Qualitätssicherung

Leistungsvergleich von Brustzentren zum Vorteil der Patienten

Verfahren zur Qualitätssicherung aus der Wirtschaft lassen sich auch auf den medizinischen Bereich übertragen. Zu diesem Schluss kommen Mediziner um Professor Diethelm Wallwiener, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie und Leiter der Universitäts-Frauenklinik Tübingen, nach einer Studie zum Leistungsvergleich, also dem Benchmarking, deutscher Brustzentren.

Der zunächst über vier Jahre laufende Leistungsvergleich habe sich als erfolgreich erwiesen, so die Mediziner im Vorfeld der 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie in
Stuttgart. Bereits in diesem kurzen Zeitraum hätte sich eine Verbesserung der Patientinnenversorgung abgezeichnet.

Wie Wallwiener und seine Kollegen betonen, hat die Benchmarking-Studie bis jetzt noch Pilotcharakter. Sämtliche Brustzentren in Deutschland waren dazu aufgefordert worden, sich freiwillig von einem externen, unabhängigen Institut evaluieren zu lassen. Dieser Aufforderung kam eine erfreulich hohe Zahl von Brustzentren nach: War das Projekt im Jahr 2003 zunächst mit 59 Zentren gestartet, nahmen im Jahr 2006 - dem letzten Jahr des nun ausgewerteten Vier-Jahreszeitraums - bereits 202 Brustzentren teil. "In 2006 wurden mehr als 25 000 neu diagnostizierte Brustkrebsfälle in der Studie dokumentiert", berichten die Organisatoren. Das sei rund die Hälfte aller geschätzten Brustkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland.

Jedes der teilnehmenden Zentren meldete seine verschlüsselten und anonymisierten Patientendaten halbjährlich an das externe Evaluationsinstitut, das Westdeutsche Brust-Centrum in Düsseldorf. Dort wurden die Daten gemäß den nationalen Leitlinien zur
Brustkrebsfrüherkennung, zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Brustkrebserkrankungen ausgewertet. Diese interdisziplinären Leitlinien bilden auch die Grundlage für die Auszeichnung (Zertifizierung) eines Brustzentrums durch die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Senologie.

Aus den Leitlinien wählten die Studienleiter zunächst neun, später zwölf Qualitätsindikatoren aus, die für den Leistungsvergleich zwischen den Zentren herangezogen wurden. Auf dieser Liste stehen diagnostische Kriterien - wie etwa die Bestimmung von Hormonrezeptoren auf der Oberfläche der Krebszellen oder die Sicherung der Diagnose vor der Operation - ebenso
wie therapeutische Kriterien oder der Anteil der Patientinnen, die an wissenschaftlichen Studien teilnehmen. Wie die Auswertung ergab, verbesserte sich die medizinische Versorgung der Patientinnen im Verlauf der Studie bereits deutlich. So stieg der Anteil der Patientinnen, die den Leitlinien gemäß bestrahlt wurden, auf über 70 Prozent. Ebenso erhielten deutlich mehr
Patientinnen, deren Tumoren hormonrezeptorpositiv waren, eine angemessene antihormonelle Therapie: Ihr Anteil stieg auf 94 Prozent.

Diese Entwicklung sehen die Studienorganisatoren zwar als großen Erfolg, gleichzeitig weisen sie jedoch darauf hin, dass die bisherigen Qualitätsindikatoren lediglich stellvertretende Funktion haben. "Letztlich muss die Qualität der medizinischen Versorgung danach beurteilt werden, wie die Krankheit langfristig verläuft und wie lange die Patientinnen die Krebsdiagnose überleben", sagt Diethelm Wallwiener. Aussagen hierzu seien frühestens nach zehn Jahren möglich.

Quelle: S. Brucker et al. Onkologische Qualitätssicherung am Beispiel des Mammakarzinom-Benchmarkings interdisziplinärer Brustzentren. Geburtshilfe und Frauenheilkunde 2008; 68 (6): 629-641
 

30.10.2008

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