Mit der DFG die Rüstung putzen und Karriere machen
Nur mit einer guten Drittmitteleinwerbung kann die Radiologie als akademisches Fach mit reger Forschung auch in Zukunft bestehen, davon ist der neue DRG-Geschäftsführer Dr. med. Stefan Lohwasser überzeugt.
Die radiologische Forschung habe sich in den letzten Jahrzehnten viel zu sehr auf die Förderung durch die Industrie verlassen und dabei die klassischen, in der Wissenschaft etablierten Förderinstrumente aus den Augen verloren. Dies aber führe in eine zu große Abhängigkeit. Deswegen will Lohwasser junge Wissenschaftler und etablierte Radiologen dazu ermutigen, stärker als bisher bei den öffentlichen Förderinstitutionen für ihre Forschungsvorhaben zu werben. In seinem Vortrag wird er Hintergrundinformationen zu den beiden großen öffentlichen Förderern geben, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Wir sprachen vorab mit ihm.
Die DFG und das BMBF unterscheiden sich nach Lohwasser, der selbst sieben Jahre als Programmdirektor für die DFG gearbeitet hat, vor allem in der Ausrichtung. Während die DFG frei von Politik und nur aufgrund wissenschaftlicher Exzellenz fördere, unterstütze das BMBF gerade Vorhaben, die aus der Perspektive des Ministeriums entwicklungsbedürftig seien. Allerdings gebe es auch eine Veränderung beim BMBF, so Lohwasser. Bis vor ein paar Jahren habe das BMBF eher kleinteilige, krankheitsspezifische und zeitlich meist eng bemessene Vorhaben gefördert, unterstütze inzwischen aber auch große, eher strukturell ausgerichtete und auf lange Zeit angelegte Projekte, wie beispielsweise die seit 2009 in enger Kooperation mit der Helmholtz-Gemeinschaft gegründeten sechs Zentren zur Gesundheitsforschung.
„Die Förderung auf Bundesebene geht inzwischen stärker in diese nationalen, groß aufgestellten Förderprogramme. Deswegen müssen die Wissenschaftler an der Universität versuchen, in diese Förderstrukturen hineinzukommen“, so Lohwasser. Als positives Beispiel für die erfolgreiche Beteiligung von Radiologen an einem solchen vom BMBF geförderten Großprojekt nennt er Prof. Hosten und sein Team aus Greifswald, die im Rahmen der SHIP-Studie u.a. MR-Ganzkörperuntersuchungen durchführen. Die Teilnahme an solchen Großprojekten bringe gleichzeitig auch die eigene radiologische Forschung entscheidend voran, ist er überzeugt. Doch, sagt Lohwasser, das sei „eher etwas für die Etablierten, die in diesem Wettbewerb und letztlich Verteilungskampf natürlich auch ein gewisses Gewicht einbringen müssen. Für junge Wissenschaftler ist das nicht das richtige Spielzeug.“
Deswegen empfiehlt er angehenden Ärzten und Radiologen, sich eher um Förderungen bei der DFG zu bemühen. „Letztendlich kann man von der Promotionszeit bis zum Lehrstuhl seine Karriere auf einem DFG-Ticket aufbauen“, so Lohwasser. Denn die DFG fördere neben Projekten auch Personen. Angefangen mit Sachbeihilfen für Promotionsverfahren und Stipendien in Graduiertenkollegs über die Förderung als Nachwuchsgruppenleiter im Emmy-Noether-Programm, bei der sich der Geförderte seine Arbeitsgruppe selbst zusammenstellen darf, bis hin zur Heisenberg-Professur für habilitierte Wissenschaftler, die wie „ein Bypass parallel zu den etablierten Mechanismen“ funktioniere, so Lohwasser. In seinem Vortrag wird er auch speziell für Mediziner maßgeschneiderte, sogenannte „Gerok-Stellen“ vorstellen, mit deren Hilfe Ärzte sich für ihr Forschungsvorhaben zeitweilig von ihren klinischen Verpflichtungen entbinden können. Die DFG bezahlt den temporären Ersatz in der Klinik und finanziert den Forschenden selbst.
Nur abschrecken lassen darf man sich nicht, betont Dr. Lohwasser. „Es kann nicht mehr passieren, als dass ein Antrag abgelehnt wird. Das passiert vielen. Am Schluss sind dann aber doch die Mehrzahl der Anträge erfolgreich.“ Denn Anträge können bei der DFG in überarbeiteter Form immer wieder eingereicht werden und das berge eine große Chance. Die Antragsteller, so Lohwasser, „können die Kritik der Gutachter dazu nutzen, ihr Projekt weiterzuentwickeln“.
Die Prüfung eines Antrages erfolgt in der DFG über ein mehrstufiges Peer-Review-Verfahren. Entschieden wird also nur von Experten in dem jeweiligen Themengebiet. Und noch ein weiterer Grund spricht für das stetige Werben um eine DFG-Förderung: „Die zuständigen Fachreferenten bei der DFG kennen die Community sehr, sehr gut, aber sie kennen natürlich nur die Leute, die auch Anträge stellen.“ Es sei enorm wichtig, Anträge zu stellen, um in dieses DFG-Netzwerk eintreten und aktiv daran teilnehmen zu können. Die Vorteile liegen laut Lohwasser klar auf der Hand: „Die DFG bietet eine gute Möglichkeit, seine Rüstung zu putzen und glänzend zu machen und dann in der eigenen Karriere durchzustarten.“
Veranstaltungshinweis
Saal Peters
Freitag, 18.05., 15:15 - 15:35 Uhr
Der erfolgreiche DFG-Antrag
Lohwasser S / Berlin
Session: Forschen und Publizieren
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Im Profil
Nach dem Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg widmete sich Dr. Stefan Lohwasser der Krebsforschung: zuerst in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an dem Regensburger Universtitätsklinikum und anschließend an dem renommierten Terry Fox Laboratory in Vancouver.
Zurückgekehrt nach Deutschland übernahm er zahlreiche Organisations- und Führungsaufgaben in der Medizinforschung: sieben Jahre als Programmdirektor bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Fachbereich Medizin, zwei Jahre als Wissenschaftskoordinator an der Medizinischen Universität in Innsbruck, ein Jahr lang als Generalsekretär der Forschungs-Allianz JARA, einer Kooperation der Universität Aachen und dem Forschungszentrum Jülich, und drei Jahre als Leiter des Referates Medizin im Wissenschaftsrat in Köln. Seit 1. Februar 2012 ist Stefan Lohwasser Geschäftsführer der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG).
08.05.2012