Aktionstag
Ohne Labormedizin keine sichere Versorgung
Für 393 von 1.000 Krankenversicherten werden pro Jahr Laboruntersuchungen durchgeführt. Zwei Drittel aller ärztlichen Diagnosen beruhen auf Ergebnissen der Labormedizin oder werden durch sie bestätigt. Auf diese Systemrelevanz der Labormedizin im deutschen Gesundheitswesen sowie ihre Vorreiterrolle in Sachen Qualitätssicherung haben am 24. April in Berlin führende Labormediziner hingewiesen. Auf dem „Aktionstag Labordiagnostik“ forderten sie eine Stärkung der Labordiagnostik.
Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL), Professor Dr. Matthias Nauck, betonte: „Der Politik, den Ärzten und Patienten sollte bewusst sein, dass wir – durch die Vorgaben der Bundesärztekammer (BÄK) – in Deutschland über eine sehr hoch entwickelte labormedizinische Diagnostik verfügen, deren Qualitätsstandard weltweit einzigartig ist.“ Nauck fordert deshalb die Politik auf, dass dieser hohe Qualitätsstandard auf Grundlage der Richtlinie der BÄK überwacht und die Laboratoriumsmedizin mitsamt ihrer Qualitätssicherung konsequent als ärztliche Leistung eingestuft wird.
Der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL), Dr. Andreas Bobrowski, wies darauf hin, dass die medizinischen Labore zur Sicherung der Ergebnisqualität frühzeitig die am weitesten entwickelte IT-Infrastruktur im Gesundheitswesen aufgebaut haben. „Nur, wenn dem behandelnden Arzt die Laborergebnisse rasch vorliegen, kann er schnell handeln.“ Die Innovationskraft dieses medizinischen Faches zeige sich auch in der Prävention. Krankheitsrisiken könnten dank neuer Labortests frühzeitig erkannt und unter Umständen ihr Ausbruch verhindert werden.
Als aktuelles Beispiel führte Bobrowski die Aufnahme immunologischer Stuhltests in die Krebsvorsorge-Programme der gesetzlichen Krankenkassen an, die eine deutlich höhere Aussagekraft haben. Da die Vergütung zwischen zuweisenden Ärzten und Laborärzten aufgeteilt wurde, besteht die Hoffnung, dass diese Prävention an Breitenwirkung gewinnt. Er begrüßt, dass der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) grünes Licht für diesen Labortest gegeben habe. Zudem werde erstmals auch das Ziel der Bundesärztekammer verwirklicht, spezielle ärztliche Leistungen auf das Kerngebiet des Faches zu beschränken, in diesem Fall also Laboranalysen den Fachärzten für Laboratoriumsmedizin überlässt.
Trotz des hohen technischen Aufwands in der Labormedizin bleibe die ärztliche Expertise unverzichtbar, ohne die die Laborwerte nicht interpretiert werden könnten. Diese persönliche Leistungserbringung durch den Facharzt für Laboratoriumsmedizin zum Wohle der Patienten werde in der gesundheitspolitischen Diskussion oft verkannt. Der BDL-Vorsitzende erteilte sowohl den Bestrebungen, die Laboratoriumsmedizin wegen des hohen Apparate-Aufwands als rein technisches Fach zu definieren, als auch der Schwächung der wohnortnahen Laborversorgung eine klare Absage.
Angesichts der demografischen Entwicklung wachse der Bedarf an laborärztlichen Leistungen permanent, was sich jedoch in der Bedarfsplanung, die auch die Niederlassung von Laborärzten steuert, nicht widerspiegele. Bobrowski forderte den G-BA auf, hier nachzubessern und die Systemrelevanz dieses Faches endlich anzuerkennen.
Quelle: Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL)
25.04.2017