der letzte Ausweg, wenn Bewegungen dauerhaft eingeschränkt und schmerzhaft sind. Es sei wichtig, die Ursachen für die steigende Anzahl von Betroffenen zu erforschen und die Qualität der durchgeführten Operationen zu überprüfen, so die DGOU.
Die DGOU fordert deshalb seit Jahren ein Endoprothesenregister, das in anderen europäischen Ländern die Anzahl von Nach-Operationen gemindert und zu einer deutlichen Kosteneinsparung geführt hat. Auch Präventionsangebote bei beginnenden Gelenkschäden könnten Betroffenen helfen, eine spätere Gelenkersatzoperation zu vermeiden.
In Deutschland erhielten im Jahr 2009 rund 209 000 Menschen ein neues Hüft- und rund 175 000 Menschen ein neues Kniegelenk. „Wir beobachten diesen Bereich in der orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung seit Jahren mit großer Sorgfalt“, betont Professor Dr. med. Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär der DGOU. Die Anzahl der durchgeführten Operationen nimmt seit Jahren zu. Das liegt zum Teil am steigenden Altersdurchschnitt der Deutschen und am technischen Fortschritt der modernen Operationsmethoden: Diese ermöglichen heute Eingriffe bei Erkrankten mit angeborenen Gelenkschäden, die früher nicht durchgeführt werden konnten.
Orthopäden und Unfallchirurgen führen diese Eingriffe aus. Sie behandeln jedoch auch Menschen, die durch Änderung ihrer Lebensweise – mehr Bewegung und gesunde Ernährung – eine drohende Operation verhindern könnten. Die DGOU hat Vorschläge für Präventionsprogramme für solche Fälle erarbeitet, die auf lange Sicht Kosten sparen würden. Ebenfalls Kosten sparen würde ein Endoprothesenregister. In Schweden hat es zu einer Halbierung der Revisionsrate bei Hüftgelenkersatzoperationen und zu einer Senkung der Kosten geführt. Würden die schwedischen Erfahrungen auf deutsche Verhältnisse übertragen, ergebe sich bei vorsichtiger Kalkulation ein Einsparpotenzial von über 40 Millionen Euro, so die Fachgesellschaft.
Bisher nicht erforscht ist, ob sich ein Teil der Eingriffe auch auf eine Überversorgung beziehungsweise Operationen zurückführen lässt, die nicht notwendig sind. „Wir halten es für voreilig, allein aus der hohen Anzahl von Eingriffen zu schließen, dass ein Teil davon unnötig sei“, betont Professor Niethard. Die DGOU hat mit der AOK deshalb das Projekt „Versorgungsatlas“ auf den Weg gebracht, mit dem die Häufigkeit von ausgewählten Knochen- und Gelenkoperationen in Regionen gezählt und überprüft werden soll.
Gelenkerhalt und Gelenkersatz ist außerdem ein Schwerpunktthema auf dem diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 26. bis 29. Oktober 2010 in Berlin. Mehrere Veranstaltungen werden darüber informieren, wie Gelenke gerettet werden können oder wann ein künstliches Gelenk die bessere Alternative ist. An vier Kongresstagen bieten die Veranstalter ein umfangreiches wissenschaftliches Programm aus dem gesamten orthopädisch-unfallchirugischen Bereich, berufspolitische Sitzungen sowie Fort- und Weiterbildungen an.
Bidquelle: Smith & Nephew
30.07.2010