Interview • Management
Digitalisierter OP: Daten ohne Medienbruch verfügbar machen
Im Operationssaal sind neben dem Personaleinsatz definierte Prozesse und Zuständigkeiten wichtig. Das OP-Barometer 2015, das alle zwei Jahre von der Frankfurt University of Applied Sciences herausgegeben wird, zeigte allerdings, dass nur 47 Prozent der befragten Pflegekräfte im Operations- und Anästhesiebereich mit dem Organisationsgrad von OP-Abteilungen zufrieden sind. Wie digitale OP-Management-Lösungen dazu beitragen, alle im OP relevanten Prozesse zu optimieren, erläutert Stephanie Rieß von der MEIERHOFER AG im Interview.
Interview: Melanie Günther
Frau Rieß, woher resultieren Ihrer Meinung nach Organisationsprobleme im OP?
Stephanie Rieß: Im OP-Alltag treffen viele verschiedene Berufsgruppen aufeinander. Diese müssen mit freien OP-Sälen, Materialien und Geräten hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit koordiniert werden. Wenn eine zentrale Koordinationsinstanz, die von allen akzeptiert wird, fehlt, dann kommt es zu frustrierenden Situationen. So beispielsweise, wenn Patienten, Personal und OP-Saal vorhanden sind, der Raum jedoch nicht genutzt werden kann, weil das Reinigungspersonal nicht verfügbar ist.
Mit MCC.OP bieten Sie eine OP-Management-Lösung an. Wie vereint sie die Interessen aller beteiligten Berufsgruppen im OP?
Rieß: MCC führt für alle Berufsgruppen die Daten zusammen, die sie für eine reibungslose Arbeit benötigen. Dazu orientiert sich MCC an den Arbeitsabläufen im und rund um den OP. Die Software verbindet sowohl auf Datenebene als auch auf organisatorischer Ebene Fachabteilungen und Berufsgruppen miteinander und stellt als zentrale Informationsdrehscheibe alle Daten ohne Medienbruch zur Verfügung. Grundlage dafür ist eine standardisierte Kommunikation mit anderen Systemen und der Medizintechnik. Dieses Closed-Loop-Information-Management ist ein wichtiger Baustein für reibungslose Abläufe.
Wie lassen sich OP-Pläne mithilfe von MCC.OP reibungslos koordinieren?
Rieß: Alle OP-Anmeldungen und die gesamte Planung geschehen – auch im Notfall – digital sowie interdisziplinär durch die jeweiligen Anwender. Alle Eingriffe werden mit Hinweisen auf Allergien, septische OPs, infektiöse Patienten, speziellen Geräteeinsatz und entsprechende Ressourcenplanung gekennzeichnet, damit jeder Mitarbeiter umfassend informiert ist.
Dem OP-Koordinator stehen zudem Übersichten für Fachkontingente, Saalkapazitäten oder Notfallkontingente zur Verfügung. Er koordiniert Notfälle und greift bei Verschiebungen ein. Ein automatisiertes Termin- und Ressourcenmanagement vereinfacht den Planungsprozess. Das System schlägt freie Termine vor, der Koordinator wählt den Termin aus. Durch die grafische Planung mittels Drag & Drop in einem gängigen Kalender, kombiniert mit Automatismen des Planungs-Assistenten, ist das System den komplexen Anforderungen heutiger OP-Logistik vollends angepasst. Es ermöglicht beispielsweise den optimierten Betrieb von 40 OP-Sälen im Universitätsklinikum Erlangen.
Welche Rolle spielen „digitale Assistenten“?
Rieß: Digitale Assistenten sind wesentlicher Bestandteil des Systems und ausschlaggebend für eine wirkliche Unterstützung des im OP planenden und dokumentierenden Personals. Der Planungsassistent ist der Ausgangspunkt für jede OP-Planung. Hier erscheint der Patient nach seiner Aufnahme. Die Patienten-Fallnummer sowie der durchführende Fachbereich werden aufgrund der Aufnahmedaten automatisch vom Assistenten übernommen und es kommt zu einer eindeutigen Patientenidentifikation und Zuordnung aller ab hier entstehenden Daten. Durch die Auswahl des OP-Typs, beziehungsweise der geplanten Intervention, erfolgt automatisch die vorab definierte Planung des Personalbedarfs, der Geräteverfügbarkeit und Materialien durch den Planungs-Assistenten. Der Assistent unterstützt auch beim Planen von Notfällen und berücksichtigt die Saalbelegung für spezielle OP-Situationen wie Sepsis-Eingriffe bei Infektionspatienten.
Welche Vorteile ergeben sich für Personal, Klinik, aber auch den Patienten?
Rieß: In erster Linie bietet ein digitalisiertes OP-Management Sicherheit für den Patienten und größeren Einsparungspotenzial für die Kliniken. Man geht davon aus, dass jede OP-Betriebsminute durchschnittlich rund 16 Euro kostet. Fehlende Unterlagen, unvollständiges Material, ein nicht verfügbarer OP-Saal oder auch ein nicht rechtzeitig anwesender Patient verhindern, dass eine OP pünktlich starten kann. Das verursacht Kosten. MCC.OP-Management hilft dabei, die Auslastung zu optimieren und dank des Dokumentationsassistenten Abrechnungslöcher zu reduzieren.
Zusätzlich steigt die Personalzufriedenheit, weil sich das gesamte Personal auf die Planung verlassen kann. Berichte und Leistungen stehen mit Abschluss des Eingriffs zur Verfügung und tragen zur Qualitätsverbesserung bei. Das digitale Arbeiten mit MCC bietet jederzeit einen Zugriff auf alle digital abrufbaren Informationen, nämlich die elektronische Patientenakte, Laborbefunde oder hochauflösende Röntgenbilder. Weil die Informationen zur OP mit Verlassen des Patienten auf die Normal- oder Intensivstation dort ebenfalls vorliegen, steht einer reibungslosen Pflege nach dem Eingriff kein Medienbruch im Weg.
10.11.2016