Von höchstem Nutzen
Als eines der ersten radiologischen Institute in Deutschland hat das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen im Jahr 2000 das Qualitätsmanagement (QM) nach DIN EN ISO 9001 eingeführt. Nach einem Dreivierteljahr Vorbereitungszeit stellte man sich der externen Zertifizierung, die seither alle drei Jahre wiederholt wird.
„Gerade die Radiologie bietet sich wegen der Prozessorientiertheit sehr für die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 an“, erklärt Ursula Deselaers, Qualitätsbeauftragte der Abteilung und Frau der ersten Stunde. Wir fragten sie und ihren Kollegen Anton S. Quinsten nach ihren Erfahrungen mit dem QM.
RöKo Heute: Wie erfolgte der Aufbau des QM und wer war dabei federführend?
Deselaers: Es war vornehmlich die Aufgabe der MTRA, das Qualitätsmanagementsystem aufzubauen und zu pflegen. Dazu haben wir zunächst bung ist die pränatale Diagnose von Entwicklungsstörungen im Gehirn. „So kann man bereits beim Fötus im Mutterleib abklären, ob eine Entwicklungsstörung vorliegt, und man kann diese auch besser verstehen. Das war bisher mit keiner anderen Methode möglich“, betont Kasprian, dessen Klinik eine führende Rolle bei der Entwicklung dieser Diagnosetechnik innehatte. DTI und Traktographie machen es aber auch möglich, die Position peripherer Nerven dreidimensional zu visualisieren. Mit der 3-Tesla-MRT, die immer mehr zum Standard wird, können auch sehr kleine Strukturen, wie eben die peripheren Nerven, dargestellt werden. So kann dem Chirurgen bei einem Tumor oder einer Verletzung präoperativ gezeigt werden, wo der Nerv im Verhältnis zur jeweiligen Pathologie liegt, sodass er die Operation gut planen kann. Außerdem lässt sich aus der Diffusion der Wassermoleküle auch ein wenig funktionelle Information gewinnen: Anhand dieser lässt sich feststellen, ob ein peripherer Nerv überhaupt noch intakt ist oder nicht. „Noch steckt diese Methode in den Kinderschuhen“, erklärt Kaspriin Qualitätszirkeln die Prozesse betrachtet, Untersuchungsprotokolle festgelegt, Stellenbeschreibungen erstellt und alle Abläufe, die man im radiologischen Alltag braucht, festgelegt. Unser Chefarzt Prof. Michael Forsting steht voll und ganz hinter dem QM und so verlief auch die Zusammenarbeit mit den Medizinern reibungslos.
Welche Vorteile bietet das QM für die Abteilung?
Quinsten: Man muss wissen, dass unser Institut mehrere externe Standorte betreut, wie das St. Elisabeth-Krankenhaus und die Ruhrlandkliniken in Essen und das St. Marien-Hospital in Mülheim. Durch die Einführung des QM kann jeder Mitarbeiter der Abteilung, egal an welchem Standort er arbeitet, auf die gleichen Standards zurückgreifen. Somit ist eine gleich hohe Qualität an allen Standorten gewährleistet. In Anlehnung an Wikipedia hat unsere IT ein eigenes Dokumentenlenkungssystem, das MediaWiki entwickelt, in dem inzwischen über 1.800 Dokumente hinterlegt sind. Insgesamt sind die Prozesse transparenter geworden und neue Mitarbeiter können schneller Fuß fassen, alle Informationen – sowohl fachliche als auch organisatorische – sind an ihrem Arbeitsplatz
abrufbar. Es gibt immer eine Informationsplattform, auf die man zurückgreifen kann.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Einführung?
Deselaers: Die größte Herausforderung war die Akzeptanz der Mitarbeiter. Zunächst herrschten große Bedenken, dass es aufgrund des neuen Fehlermeldesystems zu Sanktionen kommen könnte. Aber wir haben einen sehr offenen Umgang mit Fehlern. Nach zwei Jahren war das System akzeptiert und wird seitdem sensationell gut genutzt. Wir haben bis zu 1.000 Meldungen im Jahr, nicht nur Fehler, sondern es gibt auch viele Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Durch die ständige Aktualisierung der Inhalte konnten wir die Fehlerrate minimieren. Es bestanden auch Ängste, dass das QM zu Stelleneinsparungen führen könnte. Doch da haben wir gleich gegengewirkt und erklärt, dass das Personal nicht abgebaut, sondern nur besser eingesetzt werden soll. Ein weiterer wichtiger Punkt war für uns die Einführung der Zuweiserbefragungen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren extrem gesteigert, die Rückmeldungen sind sehr positiv. Heute erreichen die Befunde noch am gleichen Arbeitstag den Zuweiser, vor zehn Jahren dauerte das noch drei bis vier Tage. Durch das Patientenfeedback können wir schnell eingreifen, wenn sich zum Beispiel die Wartezeiten als zu lang erweisen.
Wie lautet Ihr Fazit?
Quinsten: QM ist absolut sinnvoll und von höchstem Nutzen. Auf lange Sicht werden die Arbeitsabläufe erleichtert, standardisiert und verbessert. Als Folge des QM wurde zum Beispiel Ende 2013 das Dosismonitoring für Patienten am Universitätsklinikum Essen eingeführt.
Im Profil
Anton S. Quinsten ist seit 2004 im Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen als MTRA und seit dem vergangenen Jahr als leitender MTRA tätig. Seit 2013 ist er kooptiertes Vorstandsmitglied der VMTB.
Ursula Deselaers absolvierte ihre Ausbildung an der MTRA-Schule des Universitätsklinikums Essen. Seitdem ist sie als MTRA tätig, und
seit 1998 als Leitende MTRA des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen. Seit 2001 ist sie Assistentin des Institutsdirektors Prof. Michael Forsting und als Qualitätsmanagementbeauftragte für Projektplanungen, Personalentwicklung und Marketing verantwortlich. Die Mutter von zwei Kindern hat einen TÜV-Abschluss als QM-Beauftragte und -Auditorin. Seit 2011 unterstützt sie als Vorstandsmitglied die Arbeiten
der VMTB.
Veranstaltung
Raum Bucky
Fr., 30.05.2014,
10:45 - 12:05 Uhr
Quinsten, A. / Essen,
Vorsitz
Session: MTRA 8 –
MTRA im Ausland –
ein Vergleich
29.05.2014