Klein, aber „Oho“!

Herausforderungen der Ellenbogen- und Hand-MRT

Aufnahmen der Gelenke - vor allem die der Großgelenke Knie, Hüfte und Schulter - gehören zwar zu den Klassikern der Kernspintomographie. Doch je kleiner die Gelenke und damit die abzubildenden Areale, desto diffiziler die Untersuchung. Im MRT-Grundkurs geht Prof. Dr. Martin Vahlensieck, Geschäftsführer des Praxisverbundes Praxisnetz Radiologie & Nuklearmedizin Bonn - RheinSieg darum gezielt auf die Bereiche Ellenbogen und Hand ein. Für uns gab er bereits vorab einen Überblick über die Finessen dieser filigranen Bildgebung.

Prof. Martin Vahlensieck
Prof. Martin Vahlensieck

„Im Allgemeinen haben wir es bei der Untersuchung des Ellenbogens und der Hand entweder mit unfallbedingten Indikationen oder Verschleißerkrankungen wie Knorpelschäden oder Arthrose zu tun. Insbesondere im Bereich der frühzeitigen Diagnose der Arthrose ist die MRT von unschätzbarem Wert: Lange bevor krankhafte Veränderungen auf dem Röntgenbild sichtbar sind, zeigt der Kernspin die Veränderungen bereits in einem sehr frühen Stadium, was natürlich eine verbesserte Therapie zur Folge hat. Ein dritter Bereich, den wir abdecken ist die Diagnose von Tumoren und entzündlichen Prozessen, bei denen unter Umständen auch kontrastmittelgestützte Aufnahmen vorgenommen werden.

Die Herausforderungen bei der Erstellung der Aufnahmen kleiner Gelenke liegen vor allem darin, die Region gezielt und vergrößert herauszuarbeiten und die Bewegungen des Körpers – wie die des Blutflusses oder der Atmung – auszuschalten, um ein Abfallen der Bildqualität zu verhindern und artefaktfreie, scharfe Aufnahmen zu erstellen. Entscheidend dafür ist die Abbildung der drei Raumebenen, also die Erstellung von koronalen, axialen und saggitalen Schichten. Die üblichen Standardprotokolle basieren auf T1, T2 gewichteten und STIR Bildern. Eine häufige Fehlerquelle in der radiologischen Praxis ist die korrekte Lagerung des Patienten. Um diese Fehler zu verhindern und die Patienten möglichst gewissenhaft zu betten, ist auch die psychologische Betreuung von Bedeutung. Denn Unruhe und Beklemmungsgefühle sorgen nicht selten für eine mangelnde Bildqualität. In unseren Praxen in Bonn arbeiten wir darum unter anderem auch mit einem offenen MRT – eine Technologie, die von unseren Patienten ganz hervorragend angenommen wird.

Neben den Protokollen und der Patientenlagerung ist auch die korrekte Einstellung der Oberflächenspule von Bedeutung für die Erstellung diagnosetauglicher Aufnahmen. Grundsätzlich sollte der Spulentechnologie mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn hier finden derzeit die interessantesten technologischen Entwicklungen statt. So wird beispielsweise mit Blick auf die peripheren Gelenke an speziellen Oberflächenspulen geforscht, die - entweder als Volumenspule oder als ringförmige Spule – eine stärkere Signalausbeute und damit schärfere Bilder erlauben.

Wie bei allen Untersuchungen, so ist auch beim Ellenbogen und der Hand die Erfahrung ein wichtiger Baustein für ein gelungenes Bild und eine sichere Diagnostik. Und auch wenn Knie, Hüfte und Schulter zu den viel häufiger durchgeführten Untersuchungen gehören, bilden die kleinen Gelenke da keine Ausnahme. Im Gegenteil: Mit etwa drei Patienten täglich gehört dieser Bereich in unseren Praxen zur Routine. Um dieser Klientel gerecht zu werden, kann ich den Kollegen den Besuch des MRT-Grundkurses und damit die Auffrischung der Techniken und der Erfahrung nur wärmstens empfehlen und freue mich auf eine rege Beteiligung.“

 

Im Profil

Prof. Dr. Martin Vahlensieck blieb ein Leben lang seiner Heimatstadt Bonn treu. Er studierte hier in den 1980ern Medizin, bevor er seine Facharztprüfung im Fach Radiologische Diagnostik 1993 ablegte. Seine Zeit als Assistenzarzt absolvierte er im Malteser Krankenhaus Bonn und an der Universitätsklinik Bonn. Dazwischen verschlug es Vahlensieck ein Jahr lang ins Ausland, an die University of California in San Francisco. Der heute 49-Jährige war drei Jahre lang Oberarzt an der Universitätsklinik Bonn, bevor er sich 1999 mit dem Praxisnetz Radiologie & Nuklearmedizin Bonn - RheinSieg selbstständig machte.
 

18.01.2011

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