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Von links: Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi sind mit dem Nobelpreis in der Kategorie Physiologie oder Medizin 2025 ausgezeichnet worden.

Illustration: © Niklas Elmehed for Nobel Prize Outreach 

News • Periphere Immuntoleranz

Medizin-Nobelpreis 2025 geht an Immunforscher

Das Immunsystem des Körpers ist leistungsstark, doch wenn es nicht richtig reguliert wird, kann es auch die eigenen Organe angreifen. Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi erhalten den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2025 für ihre Erkenntnisse zur peripheren Immuntoleranz, die verhindert, dass das Immunsystem den eigenen Körper schädigt.

Jeden Tag schützt uns unser Immunsystem vor Tausenden verschiedener Mikroben, die versuchen, in unseren Körper einzudringen. Diese sehen alle unterschiedlich aus, und viele haben Ähnlichkeiten mit menschlichen Zellen entwickelt, um sich zu tarnen. Wie entscheidet das Immunsystem also, was es angreifen und was es verteidigen soll?

Ihre Entdeckungen sind entscheidend für unser Verständnis davon, wie das Immunsystem funktioniert und warum wir nicht alle schwere Autoimmunerkrankungen entwickeln

Olle Kämpe

Für ihre grundlegenden Entdeckungen im Bereich der peripheren Immuntoleranz erhalten Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2025. Die Preisträger identifizierten die Sicherheitswächter des Immunsystems, die regulatorischen T-Zellen, die verhindern, dass Immunzellen unseren eigenen Körper angreifen. „Ihre Entdeckungen sind entscheidend für unser Verständnis davon, wie das Immunsystem funktioniert und warum wir nicht alle schwere Autoimmunerkrankungen entwickeln“, erklärt Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelkomitees. 

Mit seiner ersten wichtigen Entdeckung im Jahr 1995 stellte sich Shimon Sakaguchi gegen den allgemeinen Tenor. Damals waren viele Forscher davon überzeugt, dass sich Immuntoleranz nur dadurch entwickle, dass potenziell schädliche Immunzellen im Thymus durch einen Prozess namens zentrale Toleranz eliminiert würden. Sakaguchi belegte, dass das Immunsystem komplexer ist, und entdeckte eine bisher unbekannte Klasse von Immunzellen, die den Körper vor Autoimmunerkrankungen schützen.1 

Mary Brunkow und Fred Ramsdell steuerten 2001 eine weitere wichtige Entdeckung bei: Sie lieferten die Erklärung dafür, warum eine bestimmte Mausart besonders anfällig für Autoimmunerkrankungen ist. Sie hatten entdeckt, dass diese Mäuse eine Mutation in einem Gen aufweisen, das sie Foxp3 nannten. Außerdem zeigten sie, dass Mutationen im menschlichen Äquivalent dieses Gens eine schwere Autoimmunerkrankung namens IPEX verursachen.2 

Zwei Jahre später gelang es Shimon Sakaguchi, diese Entdeckungen miteinander zu verknüpfen: Er wies nach, dass das Foxp3-Gen die Entwicklung der von ihm 1995 identifizierten Zellen steuert. Diese Zellen, die heute als regulatorische T-Zellen bekannt sind, überwachen andere Immunzellen und sorgen dafür, dass unser Immunsystem unser eigenes Gewebe toleriert.3  

Die Entdeckungen der Preisträger begründeten damit das Forschungsgebiet der peripheren Toleranz und gaben Impulse für die Entwicklung medizinischer Therapien für Krebs und Autoimmunerkrankungen. Dies könnte auch zu erfolgreicheren Transplantationen führen. Mehrere dieser Therapien befinden sich derzeit in der klinischen Erprobung.  


Publikationen:

  1. Sakaguchi S, Sakaguchi N, Asano M, itoh M, Toda M: Immunologic self-tolerance maintained by activated T cells expressing IL-2 receptor alpha-chains (CD25). Breakdown of a single mechanism of self-tolerance causes various autoimmune diseases; Journal of Immunology 1995; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7636184/ 
  2. Brunkow ME, Jeffery EW,Hjerrild KA, Paeper B, Clark LB, Yasayko SA, Wilkinson JE, Galas D, Ziegler SF, Ramsell F: Disruption of a new forkhead/winged-helix protein, scurfin, results in the fatal lymphoproliferative disorder of the scurfy mouse; Nature Genetics 2001; https://doi.org/10.1038/83784 
  3. Hori S, Nomura T, Sakaguchi S: Control of regulatory T cell development by the transcription factor Foxp3; Science 2003; https://doi.org/10.1126/science.1079490  


Quelle: Nobel Prize Outreach 

06.10.2025

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