MRT deckt wenig bekannte Sportverletzungen auf
Bildgebende Verfahren tragen dazu bei, dass Sportmediziner genauer und zielgerichteter behandeln können. Gerade chronische Schmerzen sowie Überlastungen, die vom Sport ausgelöst werden, sind ein Fall für die Radiologie. Dies betonte Dr. Wolfgang Krampla, Radiologe und Privatdozent vom Donauspital Wien, in der Pressekonferenz zum Auftakt des 92.Deutschen Röntgenkongresses in Hamburg.
Die Magnetresonanztomografie (MRT) spiele, so Krampla, in der Diagnostik eine zentrale Rolle. Einzelne Sportverletzungen bei Hobbysportler können demnach erst mit Hilfe einer MRT richtig diagnostiziert werden. Die Bedeutung der Radiologie für die Sportmedizin ist eines der Schwerpunkthemen des diesjährigen Röntgenkongress, den die Deutsche und die Österreichische Röntgengesellschaft gemeinsam ausrichten und zu dem bis zum Samstag mehr als 7500 Besucher erwartet werden.
Vor allem gesundheitliche Schäden durch Überlastungen der Knochen und Gelenke werden, so der Radiologe, in der Sportmedizin häufig lange Zeit nicht erkannt, da diese Krankheitsbilder wenig bekannt sind. Bei einer Schambeinentzündung (Osteitis Pubis) beispielsweise oder der Überlastung einer Muskelsehne im Knie kombiniert mit einer Schleimbeutelentzündung (Pes anserinus-Syndrom) liefert die MRT jene Bilder, um die richtige Diagnose zu stellen. Akute Verletzungen werden im konventionellen Röntgen untersucht. Das zentrale Instrument der Sportradiologie aber ist die MRT, betonte Krampla. Schließlich verfügt sie über den besten Weichteilkontrast aller bildgebenden Verfahren und macht Verletzungen in Knochen, an Knorpelgewebe und Bändern sichtbar.
Fußball und Skifahren verursachen hohe Kosten
Radiologische Studien liefern auch solide, wissenschaftliche Grundlagen, um mögliche Gesundheitsrisiken einer Sportart besser einschätzen zu können. So ist inzwischen belegt, dass Überlastungsbrüche an der Wirbelsäule dreimal häufiger bei Turmspringern vorkommen – und nicht wie bei Gewichthebern oder Kunst- und Bodenturnern, deren Sportarten oftmals als gefährlich eingestuft werden. Die Fachwelt unterscheidet, so Krampla weiter, die Verletzungsrisiken nach individuellen und volkswirtschaftlichen Aspekten. Sprich: Das, was für den Einzelnen große gesundheitliche Gefahren mit sich bringt, kann für die Gemeinschaft auch eine kleine Nummer sein. So gelten die Breitensportarten Fußball und Skifahren als die teuersten Hobbysportarten, da sie bei Unfällen immense Kosten für die Krankenkasse nach sich ziehen. Das Rugby-Spiel hingegen ist für den Einzelnen etwa 25 Mal gefährlicher als Fußball, aber bezogen auf die Kosten im Gesundheitswesen nahezu bedeutungslos.
Ein Marathonlauf belastet Kniegelenke mit einem Gewicht von 6.000 Tonnen
Folgt man den Ausführungen des Radiologen Krampla, wird die Nachfrage nach moderner Diagnostik in diesem Bereich weiter zunehmen. Schließlich ist das Interesse an sportlicher Aktivität in den vergangenen Jahren konstant gewachsen. Vor allem jene Sportarten, die einen besonders hohen Trainingseinsatz erfordern, werden immer beliebter. Ein Mal bei einem Marathon-Lauf dabei zu sein, ist für viele Hobbysportler ein zentrales Ziel - und dies sorgt auch dafür, dass das Verletzungsrisiko steigt. Wolfgang Krampla machte in der Pressekonferenz auch deutlich, welchen Gefahren sich Hobbysportler zuweilen aussetzen. Ein Jogger belastet bei einem einzigen Marathonlauf seine Kniegelenke mit einem Gewicht von annähernd 6.000 Tonnen. Zum Vergleich: Der Eiffelturm besteht aus 7.300 Tonnen Metall.
Seine Empfehlung: Hobbysportler sollten pro Woche maximal 80 Kilometer laufen, um Knochen, Gelenke, Muskulatur zu trainieren und ihre Kondition zu steigern. Bei einem Trainingspensum von 100 Kilometer pro Woche nehmen Überlastungsschäden dramatisch zu, da die Regenerationsphasen nicht mehr eingehalten werden können.
Sportradiologie wird verstärkt nachgefragt werden
Krampla betonte auf Nachfrage aber auch, dass die zentrale Grundregel zur körperlichen Aktivität nach wie vor gilt: Der volkswirtschaftliche Nutzen des sportlichen Trainings überwiegt in jedem Fall die möglichen Gefahren und geeigneter Sport ist gerade in jungen Jahren eine der effektivsten Maßnahmen, um einer späteren Osteoporose vorzubeugen. Patienten sollten ihre Sportart mit Bedacht auswählen und das Training gerade in der Anfangsphase nicht übertreiben. Ärztinnen und Ärzte aber müssen mögliche Zeichen einer Überlastungen sowie entsprechende Krankheitsbilder erkennen und gegebenenfalls auf radiologische Verfahren zurückgreifen. Seine Prognose: Mit der Zahl der leistungsorientierten Hobbysportler werde die Sportradiologie als Subspezialität der Osteoradiologie (Skelettradiologie) an Bedeutung gewinnen.
Autorin: Susanne Werner
01.06.2011