Dr. Ralf Brandner (links) und Bernhard Kronsteiner
Dr. Ralf Brandner (links) und Bernhard Kronsteiner

Bildquelle: x-tention

Interview • Fusion von ICW und x-tention

IT-Gesamtlösungen für das deutsche Gesundheitswesen aus einer Hand

Zwei starke Partner auf dem deutschen eHealth-Markt haben nach vier Jahren der Zusammenarbeit beschlossen, den finalen Schritt zu gehen und zu fusionieren: Aus der x-tention Informationstechnologie GmbH und der InterComponentWare GmbH (ICW) wurde im März 2022 x-tention Deutschland. Die bisherigen Geschäftsführer Dr. Ralf Brandner und Bernhard Kronsteiner leiten das Unternehmen nun gemeinsam mit dem Gründer der x-tention Unternehmensgruppe, Herbert Stöger. Im Interview sprachen die beiden über aktuelle Projekte, Herausforderungen und Ziele.

Interview: Sonja Buske

HiE: x-tention und ICW waren bereits erfolgreiche Unternehmen im e-Health-Bereich. Was hat Sie veranlasst, den Schritt der Fusion zu gehen?

Bernhard Kronsteiner: „Wir haben bereits 2018 die Zusammenarbeit gestartet und gemeinsam Projekte umgesetzt. Um am Markt als ein starkes Unternehmen aufzutreten und Prozesse innerhalb der Unternehmensgruppe zu harmonisieren, war die Fusion die logische Konsequenz.“ 

Dr. Ralf Brandner: „Für viele Kunden ist auch die Größe eines Unternehmens ein entscheidender Aspekt bei der Angebotsvergabe. Das Vertrauen in ein Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und einem entsprechenden Umsatz ist oft größer. Um angebots- und wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es sinnvoll, als eine starke Landesgesellschaft mit einem Namen aufzutreten, statt sich als Bietergemeinschaft mit unterschiedlichen Ansprechpartnern zu präsentieren.“

x-tention Deutschland bietet individuelle IT-Gesamtlösungen für das Gesundheits- und Sozialwesen sowie für die Industrie. Inwiefern unterscheiden Sie sich damit von Ihren Mitbewerbern?

Brandner: „ICW kommt ursprünglich aus dem Softwarebereich und x-tention aus dem Dienstleistungssektor. Die Kombination aus beidem ist unser Erfolgsfaktor, da wir unseren Kunden von der Beratung bis hin zur Softwarelösung alles aus einer Hand anbieten können. Diese Leistung gibt es am Markt selten. Deutsche Krankenhäuser haben in der Vergangenheit oftmals selbst Software angeschafft und betrieben. Sowohl die Komplexität der Lösungen als auch die Sicherheitsanforderungen werden jedoch immer höher und die Personalknappheit bei hoch spezialisiertem Fachpersonal größer, so dass die Kunden das selbst nicht mehr vollumfänglich leisten können. Wir haben dagegen Mitarbeiter, die teils schon seit 20 Jahren in diesem Bereich tätig sind und ihre Erfahrung in die Projekte einbringen können. Dadurch muss der Kunde weniger eigenes Personal zur Verfügung stellen, die Projekte werden effizienter, schneller und weniger fehleranfällig.“ 

Kronsteiner: „Hinzu kommt, dass wir in die große x-tention Unternehmensgruppe eingebettet sind und auf Mitarbeiter aus unseren Schwestergesellschaften in Österreich, Schweiz, England und in den USA zurückgreifen können. Dadurch können wir bei Bedarf auch Mitarbeiter aus anderen Ländern für Projekte in Deutschland einsetzen.“

Einer Ihrer Schwerpunkte auf dem deutschen Markt ist der Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI). Wie unterstützen Sie hier sowohl die Krankenkassen als auch die Leistungserbringer?

Kronsteiner: „Das zentrale Thema im Umfeld der Krankenkassen ist die Einführung der elektronischen Patientenakte. Vor vier Jahren konnten wir diese bereits mit einer großen Krankenkasse umsetzen. Da wir die Gesetzgebungen innerhalb der Telematikinfrastruktur sehr gut kennen, können wir an dieser Stelle Brücken bauen und Krankenhäuser mit Hilfe unserer eigenen Lösungen an die TI anschließen, und zwar unabhängig von deren Primär- und Subsystemen. Wir sehen durchaus Potential im Rahmen der TI noch weitere Services anbieten zu können. Dafür analysieren wir aktuell die gesetzlichen Rahmenbedingungen.“ 

Brandner: „Die TI befindet sich momentan im Umbruch. Wir sind sehr daran interessiert, uns bei der konzeptionellen Weiterentwicklung einzubringen, da wir der Meinung sind, dass wir bereits gut funktionierende Lösungen haben, die einen größeren Nutzen für die Anwender bieten und eine sinnvolle Gesamtlösung voranbringen können.“

Ein weiterer Schwerpunkt von x-tention Deutschland ist der Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz. Welche Services bieten Sie insbesondere mit Blick auf das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 an?

Kronsteiner: „Für uns sind die Bereiche Datenschutz und Informationssicherheit schon seit unserer Gründung ein wichtiges Thema, und nicht erst seit Einführung des IT-Sicherheitsgesetzes, da uns unsere Kunden seit jeher Patientendaten anvertrauen. Wir unterstützen durch Komplettpakete beim Aufbau von Informationssicherheits- und Datenschutzmanagementsystem und stellen zudem auf Wunsch auch externe Informationssicherheitsbeauftragte oder Datenschutzbeauftragte, denn für die Krankenhäuser wird es immer schwieriger, in dem Umfeld qualifiziertes Personal zu finden. Daneben haben wir sowohl für uns selbst als auch für unsere Kunden eine Lösung zur technischen Angriffserkennung etabliert, da die vergangenen Jahre gezeigt haben, dass Hacker-Angriffe immer häufiger werden.“

Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) soll stationären Einrichtungen unter anderem die Möglichkeit geben, die Digitalisierung voranzutreiben. Mit welchen Dienstleistungen und Produkten können Sie die Krankenhäuser dabei unterstützen? 

Kronsteiner: „Wir haben entschieden, dass wir uns in den Bereichen einbringen möchten, in denen wir bereits viel Erfahrung haben. Das ist zum einen der Aufbau von Patientenportalen. Ein Großteil der Kliniken haben auch in diesem Bereich Anträge gestellt. Hier gibt es demnach einen großen Nachholbedarf und hier liegt auch die DNA unserer Firma, denn bereits vor 20 Jahren hat es bei uns dazu die ersten Ansätze gegeben.

Unser Anspruch ist es, Lösungen nicht nur zu installieren, sondern diese auch umfassend zu betreuen und zu betreiben

Bernhard Kronsteiner

Der zweite Bereich ist die Interoperabilität. Es gibt sehr viele IT-Lösungen im deutschen Gesundheitswesen, doch die Zusammenarbeit der Lösungen untereinander ist sehr begrenzt. Unsere Softwarelösungen ermöglichen den Schnittstellen-Austausch von Daten sowohl innerhalb der Häuser als auch mit Ärzten oder Patienten. 

Der dritte Aspekt ist das Thema Datenschutz und Informationssicherheit. Wie schon erwähnt sind wir sehr erfahren auf diesem Gebiet und können uns als vertrauensvoller und etablierter Partner präsentieren. Unser Anspruch ist es, Lösungen nicht nur zu installieren, sondern diese auch umfassend zu betreuen und zu betreiben.“ 

Brandner: „Uns zeichnet zudem aus, dass wir die Systeme rund um die Uhr betreiben können, auch in der Nacht und am Wochenende. In den Krankenhäusern steht dafür oft kein Personal zur Verfügung, obwohl es essenziell wichtig ist, auch außerhalb der Kernarbeitszeiten zu reagieren. Die Anforderungen der Häuser sind sehr unterschiedlich und individuell. Darauf haben wir uns sowohl mit einem Not- als auch mit einem Bereitschaftsdienst eingestellt, der in der gleichen Zeitzone wie der Kunde arbeitet.“ 

Mit über 90 Mitarbeitern an den Standorten Heidelberg, Berlin und Augsburg wird x-tention Deutschland schon jetzt als starkes Unternehmen auf dem deutschen Gesundheitsmarkt wahrgenommen. Haben Sie vor, sich noch zu vergrößern und ihre Angebote zu erweitern? 

Kronsteiner: „Definitiv. In der gesamten Unternehmensgruppe haben wir gerade den 600. Mitarbeiter eingestellt, darauf sind wir sehr stolz. In die drei deutschen Standorte haben wir viel investiert, und moderne Büros mit attraktiven Arbeitsplatzmodellen gestaltet.“ 

15.04.2022

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