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Optimierung der Notfallmedizin mit POCUS

Notärzte müssen in kürzester Zeit lebensrettende Entscheidungen treffen, die richtige Behandlung wählen und die Patienten in ein geeignetes Krankenhaus einweisen. Dr. Sylvain Benenati, Leiter der Notaufnahme, und Notfallmediziner Dr. David Sapir, beide vom Melun Hospital in Frankreich, erläutern, wie der dynamische Charakter des Point-of-Care Ultraschalls es in diesen turbulenten Umgebungen unverzichtbar macht.

POCUS unterwegs

medic standing next to ambulance holding a black suitcase

Das Melun Hospital liegt etwa 40 Kilometer südlich von Paris. Es ist Sitz des medizinischen Notdienstes (SAMU) für Seine et Marne, dem größten Departement im Großraum Paris, sowie des mobilen Notfall- und Reanimationsservices (SMUR). Der SAMU ist für die Disposition der SMUR-Einsatzfahrzeuge verantwortlich. Die drei SMUR-Einheiten in Melun und der in der Nähe stationierte Rettungshubschrauber führen alle Point-of-Care Ultraschallsysteme (POCUS) mit sich. Wie Dr. Sapir erklärt, ist POCUS in vielen Situationen von Vorteil, angefangen bei der Diagnose einer Reihe von Erkrankungen bis hin zur Überwachung von Patientenverlegungen in das am besten geeignete Krankenhaus:

„Ich arbeite seit 20 Jahren als Facharzt für Notfallmedizin, davon 10 Jahre routinemäßig mit Ultraschall. Dabei verbringe ich viel Zeit in Krankenwagen und somit auch in Notfallsituationen. Oft wissen wir nichts über die Patienten. In der präklinischen Medizin führen wir keine vollständige Untersuchung durch, sondern gezielte Ultraschalluntersuchungen, um rasch Antworten zu erhalten. Auf diese Weise können wir spezifische Probleme ausschließen bzw. ihre Schwere feststellen. Die Stärke von Ultraschall besteht darin, Grauzonen zu beseitigen, die die klinische Untersuchung nicht zeigt. Unsere Krankenwagen und Hubschrauber sind mit Fujifilm SonoSite-Ultraschallgeräten und zwei Schallsonden ausgestattet – einer Bauch-, Herz- und Transkranialsonde sowie einer Linearsonde mit hoher Frequenz für Venenkompressionsultraschall, Lungenuntersuchungen und ultraschallgeführte Katheterisierungen.“

portrait of sylvain benenati

Dr. Benenati fügt hinzu: „Eines der häufigsten Probleme, bei denen wir POCUS verwenden, ist die Untersuchung von Brustschmerzen und Polytraumata. Es unterstützt darüber hinaus auch die Beurteilung von Dyspnoe, Schmerzen im Unterleib und Schock, die alle schnellstmöglich behandelt werden müssen. Das Vorhandensein von Ultraschallgeräten für den Bodeneinsatz – bei unseren Hubschraubern in der Luft — bedeutet, dass wir schnell handeln und so schnell wie möglich geeignete Entscheidungen treffen können. Die Kombination von Ultraschall mit anderen Geräten wie Defibrillatoren und EKGs ermöglicht es uns, Probleme zu erkennen und Verfahren wie die Reanimation einzuleiten – noch bevor der Patient im Krankenhaus ist. Dies kann die funktionale Prognose verbessern und möglicherweise lebensrettend sein. POCUS hat unsere Arbeitsweise völlig verändert.“

Ein Schritt in die richtige Richtung

Im Durchschnitt wird bei etwa jedem vierten Patienten aufgrund der gewonnenen Informationen der Zielort geändert

David Sapir

POCUS ermöglicht Ärzten eine schnelle Beurteilung der Patienten und hilft ihnen bei der Entscheidung, wohin die Patienten in zeitkritischen Situationen geschickt werden sollen. Dr. Sapir erläutert diese Vorteile:

„Basierend auf den Ultraschallbildern, treffen wir bessere Entscheidungen für unsere Patienten. POCUS hilft uns dabei zu entscheiden, ob wir den Patienten in ein nahegelegenes Allgemeinkrankenhaus oder weiter weg in eine besser geeignete Einrichtung einweisen sollen. Vor Kurzem haben wir verfolgt, wie oft wir den Zielort eines Patienten aufgrund von Ultraschalluntersuchungen ändern. Dies betrifft etwa 20-25 % der Fälle und unterstreicht, wie wichtig die Verbesserung der Patientenbehandlung ist. Im Durchschnitt wird bei etwa jedem vierten Patienten aufgrund der gewonnenen Informationen der Zielort geändert. Es ist unglaublich – eine Revolution.“

Nachwuchskräfte schulen

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Mit zunehmendem Bedarf an Ultraschall in der präklinischen Umgebung wird deutlich, dass mehr Ärzte im Umgang mit dem Gerät geschult werden müssen. Dr. Sapir erklärt: „Derzeit sind viele Ärzte ungeschult oder wenig erfahren in der Technik. Sie hätten kein gutes Gefühl bei der Anwendung von Ultraschall in all den Situationen, in denen es von Nutzen sein könnte. Ich leite an der Universität einige Lehrveranstaltungen in den Bereichen Traumatologie, Notfallmedizin und Notfallultraschall. Alle sechs Monate führen wir zudem einen speziellen zweitägigen Kurs im Krankenhaus durch. Ich bin an der Erstellung der Inhalte für das Ultraschallmodul beteiligt und hoffe, dass dieser praktische Kurs den Ärzten die Möglichkeit gibt, das Gerät kennenzulernen und alle ihre Fragen zu stellen. Wir wollen sie für das Potenzial von POCUS sensibilisieren und sind SonoSite sehr dankbar, dass sie uns dabei unterstützen.“

Dr. Benenati fügt hinzu: „Die Ultraschallverfahren sind sowohl im Krankenhaus als auch im präklinischen Bereich so weit verbreitet, dass die Ausbildung bereits ab dem ersten Tag standardmäßig erfolgt. In der Notfallmedizin setzen wir seit Jahren Ultraschall ein, da es der schnellste und am wenigsten invasive Weg zur Beurteilung eines Patienten ohne Schmerzen und unnötige Strahlung ist. Es ist großartig, dass mehr Ärzte über das Potenzial von POCUS in der Notfallmedizin aufgeklärt werden, und wir sind nicht müde zu erzählen, wie wichtig und lebensrettend Ultraschall sein kann.“

20.03.2020

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