Bildquelle: UKD/Michael Kretzschmar
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Personalmangel in der Pflege: Neues Konzept schließt Lücken
Mit veränderter Strategie im Pflegepool geht das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus einen neuen Weg, um kurzfristige Personallücken zu schließen und gleichzeitig Mitarbeitenden in der Pflege höchste Flexibilität zu bieten.
Der vor über 20 Jahren initiierte Pool hat jetzt eine Neukonzeption erfahren. Ziel ist es, noch individueller auf neue Mitarbeitende einzugehen, sie beim Einstieg in die Pooltätigkeit zu begleiten und ihnen auch in Hinblick auf die persönliche Karriereplanung Perspektiven aufzuzeigen. So wurde unter anderem ein Tandemmodell eingeführt, dass vorsieht, die Neuen im Pflegepool in 1:1-Betreuung in den ersten vier Wochen zu begleiten und zu unterstützen. „Unser Pflegepool ist ein Erfolgsmodell, das Lösungen für mehrere Herausforderungen bietet. Wir können kurzfristig auf Personallücken eingehen und diese füllen. Gleichzeitig wollen wir jetzt mit attraktiven Anreizen die Pool-Pflegenden unterstützen und noch mehr Mitglieder rekrutieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.
Die Chancen liegen in der Flexibilität. Durch den Einsatz auf unterschiedlichen Stationen lernen die Pflegenden ständig neue Dinge. Sie wachsen an der Verantwortung
Katrin Weigelt
Wenn Mitarbeitende in der Pflege krank werden oder sich um ihre erkrankten Kinder kümmern müssen, geplante Weiterbildungen absolvieren oder über mehrere Monate ausfallen, kommt am Universitätsklinikum Dresden der Pflegepool zum Einsatz. Seit über 20 Jahren sind hier Mitarbeitende als Pflegeteam etabliert, die kurzfristig einspringen oder längere Personallücken kompensieren. Damit war das Dresdner Uniklinikum eines der ersten, das dieses Modell eingeführt hat. Derzeit gibt es über 40 Pflegekräfte im Pool. Der Bedarf ist weitaus höher – etwa doppelt so viele werden benötigt. Dabei liegen die Vorteile nicht allein nur beim Klinikum. Neben der beruflichen Flexibilität, die der Einsatz auf unterschiedlichen Stationen und in verschiedenen Fachbereichen mit sich bringt, profitieren die Pool-Mitarbeitenden von einer überdurchschnittlichen Dienstplansicherheit und Betreuung durch die Führungskraft sowie finanziellen Anreizen. „Die Chancen liegen in der Flexibilität. Durch den Einsatz auf unterschiedlichen Stationen lernen die Pflegenden ständig neue Dinge. Sie wachsen an der Verantwortung“, sagt Katrin Weigelt. Sie arbeitet seit 47 Jahre als Kinderkrankenschwester und Pflegedienstleiterin am Uniklinikum und engagiert sich nun als „Flexirentnerin“ überwiegend für dieses Pool-Team. Die Leitung liegt bei Daniela Richter, die seit 23 Jahren am Uniklinikum arbeitet.
Unterschieden wird zwischen kurzfristigen Einsätzen, die Woche für Woche geplant werden, und langfristigen Diensten, die bis zu sechs Monate andauern. Das Ziel ist stets gleich: personelle Ausfälle kompensieren. Zu den über 40 Pool-Pflegenden gehören auch Medizinische Fachangestellte, die speziell für Funktionsbereiche und Ambulanzen ausgebildet sind. Rekrutiert werden weitere Mitglieder aus den eigenen Reihen, aber auch von extern. Dabei betonen die Koordinatorinnen die starken Chancen für die berufliche Weiterentwicklung, die entweder in Richtung Führungsposition oder Fachexpertise gehen. Zehn bis 15 Anfragen nach personellem Support werden pro Woche von den einzelnen Stationen neu gemeldet – immer donnerstags werden nach Dringlichkeit die Lücken in den Plänen der Folgewoche gefüllt und Personal aus dem Pool angewiesen. „Die Mitarbeitenden auf den Stationen sind über jede Unterstützung dankbar. Das zeigt auch, wie sich festes Personal und Pool-Mitglieder begegnen. Wir erleben eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, sagt Daniela Richter. Damit dies gelingt, bekommen neue Mitglieder im Pool einen erfahrenen Pool-Mitarbeiter an die Seite gestellt. Das Tandem-Modell sieht vor, dass neue Mitarbeitende in den ersten vier Wochen begleitet werden. In ihrer ersten Woche ist die Pflegekraft noch nicht regulär auf der Station eingeplant, sondern läuft mit und lernt. Nach und nach arbeitet sie eigenständig und hat dabei den Tandem-Partner stets für Fragen an der Seite.
Daniel Gaudig hat im vergangenen Sommer als Gesundheits- und Krankenpfleger am Uniklinikum begonnen. Zuvor war er in einem anderen Krankenhaus in der Region tätig. Der 30-Jährige hat sich bewusst für den Pflegepool entschieden. Die Möglichkeit auf unterschiedlichen Stationen zum Einsatz zu kommen und dabei seine individuellen beruflichen Interessen zu verwirklichen, haben ihn angesprochen. „Ich scheue mich nicht vor neuen Herausforderungen und habe seitdem schon viel gelernt. Dabei hat mir auch geholfen, dass ich in einem Tandem eingearbeitet wurde. Diese Zeit war sehr wertvoll“, sagt er. Bisher war er als Pfleger in der Orthopädie und Unfallchirurgie und dann in der Dermatologie tätig, seit Dezember ist er im OP-Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie eingesetzt. „Es gefällt mir gut, dass der Job auf meine beruflichen Wünsche eingeht, ich Flexibilität und Individualität bei der Dienstplanung erlebe und immer dazulernen kann. So habe ich die Möglichkeit, vor allem Dinge zu tun, die mir besonders Spaß machen.“ Auf seinen Stationen hat er vor allem Teamwork und Zusammenhalt erfahren. „Die Kollegen sind froh und dankbar, dass wir sie unterstützen. Das spüren wir sehr. Und wir können untereinander und voneinander viel lernen.“
Neben bereits im Berufsalltag angekommenen Pflegekräften kann sich auch Medizinisches Personal aus nahezu jeder Klinik melden, die schon im Vorruhestand angekommen sind. Auf Stundenbasis werden auch sie im Pflegepool eingesetzt, selbstverständlich nach ihren konkreten Wünschen und Erfahrungen. Weiterhin sind Studierende im Pool vor allem für die Wochenenddienste verantwortlich.
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
24.03.2024