Medizinstudium in Deutschland – quo vadis?

Die Medizinerausbildung in Deutschland steht momentan auf dem Prüfstand. Welche wissenschafts- und hochschulpolitischen Rahmenbedingungen für das Studium nötig sind und welche Reformansätze sich bewährt haben, wird beim Symposium „Medizinstudium 2.0“ am 27. April an der Universität Tübingen diskutiert.

Aktuell hat die Gesundheitspolitik das Thema Medizinerausbildung aufgegriffen: Ihr fehlen Ärzte auf dem Land und sie zweifelt an der Treffsicherheit der Studentenauslese durch den Numerus Clausus. Rüdiger Strehl, Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, warnt im Vorfeld des Symposium vor einem verkürzten Zugang zum Thema: „Wer nicht bereit ist, das Minenfeld von Hochschulzulassungs- und Kapazitätsermittlungsrecht, Ausbildungsfragen der Ärztlichen Approbationsverordnung sowie Weiterbildung und Berufsfeld der Mediziner im Zusammenhang aufzuarbeiten, wird mit seinen Änderungsabsichten versanden.“ Seiner Meinung nach unterliegen aber nicht nur Gesundheitspolitiker der Gefahr der Einseitigkeit: Auch die Wissenschaftspolitik diskutiere beispielsweise Beiträge der Medizin zum doppelten Abiturjahrgang, ohne die europäischen und deutschen Rechtsvorgaben für die Vorbereitung zum Arztberuf ausreichend zu analysieren. Er fordert: „Nur eine Gesamtschau hochschul- und wissenschaftsrechtlicher Rahmenbedingungen führt in die richtige Richtung.“

Reformansätze vorhanden

Um das Medizinstudium inhaltlich zu verbessern, gibt es in Deutschland einige Reformstudiengänge. Es fehlen jedoch systematische Untersuchungen, um diese mit Regelstudiengängen vergleichen zu können. Professor Dr. med. Eckhart G. Hahn ist Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Witten/Herdecke und Vorsitzender der Gesellschaft für medizinische Ausbildung. Er fordert geeignete Untersuchungsverfahren, die aussagefähige Ergebnisse über die Akzeptanz des Curriculums, die Studienerfolge und die spätere berufliche Entwicklung liefern. Erste Befragungen wurden bei Absolventen an vier Fakultäten durchgeführt, in denen es parallel einen Regelstudiengang und ein reformiertes Curriculum gibt oder wo der Übergang auf ein Reformcurriculum noch sehr kurz zurückliegt. Danach hat sich die frühzeitige Verzahnung von Theorie und Praxis bewährt sowie der Unterricht mit frühem Patientenkontakt und die Einführung von Problemorientiertem Lernen. „Künftig sollte für das Medizinstudium ein kompetenzbasierter Lernzielkatalog entwickelt werden, der sich konsequent am ärztlichen Beruf ausrichtet. Wichtig sind außerdem Kommunikation, soziales Verhalten, der Einsatz von simulierten Umgebungen und medizinischen Lernzentren sowie praktische Beobachtungsprüfungen“, erklärt Hahn.

Zur Veranstaltung

Unter dem Motto „Innovationen, Reformen und Perspektiven“ veranstaltet der Stuttgarter Medizinverlag Thieme das Symposium „Medizinstudium 2.0“ gemeinsam mit der Universität Tübingen und dem Centrum für Hochschulentwicklung. Am 27. April 2010 diskutieren Dr. Frank-Ulrich Montgomery, Staatsekretärin Anette Widmann-Mauz sowie Experten aus Wissenschaft und Praxis über geänderte politische und wissenschaftliche Rahmenbedingungen, neue Herausforderungen, Reformansätze und den Einsatz elektronischer Medien. Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos, Wegen der begrenzten Plätze wird um Anmeldung unter www.medizinstudium-2-0.de wird gebeten.

12.04.2010

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