Ausbildung

EU-weit nur noch wenige Ausreißer

Der Beruf des Radiologietechnologen hat in vielen europäischen und auch nicht-europäischen Ländern einen festen Platz im Berufsgefüge erobert. Die akademische Ausbildung trägt dem komplexen Aufgabenbereich Rechnung. Michaela Rosenblattl, M.Ed., die Leiterin des Studiengangs Radiologietechnologie an der Fachhochschule Wiener Neustadt, berichtet über die Situation in Österreich. Als Präsidentin des Berufsfachverbands für Radiologietechnologie Österreich (rtaustria), der Gründungsmitglied der Europäischen Vereinigung für Radiologietechnologie (EFRS) ist, vertritt sie zudem die europäische Perspektive.

Michaela Rosenblattl M. Ed.
Michaela Rosenblattl M. Ed.

Wie Rosenblattl berichtet, war für die Ausbildung in Österreich seit den 60ziger Jahren die sogenannte Matura, das Abitur, notwendig. Zu dieser Zeit waren die Ausbildungsstätten im Gesundheitsbereich allerdings noch an die Krankenanstalten angegliedert. Der Bologna-Prozess, eine auf europaweite Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen sowie auf internationale Mobilität der Studierenden zielende transnationale Hochschulreform, beschleunigte die weitere Entwicklung. 2004 wurde die Berufsbezeichnung Radiologietechnologe offiziell eingeführt und 2005 die Ausbildung in die Fachhochschulen eingegliedert. Mittlerweile ist die Studienrichtung  an sieben Fachhochschulen in ganz Österreich vertreten.

Aufgaben in der Radiologie, für die eine geringere, eingeschränkte Qualifikation benötigt wird, werden von Röntgenassistenten durchgeführt. Diese arbeiten weisungsgebunden unter einem Radiologietechnologen und dürfen nur bestimmte Verfahren durchführen wie beispielsweise die Knochendichtemessung  und Mammographie. Die Radiologietechnologen selbst sind dem ärztlichen Beruf gleichgestellt. „Wenn eine medizinische Verordnung, also die Bestellung einer Leistung, vorliegt, können Ärzte auf unsere Kompetenzen zugreifen“, berichtet Rosenblattl. Das Berufsbild ist im Gesetz für die gehobenen medizinischen Dienste (MTD) verankert, während der medizinische Kollege vom Ärztegesetz erfasst wird.

Der Radiologietechnologe in Österreich hat dementsprechend weitreichende Kompetenzen. Seit 2004 ist er berechtigt, Kontrastmittel zu spritzen und darf darüber hinaus seit 2012 Radiopharmazeutika applizieren. „Die Dosisberechnung gehörte schon immer zu unserem Aufgabenbereich. Selbstverständlich erfolgt die Applikation in Zusammenarbeit mit den Ärzten, die entsprechend dem Gefährdungsgrad enger oder weiter gefasst ist. Wichtig ist, dass im Fall von Zwischenfällen eine ärztliche Kompetenz verfügbar ist“, erklärt Rosenblattl.

Die Ausbildung des Radiologietechnologen ist in nahezu allen europäischen Ländern akademisch organisiert, wie Rosenblattl ausführt. Nur Deutschland und Spanien hinken hinterher, und selbst bei letzteren sei Bewegung in die Angelegenheit gekommen. „Dass ausgerechnet das große Deutschland sich so schwer tut, verstehe ich nicht.“ Auch in vielen Ländern außerhalb Europas erfolgt die Ausbildung auf akademischem Niveau, wie beispielsweise in Australien. „Selbst in Nigeria ist das so, dort wird ein komplettes Institut von einem Radiologietechnologen geleitet.“

Die akademische Ausbildung ist anspruchsvoll, das Studium enthält reichlich Physik, Technik und auch Informatik. Doch auch Nicht-Abiturienten haben Zutritt, sofern sie die entsprechenden Zusatzprüfungen schaffen. „Die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems ist sehr hoch und wird bei uns offen gelebt“, erläutert Rosenblattl. Doch auch nach dem Studienabschluss und im Beruf wird die Fort- und Weiterbildung groß geschrieben, handelt es sich bei der Radiologie sowohl medizinisch als auch technologisch um ein sehr innovatives Fach. „Unser Verband bietet auch eigene Programme an, um die Weiterbildung der Kollegen zu fördern.

Umso wichtiger ist der Austausch über die Landesgrenzen hinweg. rtaustria ist ein Gründungsmitglied der Europäischen Vereinigung für Radiologietechnologie (EFRS). Die EFRS repräsentiert durch ihre Mitgliedsverbände mehr als 100.000 Radiologietechnologen Europas und unterstützt den ECR. Im Rahmen dieses Kongresses findet alljährlich das Educational Wing annual Meeting mit integriertem Programm für Studierende der Radiologietechnologie statt. „Der ECR ist wichtig für den Austausch unserer Mitglieder. Wir freuen uns, dass in diesem Jahr das Angebot für die Radiologietechnologen deutlich erweitert wurde“, betont Rosenblattl.

Profil:
Michaela Rosenblattl M. Ed. ist Leiterin des Studiengangs Radiologietechnologie an der Fachhochschule Wiener Neustadt und Präsidentin des Berufsfachverbands für Radiologietechnologie Österreich (rtaustria).

23.03.2017

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